Studie der Uni Düsseldorf und des ADAC Hälfte der Autofahrer ist der Spritpreis egal

Düsseldorf · Eine Studie Düsseldorfer Wissenschaftler im Auftrag des ADAC beweist: Fast jeder zweite Autofahrer achtet an der Zapfsäule nicht aufs Geld. Justus Haucap, Direktor des Düsseldorfer Instituts für Wettbewerbsökonomie, verblüffen die Ergebnisse.

2012: Was treibt den Spritpreis nach oben?
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Foto: ADAC

Wenn eines sicher ist, dann das: spätestens mit Beginn der Sommerferien werden die Spritpreise wieder steigen. Und wie reagieren die Autofahrer? Gleichgültig. Fast die Hälfte aller Tankstellenkunden achtet an der Zapfsäule nicht aufs Geld. Das ist das überraschende Ergebnis einer Studie des Instituts für Ökonomie der Uni Düsseldorf im Auftrag des ADAC.

"Der Benzinpreis ist der Brotpreis des 21. Jahrhunderts. Kaum ein anderer Preis erregt die Gemüter in Politik, Medien und an den Stammtischen so stark", meint Justus Haucap, Direktor des Instituts für Wettbewerbsökonomie. Jedenfalls sei dies die öffentliche Wahrnehmung. Da hätten ihn die Ergebnisse der Studie, für die bundesweit 1000 Autofahrer telefonisch befragt wurden, doch ziemlich verblüfft.

Danach vergleicht knapp die Hälfte die Preise nie oder selten und tankt, wenn der Tank leer ist und nicht, wenn die Preise kurzfristig mal fallen. Außerdem: 40 Prozent bleiben ihrer Stammtankstelle treu, auch wenn sie teurer ist. Selbst wenn der Preisunterschied fünf Cent pro Liter betragen würde, entschließen sich nur 28 Prozent, einen Umweg in Kauf zu nehmen. Haucap: "Wenn ich das als Tankstellenbetreiber weiß, ist mein Anreiz, die Preise zu senken, nicht besonders stark."

Er habe nicht geglaubt, "dass die Autofahrer so phlegmatisch sind", kommentiert der Düsseldorfer Wissenschaftler die Ergebnisse. Vielen Kunden ist es offensichtlich nicht klar, dass sie durch ihr Verhalten durchaus einen Einfluss auf die Preise hätten. Überspitzt formuliert: Autofahrer sind mitschuldig am hohen Spritpreis. Ziel müsse es sein, so Haucap, die "träge Masse der Autofahrer zu mehr Preissensibilität zu bewegen."

Doch dazu brauchen Tankstellenkunden mehr Informationen in möglichst kurzer Zeit. Heute nutzen nur etwa sieben Prozent aller Autofahrer Online-Preisvergleiche. Haucap: "Eine interessante Möglichkeit wäre es, solche Preisvergleiche in Navigationssysteme zu integrieren, so dass Infos über die günstigste Tankstelle in der Nähe während der Fahrt abrufbar wären." Für den Wissenschaftler ein möglicher Impuls für mehr Wettbewerb.

Für den ADAC ist auch eine Alternative denkbar: Es gibt Apps, die Kurse von mehr als 14.000 Aktien an den Börsen in Echtzeit anzeigen. "Warum sollten solche Handy-Programme nicht aktuell die günstigsten Tankstellen in der Umgebung anzeigen?" Der ADAC kündigt jedenfalls an, seine Internet-Informationssysteme zu verbessern.

Skeptisch sieht Justus Haucap allerdings eine immer wieder geforderte Preisregulierung durch die Regierung, wie sie in Österreich bereits durchgesetzt wurde. Dort dürfen Tankstellen nur ein Mal am Tag ihre Preise erhöhen, aber beliebig oft senken. Das könne dazu führen, dass der Preis ein Mal besonders stark steigt und dann in mehreren Schritten wieder abbröckelt. Außerdem hätten Studien belegt, dass die Preise dadurch grundsätzlich nicht gefallen sein. "Im Gegenteil."

Doch selbst wenn Autofahrer bereit wären, ihr Verhalten zu ändern und mehr auf ihre Spritkosten zu achten - auf eines haben sie keinen Einfluss: "Kraftstoffpreise basieren nicht unerheblich auf den Weltmarktpreisen für Rohöl", so Haucap. "Und die dürften mit zunehmender Knappheit weiter steigen."

(RP/nbe/csi)
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