Mercedes und Audi Deutsche Automarken versagen im Crashtest

Arlington · Die Mercedes C-Klasse und der Audi A4 sind an einem amerikanischen Crashtest gescheitert. Bei dem Sicherheitstest mit Frontalaufprall schnitten sie am schlechtesten ab. Daimler erhebt Einspruch: Der Test entspreche nicht dem realen Unfallgeschehen.

Selbst hochpreisige Autos mit Premiumanspruch bieten ihren Fahrern erschreckend wenig Schutz bei Frontalcrashs. Das zumindest will das Sicherheitsinstitut der amerikanischen Versicherungen (IIHS) bei einem Test ermittelt haben. Unter den elf geprüften Fahrzeugen von Edelmarken konnten lediglich drei Modelle überzeugen.

Gute Wertungen strichen die Mittelklasselimousine Volvo S60 und der in Europa nicht angebotene Acura TL von Hondas Luxus-Ableger ein. Mit zumindest akzeptablen Ergebnissen absolvierte der Infinit G den Test, eine luxuriöse Mittelklasselimousine aus dem Hause Nissan. Die übrigen acht Modelle schnitten schlecht ab. Mercedes C-Klasse, Lexus IS und Audi A4 scheiterten hier komplett und erreichten nur die niedrigste mögliche Bewertung. BMW 3er, VW CC und die US-Modelle Lincoln MKZ und Acura TSX bieten demnach zumindest marginalen Schutz.

Frontalcrash mit 25-prozentiger Überlappung

Getestet wurden die Kandidaten im Frontalcrash mit 25-prozentiger Überlappung bei 64 Stundenkilometern. In der Realität sind derartige Kollisionen im Bereich der Scheinwerfer besonders häufig, etwa bei Unfällen mit dem Gegenverkehr oder beim Zusammenstoß mit Laternenpfählen. In den USA liegt der Anteil der Überlappungs-Kollisionen an schweren und tödlichen Unfällen bei rund 25 Prozent. Auch die europäische EuroNCAP führt Crashtests mit seitlichem Versatz durch, allerdings liegt dieser bei gleicher Geschwindigkeit bei 40 Prozent der Fahrzeugbreite; die größere Fläche schluckt dann mehr Aufprallenergie, wodurch sich die Unfallfolgen abschwächen können.

Dabei können die Unfallfolgen schwer wiegen, wie der Test zeigt. Verglichen mit dem Testsieger von Volvo verformt sich zum Beispiel der Innenraum beim Lexus IS um zehn Prozent stärker. Die Beine des Fahrers werden im Fußraum eingeklemmt. Ähnliche Gefahren offenbarte auch die Mercedes C-Klasse. Beim VW CC löste sich sogar komplett die Tür, wodurch der Fahrer aus dem Wagen geschleudert werden könnte.

Vor dem Hintergrund der Ergebnisse fordert das IIHS von den Herstellern konstruktive Verbesserungen. Der neuartige Test soll nun in das Crash-Programm des Instituts aufgenommen werden und so den öffentlichen Druck auf die Hersteller erhöhen.

Widerspruch von Daimler

Der Autobauer Daimler reagierte promt auf die Tests und ging mit der Unfallsimulation hart ins Gericht. "Der Test entspricht nicht dem realen Unfallgeschehen, ein Zusammenstoß auf Scheinwerfer-Breite ist statistisch nach unseren Daten nicht signifikant", sagte ein Mercedes-Sprecher. "Wir trauen dem realen Unfallgeschehen mehr als Crashtests unter Laborbedingungen."

Das Abschneiden in dem neuen Crashtest bedeute nicht, dass Mercedes-Fahrzeuge unsicher seien, so der Sprecher weiter. Die Testergebnisse würden aber genau analysiert. Ein Audi-Sprecher kündigte an: "Die Ergebnisse des neuen Crashverfahrens werden natürlich in die Entwicklung künftiger Audi-Modelle einfließen." Von VW lag keine Stellungnahme vor.

IIHS-Präsident Adrian Lund verteidigte den neuen Crashtest gegen Kritik. "Nahezu jeder Neuwagen verhält sich bei frontalen Crash-Tests gut, aber wir haben immer noch jährlich mehr als 10.000 Tote bei solchen Unfällen", sagte Lund. Dafür seien Zusammenstöße mit einer geringeren Überdeckung mitverantwortlich, beinahe jeder vierte Frontal-Aufprall mit schweren Verletzungen von Fahrer oder Beifahrer entspreche den neuen Testbedingungen. Die Autohersteller hätten die Testergebnisse als Sicherheitsrisiko anerkannt. Eine breitere Front könne für Abhilfe sorgen. Er rechne damit, dass die neue Unfall-Simulation schnell Eingang in die Crashtest-Programme der Autobauer finde, sagte Lund.

Die Verleihung von Top-Noten werde künftig auch von der Verformung der Karossen in dem neuem Crash-Test abhängen. Test-Sieger Volvo testet seine Fahrzeuge laut IIHS schon seit Jahrzehnten auf den jetzt simulierten Zusammenstoß. Außer Frontal-Zusammenstößen spielt bei den Crashtests in den USA auch die Verformung der Fahrgastzelle bei einem seitlichen Aufprall, bei einem Heck-Crash sowie beim Überrollen des Fahrzeugs eine Rolle. In Europa wird zusätzlich noch die Kindersicherheit und der Fußgängerschutz in die Tests einbezogen.

(anch)
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