Umwelt-Sachverständige haben teure Pläne Lkw auf Autobahnen sollen ans Stromnetz

Düsseldorf · Wenn die jetzt vorgelegten Pläne der Umwelt-Sachverständigen der Bundesregierung umgesetzt werden, könnte sich das Erscheinungsbild deutscher Autobahnen schon bald grundlegend ändern. Die Experten schlagen den Bau elektrischer Oberleitungen für Lkw vor. Ein Beitrag für mehr Umweltschutz. Ein teurer Beitrag.

 Schon bald ein gewohntes Bild auf den Autobahnen? Lkw sollen ans Stromnetz, auch auf den Schnellstraßen der Republik.

Schon bald ein gewohntes Bild auf den Autobahnen? Lkw sollen ans Stromnetz, auch auf den Schnellstraßen der Republik.

Foto: Siemens

Der Ansatz des Sachverständigenrats klingt einleuchtend: Die Umwelt soll geschont werden, gleichzeitig der Wirtschaftsstandort Deutschland gestärkt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, reiche es nicht mehr nur aus, Pkw mit Elektroantrieb auszustatten, auch Lastwagen sollen ans Stromnetz. Und das auf Autobahnen.

Sollte dieses Vorhaben tatsächlich umgesetzt werden, müssten dafür rund 5700 Autobahnkilometer mit Oberleitungen ausgestattet werden. Die Kosten wären immens: Die Experten beziffern die Ausgaben auf 1,5 Millionen Euro pro Kilometer.

Die Kosten werden bei einer Länge der elektifizierten Autobahnabschnitte von 5700 Kilometern auf gut 14 Milliarden Euro veranschlagt. Der Sachverständigenrat schlägt in der ersten Phase die Elektrifizierung aller Autobahnen mit einer einstelligen Nummerierung (A1 bis A9) vor.

Nur, woher soll das Geld kommen? Der CSU-Dauerbrenner Pkw-Maut dürfte damit erneut auf die Tagesordnung rücken. Die Kosten blendet der Sachverständigenrat zunächst noch aus. Im Fokus steht der Beitrag für die Umwelt.

Mit diesem Vorschlag könnte eine Verringerung des Ausstoßes von klimaschädlichen Treibhausgasen geleistet werden, sagte der Sachverständige Olav Hohmeyer bei der Vorstellung des Umweltgutachtens 2012.

Hintergrund dieses Vorschlags sind die enormen Zuwachsraten des Güterverkehrs auf den Autobahnen. Bis zum Jahre 2025 rechnet das Bundesverkehrsministeriums mit einem Anstieg des Anteils von Schwerlastern von schwindelerregenden 80 Prozent. Schon jetzt donnern täglich tausende Lkw über die Schnellstraßen des Transitlandes Deutschland.

Nur ein Teil könne - so die Einschätzung des Umweltrats - auf die Schiene verlagert werden. Der Vorsitzende des Gremiums, Martin Faulstich, erklärte die Verringerung von Rohstoff- und Energieverbrauch sowie die Auswirkungen dieser Maßnahmen auf die Umwelt gar zu der entscheidenden Systemfrage des 21.Jahrhunderts. Das Ziel: Wirtschaftswachstum und Umweltbelastungen müssen entkoppelt werden.

Einen Weg zur Verringerung des Schadstoffausstoßes der Lkw sehen die Experten in elektrischen Antrieben. Dazu sollte die rechte Spur bestimmter Autobahnen mit einer Oberleitung ausgestattet werden, wie sie für Trolleybusse in manchen Städten bereits existierten.

Nach Hohmeyers Worten hat die Industrie Interesse an derartigen Überlegungen. Siemens habe eine Teststrecke in Brandenburg gebaut. Die Experten von Siemens hätten errechnet, dass sich die Umstellung für Spediteure in einem Zeitraum von zwei Jahren rechnen würde. Der Strom für die Oberleitungen könne aus regenerativen Energien kommen und sei deswegen klimaneutral.

Dem Sachverständigenrat für Umweltfragen gehören sieben Professoren verschiedener Fakultäten an. Das Gremium berät seit 40 Jahren die Bundesregierung in Fragen der Umweltpolitik.

(mit Material von Reuters/AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort