Regierung hielt 2008 trotzdem am Biosprit fest Gutachten entlarvt höhere Emissionen bei E10

Düsseldorf (RPO). Drei Jahre ist es her, dass dem damaligen Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) ein Hauptgutachten zum Thema "Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung" übergeben wurde. Verfasser der fast 400 Seiten langen Expertise war der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung (WBGU). Fazit: Biokraftstoffe wie das im E10-Sprit beigemischte Bioethanol sind klimaschädlich.

 Bundesumweltminister Sigmar Gabriel bei der Vorstellung des Gutachtens 2008.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel bei der Vorstellung des Gutachtens 2008.

Foto: wbgu.de

Im Jahre 2008 untersuchte der WBGU im Auftrag des von Sigmar Gabriel (SPD) geführten Bundesumweltministeriums die Zukunftsfähigkeit von Bioenergien und die Umweltverträglichkeit von Biokraftstoffen, unter anderem am Beispiel des im E10 beigemischten Bioethanols. Die damalige Große Koalition hatte die Untersuchung in Auftrag gegeben.

Am 03. Dezember 2008 wurde das Ergebnis der neun Gutachter, die dem Bundesumweltministerium unterstellt sind, medienwirksam an Umweltminister Gabriel übergeben. Fazit des Hauptgutachtens: "Der WBGU empfiehlt den raschen Ausstieg aus der Förderung von Biokraftstoffen für den Verkehr. Die Quoten zur Beimischung von Biokraftstoffen zu fossilen Kraftstoffen sollten eingefroren und innerhalb der nächsten drei bis vier Jahre ganz zurückgenommen werden", so der Wortlaut.

Deutliche Worte der Experten

Und die Bewertung der Experten fand noch deutlichere Worte: "Für den Klimaschutz schneiden die Biokraftstoffe [...], so zum Beispiel Bioethanol aus Mais, sehr ungünstig ab. Unter Berücksichtigung der Emissionen aus indirekten Landnutzungsänderungen führen sie in der Regel sogar zu höheren Emissionen als die Nutzung fossiler Kraftstoffe."

E10, so das Urteil des WBGU, habe unter dem Strich negativere Auswirkungen auf die Umwelt als normales Benzin. Vielmehr plädierte der Beirat für einen kontinuierlichen Ausbau der Elektromobilität.

Koalitionsinterner Streit 2008

"Für die Zukunft der Mobilität im Straßenverkehr hält der WBGU die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Kombination mit elektrischen Fahrzeugen für die sinnvollste Lösung. Auf diesem Weg erzielt die Bioenergienutzung eine deutlich höhere Klimaschutzwirkung als beigemischte Biokraftstoffe."

"Kein Verzicht an Biomasse"

Selbst der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie, in diesen Tagen einer der stärksten Befürworter von E10, gab 2008 kleinlaut zu, dass die erforderliche Kapazität von über drei Millionen Tonnen Ethanol pro Jahr in Europa noch nicht zur Verfügung stehe und bei Importen die Nachhaltigkeit nicht gewährleistet sei.

Gabriel aber stellte damals unmissverständlich klar: "Es wird keinen Verzicht der Bundesregierung auf Biomasse geben." Nur die Einführung von E10 wurde verschoben. Dass nur drei Jahre später der Bedarf an Bioethanol für den nationalen Markt gedeckt und ökologisch nachhaltige Rahmenbedingungen für die Produktion und Einfuhr sicher gestellt sind, darf zumindest in Frage gestellt werden.

(rpo)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort