Über 30 Jahre nach der Verkehrskampagne "Hallo Partner — Dankeschön" ist von Partnerschaft im Straßenverkehr kaum etwas zu spüren. Von "gegenseitiger Rücksicht", wie sie in § 1, Absatz 1, unserer Straßenverkehrsordnung (StVO) verlangt wird, ganz zu schweigen. Als Autofahrer könnte man bei einem Blick auf das tägliche Spektakel auf unseren Straßen vielmehr meinen, dass Egoismus, Fahrlässigkeit und häufig auch pure Ignoranz deutlich zugenommen haben.

Das beginnt bei den Zeitgenossen, die trotz kurzer Grünphasen an Ampeln ungerührt das Gespräch mit ihrer Beifahrerin fortsetzen. Es setzt sich fort mit Parkplatz-Rowdys, beharrlichen Nebelschlussleuchten-Fans oder unbelehrbaren Dränglern. Hinzu kommt eine stetig wachsende Anzahl von Musik-Freaks, die ihren Wagen zu einer rollenden Diskothek umrüsten und glauben den gesamten Verkehrsraum bewummern und bedröhnen zu müssen.

Deutschland hat die besten Autofahrer? Diese Behauptung ist in etwa so alt wie jene, die Bundesliga sei mit Abstand die stärkste der Welt. Beides ist falsch. Auf unseren Straßen herrschen immer weniger Rücksicht und Vorsicht. Vielmehr sind Ignoranz und Arroganz auf dem Vormarsch. Dass sich die Unfallbilanz so positiv entwickelt und es immer weniger Tote und Schwerverletzte gibt, haben wir allein den modernen Fahrzeugen zu verdanken oder den vielen Staus. Auf keinen Fall uns selbst.