70 Prozent meiden Biokraftstoff Experten: E10-Sprit ist klimapolitischer Unfug

Berlin (RPO). Experten des Bundestages empfehlen im Interesse des Umweltschutzes einen Verzicht auf die Pflicht zur Beimischung von Bioethanol zu Benzin, so wie beim neu eingeführten Kraftstoff E10. Wegen der geringen Energieproduktivität pro Fläche bringe Biosprit "nur begrenzte Einsparungen bei den Klimaemissionen", heißt es in einem Bericht.

Checkliste: Fragen und Antworten zu E10
Infos

Checkliste: Fragen und Antworten zu E10

Infos
Foto: AP

Deutlich effizienter seien dagegen Strom und Wärme aus Biomasse, etwa auf Basis von Festbrennstoffen oder Biogas. Hier sieht das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) "die besseren Einsparpotenziale bei den Treibhausgasemissionen", heißt es in dem Bericht, der der "Wirtschaftswoche" vorliegt und der sich auf die Einschätzung des TAB stützt.

Wenn der Bund auf eine möglichst hohe Energieproduktivität pro Fläche aus ist und Treibhausgase vermeiden will, müsse die Konsequenz eine "stufenweise Zurücknahme der Biokraftstoffquote bis zu ihrer völligen Abschaffung sein", fordern die Experten laut "Wirtschaftswoche".

70 Prozent meiden E10

Dem Bericht zufolge beansprucht die Biospritproduktion außerdem zunehmend Ackerland, das für die Produktion von Nahrungsmitteln gebraucht wird. Dies treibe die Bodenpreise hoch und verteuere Lebensmittel.

Zumindest in diesem Punkt will die Bundesregierung laut "Wirtschaftswoche" einlenken. Das Bundesumweltministerium möchte "die Nachhaltigkeitskriterien so ausweiten, dass es künftig zu keiner Verdrängung von Nahrungspflanzen kommt", zitierte die "Wirtschaftswoche" Umwelt-Staatssekretärin Ursula Heinen.

Derweil teilte der Mineralölwirtschaftsverband mit, dass laut eigener Untersuchungen sieben von zehn Autofahrern den neuen Biosprit meiden und aus Verunsicherung auf teureren Sprit umsteigen. Dabei könnten 90 Prozent der zugelassenen Fahrzeuge E10 tanken. Der Verband ruft die Autofahrer auf, sich bei ihrem Fahrzeughersteller zu informieren.

Bundesumweltminister Norbert Röttgen hatte kürzlich das Verhalten der Mineralölkonzerne bei der Einführung des neuen Kraftstoffs Super E10 kritisiert. Der Vorwurf: Die Unternehmen bedienen sich bei denjenigen Autofahrern, deren Fahrzeuge kein Super E10 vertragen.

Seit Januar 2011 wird E10 an vielen Tankstellen in Deutschland angeboten. Bis Ende März soll eine flächendeckende Verfügbarkeit gewährleistet sein. Der ADAC kritisiert durch die E10-Einführung die künstliche Verteuerung des "alten" Super Benzins E5 mit 95 Oktan durch die Mineralölwirtschaft. Alle wichtigen Fragen und Antworten zu E10 haben wir Ihnen hier zusammengestellt.

(AFP/nbe)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort