Zündschloss-Debakel weitet sich aus General Motors - schon 20 Millionen Autos zurückgerufen

Detroit · Bei General Motors nimmt das Debakel um defekte Zündschlösser immer größere Ausmaße an. Bereits zum 44. Mal in diesem Jahr rief der US-Autobauer Fahrzeuge zurück - diesmal über drei Millionen. Damit beorderte GM allein im ersten Halbjahr mehr als doppelt so viele Wagen in die Werkstätten, wie er insgesamt 2013 weltweit verkauft hat. Die deutsche GM-Tochter Opel ist nach Angaben eines Sprechers vom Dienstag von diesem Rückruf nicht betroffen.

Die Pannen-Serie beim Autoherstellter General Motors
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Die Pannen-Serie beim Autoherstellter General Motors

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Foto: ap

Die jüngsten Probleme bei den Zündschlössern haben nach Konzernangaben zumindest zu acht Unfällen mit sechs Verletzten geführt. Ein ähnlicher Rückruf von 2,6 Millionen Fahrzeugen Anfang des Jahres wird mit mindestens 13 Todesfällen in Verbindung gebracht.

Die US-Verkehrsaufsicht geht jedoch von einer höheren Zahl aus. Verbraucherschützer sprechen seit Monaten von bis zu 300 Todesopfern in Folge des Defekts, bei dem sich Motor und elektrische Systeme wie Airbags auch bei hohem Tempo unvermittelt abschalten.

Wegen des Fiaskos hat GM bereits 15 Mitarbeiter gefeuert. Damit seien die notwendigen personellen Konsequenzen gezogen, hatte GM-Chefin Mary Barra vor einer Woche bei der Hauptversammlung gesagt. Das Top-Management wurde bei internen Ermittlungen jedoch von jeder Verantwortung freigesprochen.

Barra, die seit ihrem Amtsantritt im Januar vor allem damit beschäftigt ist, die Pannenserie aufzuklären, sich für Fehler zu entschuldigen und GM zur Bewältigung der Krise neu aufzustellen, wird in dieser Woche erneut vor dem US-Kongress Rede und Antwort stehen. Allerdings war ihre Aussage noch wegen eines vorhergehenden Rückrufs geplant worden.

Die Zündschlösser des jüngsten Rückrufs von 3,36 Millionen Fahrzeugen gehen GM zufolge auf den selben Ingenieur zurück, der in Zusammenhang mit dem früheren Rückruf entlassen worden war. Dieses Mal kann im Falle einer Erschütterung des Wagens - etwa durch ein Schlagloch - der Zündschlüssel aus der Fahrt-Position springen, wie der Opel-Mutterkonzern erläuterte. Dies könne sich auf Servolenkung, Bremskraft-Verstärker und Airbags auswirken.

20 Millionen Autos seit Jahresbeginn zurückgerufen

Betroffen sind unter anderem die Modelle Buick LaCrosse, Chevrolet Impala, Cadillac DeVille. Erst am Freitag wurden mehr als eine halbe Million Chevrolet Camaros zurückbeordert. Zuvor hatte es mehr als zweieinhalb Millionen Chevrolet Cobalts und andere kleinere Modelle getroffen.

GM teilte mit, die Zündschlüssel würden ausgetauscht oder nachgebessert. Die Zündschlösser selbst müssten nicht ersetzt werden. Allein wegen dieser Probleme hat GM in diesem Jahr 6,5 Millionen Wagen zurückbestellt. Ingesamt sind es seit Januar weltweit rund 20 Millionen Autos. Zum Vergleich: Im ganzen vergangenen Jahr hat der größte Autobauer der USA weltweit 9,7 Millionen Autos und Kleinlaster verkauft.

Die Rückrufaktionen kommen GM teuer zu stehen. Für die Kosten hat der Konzern nun im zweiten Quartal 700 Millionen Dollar eingeplant - 300 Millionen mehr als zuvor. Insgesamt schätzt der Konzern, das diesbezüglich in diesem Jahr Ausgaben von zwei Milliarden Dollar auf ihn zukommen.

"Spitze des Eisbergs"

Besonders brisant ist die Affäre, weil die Probleme im Unternehmen seit mehr als zehn Jahren bekannt waren, GM aber erst im Februar 2014 begann, die Autos zurückzurufen. Dies hat eine Welle der Empörung ausgelöst sowie Untersuchungen von Behörden und Abgeordneten.

Die Zahl der neuen Rückrufe sei "nur die Spitze des Eisberges im Vergleich zu dem, was bei GM nun getan werden muss", sagte der demokratische Senator Richard Blumenthal. Er ist einer der schärfsten Kritiker des Konzerns im US-Kongress.

Die Amerikaner bleiben der Marke trotz aller Unwägbarkeiten zumindest bislang treu. GM erzielte auf dem Heimatmarkt im Mai so viele Verkäufe wie seit August 2008 nicht mehr.

(Reuters)
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