Konzerne nutzen Verunsicherung Neuer E10-Biosprit verwirrt Autofahrer

München (RPO). Der neue Biosprit E10 soll für den Autofahrer an der Zapfsäule eine umweltfreundlichere Alternative sein. Die Markteinführung der Kraftstoffsorte aber führt zu Verwirrungen an den Tankstellen. Der alte Super-E5-Sprit wird an vielen Zapfsäulen zu überhöhten Preisen angeboten. Der ADAC kritisiert die Preispolitik der Mineralölkonzerne.

Checkliste: Fragen und Antworten zu E10
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Foto: AP

Seit Anfang des Jahres können Autofahrer an vielen Tankstellen in Deutschland auf eine neue, umweltfreundlichere Kraftstoff-Alternative zurückgreifen: E10. "E" steht für den Alkohol Ethanol, die Zahl "10" gibt den prozentualen Anteil von Ethanol an, der in den Kraftstoff gemischt werden darf. Rund 90 Prozent der derzeit zugelassenen Autos mit Ottomotoren vertragen den neuen Sprit.

Für die übrigen zehn Prozent aber ist Vorsicht geboten, denn sie müssen zum alten Super, dem E5-Kraftstoff, zurückgreifen. Eine Fehlbetankung der Fahrzeuge mit E10 kann zu einem Motorschaden führen. Daher sind die Kraftstoffanbieter per Gesetz dazu verpflichtet, auch weiterhin den bisher erhältlichen E5-Sprit, dem höchstens fünf Prozent Ethanol beigemischt werden und den alle Motoren vertragen, anzubieten.

Preisaufschlag für Autofahrer

Viele Autofahrer sind derzeit verunsichert, da sie nicht wissen, ob ihr Fahrzeug den neuen E10-Sprit verträgt. Der ADAC kritisiert, dass Mineralölkonzerne, die E10 anbieten, diese Verwirrung an den Zapfsäulen ausnutzen und E5 zu erhöhten Preisen anbieten.

Der Vorwurf des Automobilclubs: "Die Konzerne möchten gerne Super E5 mit 95 Oktan vom Markt nehmen und nur noch E5 mit 98 Oktan anbieten", erklärt Maximilian Maurer, Pressesprecher beim ADAC in München gegenüber unserer Redaktion. Die Folge: Dieser Sprit wird unter der Bezeichnung Super Plus meist etwa fünf Cent teurer als Super E10 verkauft. Rund drei Millionen Autofahrer sind von diesem Preisaufschlag betroffen.

Eine aktuelle ADAC-Preisanalyse bestätigt diese Vermutung. "An Marken-Tankstellen in 20 Städten sind die Durchschnittspreise für das bislang übliche Superbenzin E5 in denjenigen Orten höher, wo bereits E10 erhältlich ist", gibt Maurer zu Bedenken. Meist werde dort nun das teurere Super Plus als Super verkauft. Der Zahlmeister ist der verunsicherte Autofahrer. Um sicher zu gehen greift er im Zweifelsfall zum teureren Kraftstoff.

Strafe bereits einkalkuliert

Für Jürgen Ziegner, Geschäftsführer des Zentralverbandes des Tankstellengewerbes, ist der momentane Preisunterschied hingegen eine logische Entwicklung des Marktes: "Der Verbraucher benötigt einen Anreiz, E10 zu tanken. Ist der neue Kraftstoff aber genauso teuer wie der alte, wird keiner den neuen Sprit kaufen", wie er unserer Redaktion erklärt.

Die Tankstellen haben von der Europäischen Union per Gesetz verordnet bekommen, bis Ende diesen Jahres eine vorgeschriebene Biokraftstoff-Quote von 6,25 Prozent zu erfüllen. Steigen nicht genügend Autofahrer von E5 auf E10 um, werden die Tankstellen zur Kasse gebeten. "Wir können noch gar nicht abschätzen, ob wir in Deutschland diese Quote überhaupt erreichen. Daher müssen die Tankstellen vorsorgen und bei der momentanen Preiskalkulation eine mögliche Strafe einplanen", so Ziegner.

Der ADAC fordert die Politik auf, dem Verbraucher Anreize zum Kauf von E10 zu geben und die Ölkonzerne zu einer Änderung der Preispolitik zu bewegen. "Wenn der Staat E10 subventioniert und dem Autofahrer zum Beispiel über die Senkung der Mineralölsteuer einen preislichen Anreiz gibt, diesen neuen Kraftstoff zu tanken, hätte das zur Folge, dass das Niveau des überteuerten E5-Sprits wieder fallen würde", sagt Maurer.

Vertrieb seit Anfang 2011

Der Preis für bislang übliches Super E5 schwankt laut ADAC derzeit um die Marke von 1,50 Euro. Dabei schneide Braunschweig mit einem Durchschnittspreis von 1,482 Euro je Liter am günstigsten ab, die thüringische Stadt Gera sei mit 1,524 Euro am teuersten.

Mit dem Vertrieb der neuen Benzinsorte E10 hatten die ersten Tankstellen in Deutschland Anfang 2011 begonnen. Bis Ende März soll sie flächendeckend erhältlich sein. Dem Sprit werden bis zu zehn Prozent des Biokraftstoffs Ethanol beigemischt.

Sie sind aber dazu verpflichtet, vorerst auch noch Super mit niedrigerem Ethanolgehalt anzubieten, da noch nicht alle Autos den neuen Sprit vertragen. Autofahrer können sich beim ADAC erkundigen, ob ihr Fahrzeug E10-tauglich ist.

(mit Agenturmaterial)
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