Debatte um Gesundheits-Check für Autofahrer "Senioren-TÜV" stößt auf Ablehnung

Berlin · Der ADAC und die Gewerkschaft der Polizei halten nichts von verpflichtenden Gesundheitstests für Autofahrer über 65 Jahren.

Auto: Tipps für den Frühjahrscheck
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Foto: sp-x

"Eine Verpflichtung zum Gesundheitscheck lehnen wir ab", sagte ADAC-Sprecher Andreas Hölzel am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Das kommt einer Diffamierung gleich."

Die Statistiken würden dafür auch keinen Anlass bieten. "Die offiziellen Unfallzahlen des Statistischen Bundesamtes geben den angeblichen Trend in Hamburg in keiner Weise wieder", sagte Ulrich Klaus Becker, ADAC-Vizepräsident für Verkehr.

Autofahrer über 65 seien nur bei 13 Prozent aller Unfälle der Verursacher, sie hätten aber einen Bevölkerungsanteil von rund 20 Prozent. Erst jenseits von 80 Jahren würde das Problem akuter. Hier komme es darauf an, dass sich der Fahrer selbst hinterfragt und das familiäre Umfeld auf entsprechende Überprüfungen dringe.

Mediziner als Aufklärer

Im Gegenzug müsse auch der Mediziner seine Patienten besser über erkrankungs- und behandlungsbedingte Einschränkungen ihrer Fahreignung aufklären und sie im Zweifelsfall an einen Facharzt mit verkehrsmedizinischer Qualifikation weiterleiten.

Ein weiteres Plus auf Seiten der Senioren sieht Becker bei der Erfahrung hinter dem Steuer: "Altersbedingte Leistungseinbußen können sie durch Besonnenheit und Ruhe wettmachen." Als schwächere Verkehrsteilnehmer - also als Radfahrer und Fußgänger - seien Senioren sehr viel häufiger sogar Opfer statt Verursacher. Jeder zweite Verkehrstote aus diesen beiden Gruppen war älter als 65 Jahre.

Generell ist laut ADAC von regelmäßigen Gesundheitschecks neben dem hohen bürokratischen Aufwand keine Erhöhung der Verkehrssicherheit zu erwarten. Die Untersuchungen ergeben allenfalls eine Momentaufnahme des Gesundheitszustandes, der sich binnen kürzester Zeit grundlegend ändern kann.

Freiwillige Basis "wäre schön"

Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht keinen Grund zu einem verpflichtendem Gesundheits-Check. "Es wäre natürlich schön, wenn man sich ab einem bestimmen Alter auf freiwilliger Basis einem Sehtest oder einer anderen gesundheitlichen Überprüfung unterziehen würde. Aber es generell vorzuschreiben, ist aus meiner Sicht nicht erforderlich", sagte GdP-Vorsitzender Bernhard Witthaut der dpa.

Michael Neumann (SPD) hatte sich in der "Bild"-Zeitung dafür ausgesprochen, dass sich Autofahrer spätestens alle 15 Jahre ärztlich auf ihre Fahrtauglichkeit untersuchen lassen. Der Hamburger Innensenator stützte sich dem Bericht zufolge auf neue Zahlen: Danach haben Senioren ab 65 Jahre mit 61,6 Prozent den höchsten Verursacheranteil am Unfallgeschehen in der Hansestadt. Auch die Grünen fordern obligatorische Gesundheitstests.

(dpa)
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