Konzept des Ford Vignale Ein rollendes Wohnzimmer

Mailand · Mehr Leder, mehr Luxus, mehr Lounges. Der Autohersteller Ford will mit einer neuen Linie Nobelkunden betören und nimmt sich dabei die Möbelbranche zum Vorbild und Robertos Bar.

Ford Vignale-Konzept - schöner wohnen
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Robertos kleine Bar liegt in einem Seitenflügel des Palazzo Reale, gleich ums Eck steht der ehrwürdige Dom. Schöner geht's kaum in Mailand. Soll der Cappuccino in eine angewärmte Tasse? In eine gekühlte? In ein Glas? Gestreckt? Mit einer kleinen Kugel Vanille-Eis? Roberto weiß so etwas, schon wenn die Stammkunden zur Tür hereinkommen. "Certo" - aber sicher. Das Lächeln, der Plausch, die Grandezza ist immer Teil des Angebotes.

Ein wenig so wie den Kaffeekünstler Roberto wünscht sich Roelant de Waard auch seinen Arbeitgeber. Vielleicht präsentiert der Marketing- und Vertriebschef von Ford-Europa auch darum seine neueste Strategie hier im Hof des noblen Königspalastes. "Vignale" nennen die Kölner Ihre Linie, die bald alle größeren Modelle adeln soll. Und wie bei Roberto soll damit weit mehr als nur eine Ausstattungsvariante verbunden sein.

Wobei auch die realen automobilen Fakten den Kunden schon betören sollen. Das verdeutlicht ein Concept-Car des kommenden S-Max, das Ford in Mailand mit Vignale-Ausstattung veredelt erstmals präsentiert. Der sportlich-schnittige Van steht auf verchromten 21-Zoll-Felgen und in der eigens kreierten Farbe Milano grigio; deren Rosé-Ton soll an eine Perlenkette erinnern. Die Außenspiegel scheinen dank filigraner Chromhalterungen zu schweben, die Türen öffnen sich per App vom Smartphone aus. Profane Griffe zum Öffnen gibt es außen gar nicht mehr.

Im Inneren des S-Max ist es dank schallschluckendem Noise-cancelling-System praktisch still wie sonntagnachts unter der Kuppel des Mailänder Doms. Alu- und Chrom-Applikationen schimmern, die Ledersitze greifen das sechseckige Vignale-Motiv aus dem Frontgrill auf. Zwei iPads stecken in Docking-Stations an den Kopfstützen der Vordersitze. Und die Einzelsitze hinten lassen sich elektrisch versenken.

Zafira, Sharan & Co: Beliebte Siebensitzer
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Foto: Hersteller

Der größte Teil dieser Schaustücke wird auch im realen S-Max-Vignale zu haben sein, der im kommenden Jahr auf den Markt kommt. Aufpreis? Da wird de Waard so wortkarg wie Roberto auf die Frage nach dem Lieferanten seiner Kaffeebohnen.

Aber "das Produkt ist ohnehin nur die Hälfte der Vignale-Leistung", betont der Manager. Die andere Hälfte, das sind spezielle Kundenberater, die in besonderen Lounges abgetrennt vom normalen Ford-Kunden die Besser-Käufer betreuen werden. Ganz speziell, versteht sich. Denn Kundenservice ist nach einer Ford-Studie für mehr als ein Drittel der Premium-Kunden der entscheidende Zufriedenheitsfaktor.

Darum steht in Fords Vignale-Lounges bald der Latte macchiato auf dem Couchtisch, der Kunde sinkt in handschuhweiche Ledersofas und knabbert an seinen Sandwiches, während sein Vignale-Mondeo nach der Inspektion fertig zur Übergabe poliert wird. Oder er lässt sich den Top-Ford, den es in der Edelversion ab Anfang 2015 zu kaufen gibt, gleich nach Hause bringen. Alles Teil des Rundum-Sorglos-Paketes, das die Kölner gerade um die Vignale-Linie stricken.

Der S-Max übrigens wird in der Nobel-Version bald auf den neuen Mondeo folgen. Und gerade für den Familien-Van passt das Konzept mit dem Namen eines Turiner Autodesigners der Nachkriegszeit bestens. Da ist sich de Waard sicher. Schließlich ist ein solches Fahrzeug ja immer ein rollendes Wohnzimmer.

"Die neueste Mode und die neuesten Möbel-Trends sind für uns Inspiration", sagt der Ford-Mann. Auch deswegen sind die Kölner seit einigen Jahren mit eigenen Objekten auf der Mailänder Möbelmesse präsent — und auf der Suche nach dem letzten Schrei bei Stoffen und Materialien, Farben und Zierelementen.

Ford selbst zeigt auf Mailands Messe allerdings keine Autos, sondern etwa ein edles Café-Tablett, eine schwarzglänzende Handtasche oder einen Lounge-Sessel. Solche Accessoires soll sich der Kunde nach de Waards Vorstellungen bei der Bestellung künftig gleich dazu gönnen.

Und vielleicht mag ja auch der ganz normale Käufer eines Ka oder Fiesta wenigstens eine schicke Vignale-Armbanduhr besitzen — bis das Ersparte für ein ganzes Auto dieser Linie reicht? Eine Alternative wäre allerdings auch ein Wochenende in Mailand mit Espressi macchiati bei Roberto im Palazzo Reale. Ist ja auch premium. "Certo, professore", sagt der Barista.

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