Detroit Auto Show Die Amis specken ab

Detroit (RPO). Kehrtwende in "Motown": Schwindende Marktanteile und galoppierende Spritpreise lassen US-Autobauer in Detroit umdenken. Beim Spagat zwischen Vernunft und Vergnügen stehen neben Pick-ups, Geländewagen und Muscle-Cars auffällig viele kompakte, kleine und umweltfreundliche Autos auf der US-Messe.

Die neuen US-Trends in Detroit
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"Wir haben erkannt, dass Größe längst nicht mehr alles ist", sagt Chrysler-Vorstand Tom La Sorda. Rick Wagoner von General Motors kündigt eine Flut von Hybrid- und Ethanol-Fahrzeugen an, und Ford-Vorstand Allan Mulally enthüllt eine neue Generation sparsamer Benzinern mit Turbolader und Direkteinspritzung. Die meisten dieser Neuheiten werden allerdings vorerst nicht nach Europa kommen.

Eine Absage an alte amerikanische Ideale kommt aus England und Schweden: Mit den Studien LRX und dem 9-4X zeigen Land Rover und Saab, dass "Big is beautiful" nicht die einzige Schönheitsformel ist. Beide Geländewagen sind für amerikanische Verhältnisse ungewöhnlich kompakt - und gehen selbst in Europa noch als Einstiegs-Offroader durch. Es soll konkrete Produktionsabsichten geben.

Der Golf der Amerikaner

Die wichtigsten Neuheiten der US-Hersteller zeigen sich dagegen noch in bekanntem Großformat. Bei Ford steht im Mittelpunkt die neue Generation des Pick-up F-150, der seit drei Jahrzehnten die Zulassungsstatistik anführt und laut Marktforscher Ferdinand Dudenhöffer als "Golf der Amerikaner" gilt. Zum Start gibt es ausschließlich V8-Motoren mit 4,6 bis 5,4 Litern Hubraum.

Das gilt auch für den Konkurrenten Dodge RAM, der nach dem Chevrolet Silverado auf dem dritten Platz der Pick-up-Zulassungen steht und in Detroit ebenfalls in die nächste Generation geht. Auch diesen Pritschenwagen gibt es zunächst nur mit V6- und V8-Motoren, von denen der größte 5,7 Liter Hubraum hat und 283 kW/385 PS erreicht.

Trotzdem hat bei allen drei Konzernen das Umdenken eingesetzt: Chevrolet zeigt den Silverado auf der Messe mit Hybrid-Antrieb. Chrysler-Entwicklungschef Frank Klegon kündigt für den Dodge RAM eine Hybrid-Version und einen Bluetec-Diesel an. Und auch Ford stellt sparsamere Motoren in Aussicht. Der Konzern baut vor allem auf neuen "EcoBoost"-Aggregate: Sie kombinieren Turboaufladung mit Benzindirekteinspritzung und sollen Verbrauchsvorteile von bis zu 20 Prozent ermöglichen.

Zusätzliches Kraftwerk

Bei den Studien gehen die Amerikaner noch deutlich weiter. So zeigt Chrysler drei Konzeptfahrzeuge mit einem unterschiedlich konfigurierten Elektroantrieb, der mal ausschließlich aus einer Batterie gespeist wird und mal als "zusätzliches Kraftwerk" eine Brennstoffzelle oder einen Bluetec-Diesel zur Steigerung der Reichweite einsetzt.

General Motors konzentriert sich auf den Einsatz von Ethanol, weil das laut Rick Wagoner die umweltfreundliche Technik ist, mit der man am schnellsten die größte Wirkung erzielen könne. Schon heute biete das Unternehmen 25 Modelle für den sogenannten E85-Kraftstoff an. Allein sechs Millionen Autos in den USA könnten E85 tanken. Diese Flotte soll bis 2012 deutlich größer werden, so Wagoner. Bis dahin könnte es auch die Studie Hummer HX in die Serie schaffen und so als Geländewagen mit geschrumpftem Format und gezügeltem Durst einen Hauch von Umweltfreundlichkeit zeigen.

Zwar wird es auch dann mit Autos wie einer 456 kW/620 PS starken Corvette ZR1 oder der ähnlich hoch motorisierten Dodge Viper noch immer genügend Kandidaten für den "Schwarzen Peter" unter den wenig umweltschonenden Modellen geben. Doch selbst auf Supersportwagen wie einem Ferrari prangt in Detroit heute schon der Schriftzug "Bio- Fuel".

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