Wintereinbruch und hohe Nachfrage Diesel schon jetzt fast so teuer wie Benzin

Düsseldorf · Aufatmen bei den Autofahrern, die Benzin tanken müssen und Kopfschütteln bei der Diesel-Fraktion: Während Ottokraftstoff in den vergangenen Wochen billiger geworden ist, ist Diesel vergleichsweise teuer geblieben.

2012: Was treibt den Spritpreis nach oben?
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Foto: ADAC

Nach ersten Berechnungen des ADAC wird 2012 das teuerste Tank-Jahr aller Zeiten. Beim Blick auf die Preise an den Zapfsäulen verwundert die Meldung nicht. Benzin ist in den vergangenen Tagen ein wenig billiger geworden, besonders verärgert dürften aber die vielen Diesel-Fahrer sein. Ihr Selbstzünder ist im Verhältnis zum Ottokraftstoff besonders teuer.

"Am Sonntag mussten Autofahrer im bundesweiten Durchschnitt 1,556 Euro für einen Liter E10 bezahlen", wie ADAC-Sprecher Andreas Hölzel auf Anfrage unserer Redaktion erklärt. Die Preise für Montag sind noch nicht ausgewertet. Dieselfahrer schauen dem Autoclub zufolge hingegen in Röhre: Der Preis für einen Liter des Selbstzünderkraftstoffs lag bei 1,505 Euro je Liter.

Nur noch wenige Cent Differenz

Damit beträgt der Unterschied zwischen Benzin und Diesel an der Zapfsäule nur noch fünf Cent — im Durchschnitt wohlgemerkt. Mancherorts schmilzt die Differenz auf wenige Cent zusammen. "Derzeit machen die Ölkonzerne auf Kosten der Diesel-Fahrer schön Kasse", sagt Hölzel.

Der Winter hat noch nicht richtig Einzug gehalten und schon rücken Diesel- und Benzinpreis näher zu sammen. Branchenkennern zufolge ist nicht auszuschließen, dass im diesjährigen Winter ein ähnliches Phänomen auftritt wie 2008. Damals war Diesel kurzzeitig teurer als Benzin.

Benzin und Diesel ungleich besteuert

Dabei werden beide Kraftstoffarten unterschiedlich besteuert. Auf den Selbstzünder entfallen pro Liter eine Steuerlast von 47,04 Cent, bei Benzin liegt sie bei 65,05 Cent. Hieraus ergibt sich eine Differenz von rund 18 Cent. Angesichts des aktuellen Superbenzin-Preises müsste Diesel demnach 1,37 Euro kosten.

Der Grund für den Diesel-Aufschwung: Der frühe Wintereinbruch im Oktober und Temperaturen nahe des Frostbereiches haben die Nachfrage nach Heizöl steigen lassen. Aktuell kosten 100 Liter 93 Euro. Vor einer Woche noch lag der Preis bei knapp über 91 Euro, vor einem Jahr bei 85 Euro.

Heizölpreis treibt Dieselpreis

Der Preis für Diesel ist von dieser gestiegenen Nachfrage besonders betroffen. Steigt die Nachfrage nach Heizöl wird auch Diesel zwangsläufig teurer. Denn Heizöl wird - wie der Selbstzünderkraftstoff auch - aus Erdöl erzeugt. Beide gehören zu der selben Produktfamilie. Aus einem Liter Rohöl werden Leicht- (Ottokraftstoff), Mittel- (Heizöl, Diesel, Kerosin) und Schwerdestillate (schwere Heizöle für Schiffe) gewonnen.

Theroetisch könnten ältere Dieselmotoren sogar mit Heizöl abgetrieben werden. Neuere Motoren würden aufgrund des weitaus höheren Schwefelgehalts im Heizöl indes nachhaltige Schäden davon tragen.

Die ungebrochene Diesel- und Heizöl-Nachfrage stellt insbesondere die Raffinerien vor ein logistisches Problem. "Sie verfügen nicht über die Kapazitäten, daher muss Diesel oftmals importiert werden. Das treibt den Preis weiter nach oben", berichtet Jürgen Ziegner vom Zentralverband des Tankstellengewerbes.

Zahlen aus den Jahren 2000 und 2011 belegen die für die Raffinerien problematische Entwicklung. Während vor elf Jahren der Absatz von Benzin (30,25 Millionen Tonnen) und Diesel (28,77 Millionen Tonnen) nahezu identisch war, ist der Diesel-Absatz mit 33 Millionen Tonnen gestiegen und der von Benzin deutlich gesunken (19,6 Millionen Tonnen).

(nbe)
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