Hier werden Geldtransporter produziert Ein Traumjob für Kriminelle

Potsdam · Einen Geldtransporter hat jeder schon mal gesehen: Entweder vor der Bank oder zumindest mal ein einem TV-Krimi. Die Produktion der rollenden Panzerschränke ist eine hochsensible Angelegenheit. Und nicht alle eingebauten Details werden verraten.

Millionenraub am Brüsseler Flughafen
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Wer Geld transportieren will, muss selbst erst einmal eine Menge Geld in die Hand nehmen. Denn Geldtransporter sind aufgrund ihrer Panzerung extrem teuer. Und Fahrzeuge aus deutscher Produktion sind besonders gefragt.

Mindestens 65.000 Euro kostet ein ganz normaler Werttransporter auf Basis des Volkswagen T5 2,0 TDI oder des Mercedes-Benz Sprinter 316 CDI in der hierzulande üblichen Beschussklasse B 3. Macht also Umbaukosten von etwa 30.000 Euro. Und wer glaubt, dass diese Transporter dann viel Ladekapazität hätten, der irrt.

Denn die "rollenden Panzerschränke" haben inklusive Fahrer und Beifahrer ein Eigengewicht von bis zu 2,8 Tonnen, so dass für den reinen Geldtransport gerade mal 700 Kilogramm übrig bleiben. "Man muss also in jeder Beziehung rechnen können", schmunzelt Fred Stoof, Geschäftsführer der Firma Stoof International GmbH aus Borkheide in der Nähe von Potsdam.

Wie aber kommt man ausgerechnet dazu, Werttransporter zu bauen? Die Vorgeschichte reicht in die Zeit unmittelbar nach der Wende zurück, als Fred Stoof in seiner Kfz-Werkstatt ein Auto für eine Werttransportfirma aus Potsdam panzern sollte.

"Das kannst Du als Ossi doch überhaupt nicht"

Der gelernte Karosseriebauer suchte zunächst Ersatzteile bei einem alteingesessenen Betrieb in Westdeutschland. "Das kannst Du als Ossi doch überhaupt nicht", hieß es sinngemäß zunächst. Das wollte Stoof nicht auf sich sitzen lassen. Heute zählt sein Unternehmen zu den führenden deutschen Herstellern für gepanzerte Sonderfahrzeuget. Sogar eine Bank aus England lässt bei ihm fertigen.

Beim Um- und Ausbau von Fahrzeugen werden viele verschiedene Handwerker benötigt: Schweißer, Karosseriebauer oder auch Mechatroniker. Bis zu 200 Werttransporter stellt das Unternehmen jährlich fertig. Zunächst werden die Transporter — meistens sind es VW T 5 oder Mercedes-Benz Sprinter — vor dem Umbau regelrecht entkernt, um sie auf ihren späteren Einsatz vorzubereiten.

"Jeder Werttransporter gleicht einem kleinen Hochsicherheitstrakt", erläutert Stoof. "Das bedeutet, dass wir eine Menge Elektronik einbauen und auch hydraulische Systeme installieren. Erst später geht es darum, die Karosserie durch laminierte Stahlmatten zu verstärken und die normale Verglasung gegen Panzerglas auszutauschen".

Über Details schweigt sich der Chef des Unternehmens mit 150 Mitarbeitern aber aus. "Unser Geschäft ist äußerst sensibel. Die Qualität deutscher Transporter hat dazu geführt, dass die Fahrzeuge im In- und Ausland für ihre Zuverlässigkeit bekannt sind. Viele Kunden wollen, dass sich diese Made-in-Germany-Qualität beim Umbau fortsetzt."

Am besten, man erkennt nichts

Immerhin müssen Werttransporter im täglichen Einsatz nicht selten tausend Kilometer zurücklegen. Und das Geschäft mit der Sicherheit verträgt keine Experimente.

Wer weiß schon, dass jeder Werttransporter über mehrere Schließsysteme verfügt und sich schon lange nicht mehr mit einem normalen Zündschlüssel starten lässt? Jedes dieser Fahrzeuge wird mittels GPRS überwacht und lässt sich sogar per Fernsteuerung stilllegen. Etwa dann, wenn das Fahrzeug unprogrammgemäß plötzlich die vorgeschriebene Fahrtroute verlässt.

Meistens werden die Werttransporter heute übrigens als Dreisitzer gebaut. So gibt es direkt hinter dem Fahrersitz noch einen zusätzlichen Platz, der als Schleuse zum eigentlichen Tresor konzipiert ist. Neben Kamerasystemen fallen bei den Fahrzeugen auch die Rundum-Polsterung des Fahrerraums, die Sichtfenster in den Schiebetüren und die Luftluken auf, die unabhängig von der Klimaanlage eingebaut werden.

"Am Ende aber kommt es darauf an, dass man einen Werttransporter nicht als solchen erkennt", beschreibt Fred Stoof die Herausforderung. "Deshalb wird die Panzerung auch nachträglich in das Originalfahrzeug integriert, ohne das äußere Erscheinungsbild zu verändern."

Dabei ist der Fahrerraum so konzipiert, dass alle Lücken zwischen dem Fahrzeugrahmen und den Türen überlappen, um das Eindringen von Projektilen oder Munitionssplittern in die Fahrerkabine zu verhindern. Die brandenburgische Spezialfirma baut inzwischen auch Sonderschutzfahrzeuge für ausländische Regierungen und bereitet im Auftrag der Vereinten Nationen sogar Toyota-Geländewagen für ihren Einsatz in Krisengebieten vor.

(SP-X)
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