Chinesische Behörden schlagen Alarm Die gefährlichste Kreuzung der Welt

Düsseldorf (RPO). Die chinesische Provinzhauptstadt Heze liegt 645 Kilometer südlich von Peking. Auch wenn die bezirksfreie Stadt am Gelben Fluss mehrere Millionen Einwohner hat, hierzulande kennt sie kaum jemand. Nun erregt Heze weltweit Aufsehen. Die Behörden warnen mit einem drastischen Unfall-Video vor der vielleicht gefährlichsten Kreuzung der Welt. Die Bilder gehen um die Welt.

Drei Spuren auf jeder Fahrseite und unzählige Autos und Lkws, die auf die breite Kreuzung zu fahren. Auf den ersten Blick scheint die Szene im Video alltäglich zu sein. Doch plötzlich passiert das Unglück: In dem Moment, als die Blechlawine die Gabelung überquert, schneidet dort ein mit drei Personen überladenes Motorrad den Weg. Das Unglück nimmt seinen Lauf: Ein tonnenschwerer Lkw kracht mit voller Wucht gegen das Zweirad und schleudert die Personen auf den Asphalt.

Was zunächst nach einem Action-Thriller aus Hollywood ausschaut, ist Realität. Zumindest im chinesischen Heze. Denn dort gibt es die wohl gefährlichste Kreuzung der Welt. Chinesische Behörden haben jetzt ein rund zwölfminütiges Video einer Überwachungskamera veröffentlicht, das die ganze Dramatik dieses unübersichtlichen Straßenübergangs zeigt. Auf diesem Mitschnitt sind schwere Unfälle zu sehen. Das Video soll die Verkehrsteilnehmer zu einer vorsichtigen Fahrweise animieren.

Friederike Kirchner, Verkehrspsychologin aus Wuppertal, schätzt die Erfolgsaussichten dieser erzieherischen Maßnahme allerdings gering ein. "Dieser Schritt wird wenig bewirken. Erst ein nachhaltiger Bewusstseinswandel ändert etwas. Die chinesische Mentalität und die Rahmenbedingungen, wie die Menschen dort ihren Führerschein erhalten, spielen sicherlich auch eine große Rolle. Der Glaube und das Vertrauen in das Schicksal führen zu einer gewissen Gleichgültigkeit und Fahrlässigkeit am Steuer."

Die Behörden in Heze klagen, dass die meisten Auto- und Motorradfahrer nicht auf die Ampelsignale schauen und achtlos weiterfahren. In der Hoffnung, doch den einen Moment schneller zu sein als die übrigen Verkehrsteilnehmer. "So ein Schockvideo ist der falsche Weg. Eher sollten die Behörden auf strengere Regeln und Kontrollen hinarbeiten und den Menschen klar machen, dass sie nicht Einzelkämpfer sind, sondern ein Teil einer Verkehrsgemeinschaft", so Kirchner.

Erst wenn bei jedem Einzelnen ein nachhaltiger Bewusstseinswandel eingesetzt habe, bestehe die Chance auf Besserung, erläutert die Expertin. Ein weiteres Problem: Auf Chinas Straßen dürfte es in Zukunft immer voller werden. Der chinesische Automarkt wächst und wächst. Und ein Ende des Booms ist vorerst nicht abzusehen. Im vergangenen Jahr wurden in China 11,3 Millionen Autos zugelassen, so der Verband der Automobilindustrie.

Zum Vergleich: In Deutschland bekamen 2010 zwei Millionen Neuwagen das Zulassungsschild. Allein im Februar 2011 wurden in China 768.240 Fahrzeuge auf die Straße gelassen, ein Plus von 6,9 Prozent im Vergleich zum Monat des Vorjahres. So appellieren die chinesischen Behörden nicht ohne Grund an die Bürger, verstärkt auf Verkehrsregeln und andere Teilnehmer zu achten. Damit in Zukunft weniger tödliche Unfälle passieren.

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