Jaguar und Volvo verpassten Entwicklungen Edelmarken von Ford sind die großen Verlierer

Hamburg (rpo). Zwei Edelmarken gehören zu den großen Verlierern auf dem Automarkt in diesem Jahr in Deutschland. Auffällig: Sowohl Jaguar als auch Volvo sind die Premiummarken des Ford-Konzerns. Warum verlieren sie bis zu 27 Prozent, obwohl der Gesamtmarkt nur um 0,7 Prozent schrumpfte?

Volvo S40
9 Bilder

Volvo S40

9 Bilder
Foto: gms

<P>Hamburg (rpo). Zwei Edelmarken gehören zu den großen Verlierern auf dem Automarkt in diesem Jahr in Deutschland. Auffällig: Sowohl Jaguar als auch Volvo sind die Premiummarken des Ford-Konzerns. Warum verlieren sie bis zu 27 Prozent, obwohl der Gesamtmarkt nur um 0,7 Prozent schrumpfte?

Jaguar hat bis zum Herbst 24 Prozent bei den Zulassungen verloren, die Schweden sogar 27 Prozent. Der Gesamtmarkt ging mit 0,7 Prozent dagegen nur leicht zurück. Warum also hat es ausgerechnet die Familienkutschen aus Skandinavien und die edlen Renner aus England so hart erwischt?

Die Unternehmen sagen: Schlechter Markt, scharfe Konkurrenz. Was aber auffällt: Jaguar und Volvo sind die beiden Hauptmarken der Ford-Luxusabteilung Premier Automotive Group neben Aston Martin und Land Rover. Ganz offenbar läuft es nicht rund in der Top-Abteilung von Autobauer Ford.

Bei der deutschen Jaguar-Tochter im feinen Bad Homburg bei Frankfurt ist man besonders niedergeschlagen, hatte das Unternehmen doch erst in den letzten Jahren mit den Reihen S-Type und X-Type das Fahrzeugangebot nach unten erweitert und zunächst massig neue Kunden angezogen. "Die schlechte Marktlage im Luxussegment ist auch an uns nicht spurlos vorübergegangen", sagt Jaguar-Sprecherin Andrea Leitner-Garnell. Aber sie nennt auch tiefer gehende Probleme: Jaguar hat den Dieselboom in Deutschland völlig verschlafen. Erst in diesem Jahr hat Jaguar einen Diesel ins Programm genommen, im nächsten Jahr folgt ein weiterer Selbstzünder.

Im nächsten Jahr soll es besser werden, sagt die Jaguar-Sprecherin: 10 bis 15 Prozent mehr Absatz als die rund 5.000 in diesem Jahr erwarteten Autos sollen weggehen. Dazu bringt Jaguar auch den ersten Kombi auf den Markt, den X-Type Estate.

"Immer stärkere Verwandtschaft zu Ford ist schwierig"

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Fachhochschule Gelsenkirchen hat nichts gegen einen Jaguar-Kombi, sieht aber aus einer anderen Ecke große Gefahr für Jaguar: "Die immer stärkere Verwandtschaft zu Ford ist schwierig". In der Tat ist der X-Type unter dem edlen Jaguar-Blech ein Ford-Mondeo, allerdings mit aufgemotztem Fahrwerk und Antrieb. Die Dieselmotoren kommen aus der Diesel-Kooperation zwischen Ford und dem französischen PSA-Konzern (Peugeot, Citroën). "Das wird die Marke schwächen", meint Dudenhöffer. Ford will aber die Gleichteile-Strategie noch weiter vorantreiben, Konzernchef Bill Ford hat weitere Einsparungen in der Produktion verlangt.

Auch bei Volvo, mit rund 36.000 angepeilten deutschen Zulassungen dieses Jahr deutlich größer als Jaguar, steckt immer öfter Ford drin: Der neue kleine S40 baut auf der Plattform des Ford Focus auf, die nächsten Diesel kommen auch aus dem PSA-Gemeinschaftsregal. Volvo-Sprecher Thomas Hanel sagt allerdings: "Das Auto ist typisch Volvo".

Werbekampagne ist schiefgelaufen

Er erklärt den Markteinbruch bei der für ihre Sicherheit bekannten Marke so: Volvos seien oft Dienstwagen, aber wegen der zu Jahresbeginn angedrohten Dienstwagensteuer und der schlechten Lage in vielen Firmen würden die Autos für Angestellte nicht mehr so oft ersetzt. Außerdem habe man mit einer großen Werbekampagne danebengehauen: Zu Jahresbeginn wurde laut Hanel das meiste Werbegeld für den Geländewagen XC90 ausgegeben. Der Wagen hat aber eine Lieferzeit von einem Jahr, war also sowieso ausverkauft. Die Volumenmodelle dagegen hätten Werbeschwung gut gebrauchen können. Im nächsten Jahr soll alles besser werden.

Kann sein, kann auch nicht sein. Autofachmann Dudenhöffer jedenfalls gibt allen Edelmarken einen Tipp: "Die Marke muss eigene Innovationen haben, sich damit von den anderen Wagen abheben." Technik eines Massenherstellers und Motoren aus französischen Familienkutschen gehören nicht zu diesen typischen Erneuerungen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort