Ab Januar Kia C'eed greift den Golf an
Rom (RP). Mitten in Europa pflanzt der koreanische Autokonzern ab dem 20. Januar Kia ein Samenkorn, das in der Golfklasse Früchte tragen soll. Und weil für die Koreaner ein Name auch Programm sein kann, haben sie ihren neuesten automobilen Wurf Cee'd genannt – das sich ähnlich ausspricht wie "Seed", dem englischen Wort für "Saat".

Kia Cee'd
Rom (RP). Mitten in Europa pflanzt der koreanische Autokonzern ab dem 20. Januar Kia ein Samenkorn, das in der Golfklasse Früchte tragen soll. Und weil für die Koreaner ein Name auch Programm sein kann, haben sie ihren neuesten automobilen Wurf Cee'd genannt — das sich ähnlich ausspricht wie "Seed", dem englischen Wort für "Saat".
Der Nachfolger des glücklosen Cerato wurde im Rüsselsheimer Entwicklungszentrum entworfen und wird im neuen Kia-Werk in der Slowakei gebaut. Der 4,24 Meter lange, 1,790 Meter breite und 1,480 Meter hohe Fünftürer soll eben ein durch und durch europäisches Auto sein. Auf den ersten Blick wirkt der Cee'd aber nicht so aufregend, wie es die vorab gezeigten Studien versprochen hatten.
Das Heck fällt steil ab, die Schnauze ist in die Länge gezogen. Das ganze Gefährt scheint irgendwie nicht im Gleichgewicht zu sein. Vielleicht der Tribut, den die Koreaner für einen 2,650 Meter langen Radstand zollen mussten. Und das hat wiederum etwas Positives. Der Cee'd bietet Platz. Sehr viel Platz sogar. Der Kofferraum fasst 340 Liter, bei umgeklappter Rückbank sogar 1.300 Liter. Vorne und hinten ecken selbst groß gewachsene Menschen nicht sofort an oder fühlen sich in eine Konservendose eingezwängt.
Wenn jetzt nur noch die Sitze etwas komfortabler wären. Denn die sind zumindest in der Basisversion nicht ganz so bequem. Mit den höheren Ausstattungsvarianten steigt zwar der Sitzkomfort, aber restlos überzeugen kann das Gestühl nicht.
Schwergängige Lenkung
Auch der 1,6-Liter-Benziner (90kW/122 PS, 154 Nm, 0-100 km/h 10,8 Sekunden, Spitze 192 km/h, Verbrauch 6,4 Liter) hinterlässt einen gemischten Eindruck. Er dreht zwar kräftig, klingt sportlich und fährt sich in der Stadt oder der Autobahn ganz gut. Solange er nicht ernsthaft gefordert wird: Auf einer Serpentinenstrecke mit engen Kurven und häufigen Lastwechseln muss der Antrieb kräftig arbeiten.
Zudem verliert der Cee'd dann gerne mal seine Linie und versetzt das Heck. Nur ein wenig zwar und nicht dramatisch, aber doch so, dass der Fahrer immer wieder gefordert ist, um das Auto auf Kurs zu halten — und das mit einer Lenkung die schwergängig arbeitet. Dazu kommt ein Fahrwerk, das etwas sehr straff abgestimmt ist und nicht in jeder Situation souverän arbeitet.
Am ehesten passt dazu noch der durchzugsstarke 2.0-Liter-Benziner (105 kW/143 PS, 186 Nm, 0-100 km/h 10,4 Sekunden, Spitze 205 km/h, Verbrauch 7,1 Liter). Aber auch mit dem 1,6-Liter-Diesel unter der Haube ist der Kia entspannter als mit dem gleichgroßen Benziner unterwegs (85 kW/115 PS, 255 Nm, 0-100 km/h 11,5 Sekunden, Spitze 188 km/h, Verbrauch 4,7 Liter oder 66 kW/90 PS, 235 Nm, Spitze 172 km/h, Verbrauch 4,7 Liter).
Monochromes Navi
Ein großes Plus: Alle Motoren entwickeln dank einer guten Aerodynamik ihre Leistung sehr genügsam. Nur an der Balance zwischen Fahrkomfort und Sportlichkeit sowie den Sitzen muss Kia vielleicht noch etwas nacharbeiten. Ebenso wie am Navi. Denn ein schmales monochromes Display mit simplen Richtungspfeilen ist ganz einfach nicht mehr zeitgemäß.
Dafür bewegt sich die Verarbeitung auf hohem Niveau. Nur an ein, zwei Stellen stören billig anmutende Hartplastik-Abdeckungen den positiven Gesamteindruck. Das Mulitfunktionslenkrad ist serienmäßig an Bord. Ab der EX-Ausstattung lassen spezial beschichtete Seitenscheiben Regenwasser einfach abperlen.
Und der Cee'd legt noch ein paar Pfunde mehr in die Waagschale um die Käufergunst: Auf den Antriebsstrang gibt Kia sage und schreibe sieben Jahre Garantie, auf die Karosserie fünf Jahre - oder über eine Laufleistung von 150.000 Kilometer. Die Koreaner sind nach Langsteckentests anscheinend von der eigenen Zuverlässigkeit sehr überzeugt.
Preislich orientiert sich Kia vor allem am Golf und möchte 3.000 Euro billiger sein. Der Einstieg in den Cee'd beginnt darum schon ab 14.300 Euro für 1,4-Liter-Benziner (80kW/109 PS, 137 Nm, 0-100 km/ 11,6 Sekunden, Spitze 187 km/h, Verbrauch 6,1 Liter) in der Basisausstattung. Und zu der gehören immerhin bereits Lordosenstützen im Beifahrer- und Fahrersitz. Letzterer ist höhenverstellbar. Ebenso wie das Lenkrad, das sich zusätzlich noch in der Tiefe einstellen lässt.
Ordentliche Sicherheitsausstattung
Auch bei der Sicherheitsausstattung haben die Koreaner nicht gespart: Sechs Airbags, ABS, ESP samt Traktionskontrolle und groß dimensionierte Scheibenbremsen sind serienmäßig an Bord. Bei Kia ist man davon überzeugt, fünf Sterne beim Euro NCAP-Crashtest zu holen. Sollte das gelingen, würden das Raumangebot, die Ausstattung, die Sicherheit und die Garantie für den Cee'd sprechen.
Rund 100.000 Stück möchte Kia davon 2007 absetzen, ab 2008 sollen es sogar 150.000 Autos werden. Und mit noch etwas Feintuning könnte den Koreanern tatsächlich der ganz große Wurf gelingen. Das Potenzial, tatsächlich aufzugehen und aufzublühen, hat Kias Saat jedenfalls. Und ein Kombi sowie ein Dreitürer sollen ja noch folgen, ebenso wie ein 2,0-Liter-Diesel-Aggregat.