Auftrag in Sichtweite Neue Hoffnung für Karmann
Rheine/Osnabrück (RPO). Für den gebeutelten Autobauer Karmann mit Werken in Osnabrück und Rheine scheint es neue Hoffnung zu geben. Offenbar winkt ein Auftrag zur Produktion eines gesamten Fahrzeuges.

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Bei dem angeschlagenen Osnabrücker Cabriohersteller Karmann besteht möglicherweise Hoffnung auf einen Großauftrag. Der Betriebsrat informierte die Belegschaft darüber, "dass von der bevorstehenden Entscheidung die Zukunft des Fahrzeugbaus abhängt", wie die "Osnabrücker Zeitung" am Mittwoch berichtete. Das Unternehmen wollte keine konkreten Verhandlungen bestätigen. "Wir sprechen mit allen Autoherstellern", sagte Karmann-Sprecher Christian Eick.
Das Unternehmen versucht laut Eick, einen Auftrag zum Gesamtbau eines Wagens zu erhalten. "Jeder Auftrag ist uns lieb", sagte er. Es habe aber immer schon viele Gespräche gegeben. Es stehe dem Betriebsrat völlig frei, einzelne Gespräche besonders zu deuten.
Der Betriebsrat informierte die Mitarbeiter mit einem Infoblatt über einen möglichen Auftrag für den Bau eines Komplettfahrzeugs, wie die "Osnabrücker Zeitung" berichtete. Die Chance auf den Zuschlag werde vom Betriebsrat als "durchaus realistisch" angesehen. Der Auftrag könne die Beschäftigung für fünf Jahre sichern.
Um die Verhandlungen nicht zu gefährden, sagten die Mitarbeitervertreter eine für Donnerstag geplante Betriebsversammlung ab, in der es um den Sozialplan für die vom Stellenabbau bedrohten Beschäftigten gehen sollte. Der Auftraggeber werde voraussichtlich in der kommenden Woche eine Entscheidung treffen, hieß es.
Selbst wenn es einen neuen Auftrag gäbe, will Karmann zunächst an dem bisherigen Sparplan festhalten. "Wir befinden uns derzeit in Gesprächen um Interessenausgleich und Sozialplan", sagte Eick.
Karmann baut im Auftrag von Fahrzeugherstellern Cabrios, bietet aber auch fertige Dachsysteme an. Wegen Auftragsmangels hatte Karmann den Abbau von 1770 Stellen in den Werken im nordrhein-westfälischen Rheine und im Stammsitz in Osnabrück angekündigt. In Rheine läuft die Produktion des Audi A4-Cabrios im Herbst 2008 aus. Dann werden laut Eick der Fahrzeugbau geschlossen und 900 der 1000 Stellen gestrichen. In Osnabrück wird noch bis Herbst 2009 das Mercedes CLK Cabrio gebaut. Wenn es bis Juli 2008 keinen Folgeauftrag gibt, sollen dort 870 von knapp 4000 Stellen abgebaut werden.
Die Karmann-Unternehmensgruppe beschäftigt bisher rund 7000 Mitarbeiter an weltweit sechs Standorten und erzielte 2006 einen Umsatz von rund 1,9 Milliarden Euro. Die Dachfertigung ist von der Krise nicht betroffen.