Dieselskandal Kraftfahrtbundesamt genehmigt erstmals Hardware-Nachrüstung

Berlin · Die ersten Besitzer von Diesel-Pkw mit der Abgasnorm Euro 5 können nach langer Wartezeit endlich ihre Autos nachrüsten, um so Fahrverbote in Deutschland zu vermeiden.

 Ein Techniker hält die Abdeckung eines vom Abgas-Skandal betroffenen Dieselmotors in Händen (Symbolbild).

Ein Techniker hält die Abdeckung eines vom Abgas-Skandal betroffenen Dieselmotors in Händen (Symbolbild).

Foto: Julian Stratenschulte

Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) erteilte nach monatelangen Verzögerungen die erste Allgemeine Betriebserlaubnis zur Dieselnachrüstung. Diese betrifft nach Darstellung des Bamberger Technologie-Anbieters Dr Pley Nachrüstsätze zunächst für Volvo-Modelle. Demnächst seien Genehmigungen auch für Fahrzeuge von Daimler und BMW zu erwarten. Die Systeme werden vom Zulieferer und Pley-Partner Bosal produziert und vertrieben.

Das Bundesverkehrsministerium bestätigte, dass das erste Abgasnachrüstsystem vom KBA gebilligt worden sei und weitere folgten. Der ADAC forderte, dass nach den ersten Genehmigungen schnell weitere Systeme „für möglichst alle betroffenen Fahrzeuge“ folgen. „Die Unsicherheit der betroffenen Dieselfahrer dauert schon viel zu lange an“, sagte eine ADAC-Sprecherin. „Wichtig ist es nun, dass die Kostenfrage schnell geklärt wird. Es kann nicht sein, dass der Verbraucher auf den Kosten sitzen bleibt.“

In Deutschland sind weit mehr als fünf Millionen Diesel-Pkw mit der Abgasnorm Euro 5 auf den Straßen unterwegs. Wegen des hohen Ausstoßes von Stickoxiden sind sie an vielen Orten von Fahrverboten bedroht. Auch mit Nachrüstungen der Abgasreinigung direkt am Motor soll dies verhindert werden. Die Kosten für die Umrüstung wurden in der Vergangenheit auf etwa 3000 Euro pro System geschätzt. Einige Autobauer haben zugesagt, sich an den Kosten zu beteiligen.

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sprach von einem wichtigen Beitrag mit überschaubaren Effekten. Die Nachrüstung helfe Fahrern, Händlern und Städten. „Wir hätten das zwölf Monate früher haben können, wenn sich der Verkehrsminister nicht so umständlich angestellt hätte“, so der Duisburger Professor.

Die Hersteller hatten sich lange gegen Hardware-Nachrüstungen gesträubt, dann aber 2018 einem Kompromiss für die Finanzierung zugestimmt. Das KBA habe dem Nachrüstsatz für Volvo-Modelle mit 2,0- und 2,4-Liter-Dieselmotoren der Abgasnorm Euro 5 eine Betriebserlaubnis erteilt, bestätigte der Anbieter Dr Pley. Dies umfasse die Modelle XC60, XC70, S60, V60. Für Daimler-Modelle werde eine KBA-Erlaubnis zum 31. Juli erwartet, für BMW-Modelle zum 15. August.

(felt/dpa)
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