Genfer Autosalon VW, Opel, Mercedes & Co — die Neuheiten im Autofrühling

Genf · Autoliebhaber haben bei der CES in Las Vegas in die Zukunft geblickt und bei der Detroit Motor Show vor allem XXL-Modelle für die USA bestaunt. Jetzt ist Europa an der Reihe: Die hiesige Neuwagensaison startet mit dem Genfer Autosalon – und ungewöhnlich praktischen Autos.

Genfer Autosalon 2017 - das sind die Neuheiten der Automesse
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Genfer Autosalon 2017 - das sind die Neuheiten der Automesse

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Foto: dpa, loe

Autoliebhaber haben bei der CES in Las Vegas in die Zukunft geblickt und bei der Detroit Motor Show vor allem XXL-Modelle für die USA bestaunt. Jetzt ist Europa an der Reihe: Die hiesige Neuwagensaison startet mit dem Genfer Autosalon — und ungewöhnlich praktischen Autos.

Noch geht es im Palexpo zu wie auf einer Handwerkermesse. Bislang sieht man in den Messehallen am Genfer Flughafen vor allem Hubwagen, Gabelstapler und jede Menge Werkzeug. Doch spätestens am 9. März wird sich dort ein anderes Bild zeigen: Dann eröffnet der 87. Automobilsalon (bis 19. März) und läutet die europäische Neuwagensaison ein.

Nachdem sich die PS-Branche bei den ersten Messen des Jahres auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas betont zukunftsträchtig und im Anschluss auf der Detroit Motor Show eher rückwärtsgewandt gezeigt hat, geben sich die Autohersteller in Genf bodenständig.

Mercedes E-Klasse Cabrio - die letzten Testfahrten in Arizona
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Foto: Mercedes-Benz

Denn nach den bisherigen Ankündigungen der Hersteller sind es vor allem bezahlbare Mittelklasse-Modelle, praktische Kombis und immer wieder neue SUV, die im Rampenlicht stehen sollen. Doch keine Sorge: Gleichwohl werde "auch viel neue Technik für die nächsten Jahre zu sehen sein", sagt der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen.

Die größten Premieren feiern in diesem Jahr Volkswagen und Opel - beide großen Marken präsentieren in Genf ein neues Topmodell. Bei Opel geht der Insignia in die nächste Runde und dreht sich mit deutlich gewachsenem Format als Grand Sport mit Fließheck im Rampenlicht.

Und VW zieht das Tuch von der Coupé-Limousine Arteon, die oberhalb des Passat angesiedelt ist und es besser machen soll als der profane CC oder der protzige Phaeton. Die Bühne in der Mittelklasse gehört Opel und VW aber nicht alleine. Angeblich plant auch die Citroën-Schwester DS ein neues Flaggschiff, das in Genf seinen Einstand geben soll.

Zu den Trendsettern im Palexpo werden in diesem Jahr auch die Kombis zählen. Denn nicht nur der Insignia riskiert gleich zur Premiere als Sports Tourer eine große Heckklappe.

Neue Sportwagen und Cabrios 2017
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Neue Sportwagen und Cabrios 2017

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Foto: Hersteller

BMW reicht schon wenige Monate nach dem Generationswechsel des 5ers wieder einen Touring nach und verspricht bis zu 1700 Liter Ladevolumen. Und aus Stuttgart verdichten sich die Gerüchte, dass es Porsche ernst meint mit einem Panamera Kombi - selbst wenn der eher ein Shooting Brake wird und wohl als Sport Turismo auf die Bühne fahren wird.

Dazu gibt es eine Reihe neuer kleiner Geländewagen wie den gelifteten Captur bei Renault und eine Flut neuer Großstadtflitzer. Suzuki hat die nächste Generation des Swift angekündigt, Seat den neuen Ibiza. Ford stellt die bislang nur einem kleinen Kreis präsentierte achte Fiesta-Generation auf die große Bühne, Kia überarbeitet den Picanto.

Mercedes stimmt die Messegäste mit einer unkonventionellen Designstudie auf den bevorstehenden Generationswechsel der A-Klasse ein. Allerdings wird es dabei nicht bleiben: Fast am anderen Ende der Palette zeigen die Schwaben das neue Cabrio zur frisch erneuerten E-Klasse und bringen so zumindest ein wenig Leidenschaft auf die in diesem Jahr allem Anschein nach ungewohnt nüchterne Messe.

Glanz und Gloria wird es auch bei zwei Firmen geben, die bislang nicht für sonderlich leidenschaftliche Produkte standen. So feiert Kia die Europapremiere des Stinger, der als Sportlimousine mit bis zu 269 km/h zum bislang schnellsten Modell in der Geschichte des koreanischen Herstellers wird.

Genfer Autosalon 2017: Skoda Kodiaq Sportline - SUV als Sportskanone
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Skoda Kodiaq Sportline - SUV als Sportskanone

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Foto: Skoda

Und Renault feiert nach Jahren des Vorgeplänkels das Comeback der legendären Alpine: Mit Leichtbau und Heckmotor soll das Coupé zum Konkurrenten zum Beispiel für Porsche Cayman oder Jaguar F-Type aufsteigen, kündigen die Franzosen an.

Bei den sonst für die Traumwagen zuständigen Luxusmarken ist 2017 dagegen nur wenig zu erwarten: Lamborghini ist offenbar so sehr mit der Entwicklung seines ersten Geländewagens beschäftigt, dass es seit langem nur noch für Derivate von Aventador und Huracan reicht.

Bentley fächert die Modellpalette des Bentayga weiter auf, und bei Rolls-Royce wartet alle Welt auf den Nachfolger des Phantom und ebenfalls auf einen Geländewagen. Allerdings kommt für beide Modelle die Messe in Genf noch viel zu früh, heißt es in Unternehmenskreisen.

Was Aston Martin, Lotus, Ferrari oder Maserati zeigen werde, ist noch völlig unbekannt. Deshalb gehören die Schlagzeilen in der Luxusliga derzeit allein McLaren. Denn die Briten liefern bereits seit Wochen ein paar Salami-Scheibchen zum Projekt P14 - einem Supersportwagen, der mit mehr Leistung und höherem Tempo den 650S beerben soll.

Während es zahlreiche neue Modelle geben wird in Genf, sind die ganz großen technischen Innovationen diesmal nicht zu erwarten. Denn die wichtigen Ankündigungen zur Elektromobilität haben die Hersteller im Herbst 2016 in Paris gemacht und die ersten Serienautos für das Ende des Jahrzehnts versprochen. Und was es in Sachen Assistenz und Infotainment zu präsentieren gab, das wurde in Las Vegas gezeigt.

Opel Insignia Grand Sport - erste Bilder vom neuen Flaggschiff
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Foto: Opel

Dennoch rechnen Experten wie Ferdinand Dudenhöffer mit ein paar wichtigen Konkretisierungen: Er hofft auf zusätzlichen Schwung für die Elektromobilität durch neue Details zum superschnellen Laden mit dem von BMW, Daimler und VW versprochenen 350-kW-Netz oder die ersten Autos mit induktiver Ladetechnik. Und Dudenhöffer sähe in Genf die perfekte Bühne für die Premiere des Tesla Model 3.

Als zweiten Trend sieht der Experte den Einzug digitaler Sprachassistenten wie Amazons Alexa ins Auto. Was in Las Vegas noch angekündigt war, werde man in Genf ausprobieren können: "Intelligenz statt Blech und Lack.

Genau das macht den Charme aus", sagt er und hofft, dass Alexa zum Thema wird: "Damit könnte Genf wieder ein Stück Zukunft zeigen und nicht die Langeweile von Detroit fortsetzen."

(csr/dpa)
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