Mercedes Flügeltürer Der SLS fliegt über Strecke und Bildschirm

Düsseldorf (RPO). Der Mercedes SLS ist ein Traumwagen. Der Flügeltürer ist nicht nur ein Star auf den Rennstrecken dieser Welt, sondern fasziniert demnächst auch im Sony-Playstation-Spiels "Gran Turismo 5". Wir haben verglichen: Reicht das Spiel heran an den echten Fahr-Kick?

Mercedes SLS AMG: Hockenheim-Runde vs. Konsolen-Spiel
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In der neuesten Version des Videospiels, das vor Weihnachten für die PlayStation 3 verfügbar sein wird, können Spielefans und Auto-Enthusiasten den Mercedes-Benz SLS AMG dank der wirklichkeitsgetreuen Darstellung in schon fast erschreckend räumlicher 3D-Darstellung erleben.

Auf verschiedenen internationalen und deutschen Rennstrecken, darunter auch Hockenheim und die legendäre Nordschleife des Nürburgrings, erwarten den SLS-AMG-Fahrer packende Hochgeschwindigkeitsrennen gegen Wettbewerbsfahrzeuge aus dem Supersportwagen-Segment. Aber kann ein Spiel so interessant sein wie das echte Erlebnis?

Virtualität gegen Realität

Wir haben uns vorgenommen, Virtualität und Realität miteinander zu vergleichen. Zunächst steht auf dem Hockenheimring gemeinsam mit Mercedes-Werkfahrer Bernd Schneider die Realität auf dem Programm. Dann ist die Virtualität in Form der Spielekonsole im Polyphony Digital Entwicklungszentrum von Tokio an der Reihe.

Kann ein Videospiel die Power-Performance des SLS auf den Bildschirm, in das Gehirn und in den Körper zaubern? Denn so eine Fahrt im SLS lebt ja auch vom V8-Motorsound, dem Rütteln in stark querbeschleunigenden Kurven und dem Schmerz in der Schulter, den der Sicherheitsgurt beim brachialen Bremsmanöver verursacht.

Schließlich ist die erste AMG-Eigenentwicklung kein Kinderkram, sondern ein geniales Technologie-Paket: Aluminium-Spaceframe-Karosserie mit Flügeltüren, 6,3-Liter-V8-Frontmittelmotor mit 420 kW/571 PS Höchstleistung, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe in Transaxle-Anordnung, Sportfahrwerk mit Aluminium-Doppelquerlenkerachsen und 1.620 Kilogramm Leergewicht.

Die Gewichtsverteilung von 47 zu 53 Prozent zwischen Vorder- und Hinterachse und der tiefe Fahrzeugschwerpunkt betonen das ausgeprägte Sportwagen-Konzept. Von 0 auf 100 km/h beschleunigt der Flügeltürer in 3,8 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit beträgt elektronisch begrenzt 317 km/h. Und das alles soll in eine weniger Kubikzentimeter große Kunststoffkiste passen? Wir werden sehen...

Auf dem Hockenheimring

Hockenheimring, Asphalttemperatur 33 Grad: fünf SLS brabbeln im Leerlauf ihre V8-Symphonien. Wir fahren die ersten Runden ganz cool, zum erneuten Kennenlernen der Strecke. Aber dann kommen die schnellen Runden, und wir lassen den SLS so richtig über den Ring fliegen. Denken wir zumindest.

Dann kommt Bernd Schneider und führt uns auf den Boden des Asphalts zurück. Schon nach den ersten Kurven erleben wir als Beifahrer einen ganz andern SLS - viel schneller, viel runder und geschmeidiger. Die Zehntelsekunden, die er uns Kurve für Kurve abnimmt addieren sich zu einer fast schon erschreckenden Zeitdifferenz. Der Mann hat es noch voll drauf.

Bei Kazunori Yamauchi

Mit diesen beeindruckenden Fahrerlebnissen im Hinterkopf geht es jetzt nach Tokio zu Kazunori Yamauchi. Er ist Senior Vice President von Sony Computer Entertainment, Erfinder, Chefentwickler und Produzent der Gran-Turismo-Serie. Er ist der Popstar, die Ikone unter den Videospiel-Entwicklern und wird weltweit von den Playstation-Fans vergöttert.

Eigentlich sollte die neueste Version, Gran Turismo 5, Anfang November in den Verkauf gehen, aber dem Perfektionisten Yamauchi waren noch einige Kleinigkeiten nicht gut genug. Doch das Spiel soll, das Spiel muss noch dieses Jahr ausgeliefert werden, um das Weihnachtsgeschäft mitzunehmen. Und so sitzt er mit seinen 140 Mitarbeitern Tag und Nacht an den Computern. Was durchaus wörtlich zu nehmen ist.

Drei Mitarbeiter sortieren nochmals alle Fotos, die als Basis zur Digitalisierung des SLS und der Rennstrecken dienen. Allein 2.000 Fotos mit jeweils 25 Megabyte befassen sich nur mit dem Innenraum des SLS. Jede Rennstrecke wurde in über 80.000 Fotos abgelichtet. Auf die Daten der Automobilhersteller und der Rennstreckenbetreiber wollen sich Kazunori Yamauchi und sein Team lieber nicht verlassen: "Viel zu ungenau, das ist nicht unser Anspruch", rechtfertigt er den immensen Aufwand.

Daddeln im Gitterkäfig

Jetzt geht's ans Testen der Demo-Version. Dazu setzt man sich in einen Stahlrohrgitterkäfig mit verstellbarem Sportsitz. Das Lenkrad ist fest montiert, der 42-Zoll-Bildschirm auch. Für die 3D-Optik muss noch eine Brille aufgesetzt werden.

Aber an einer brillenfreien Version wird bei Polyphony auch schon gearbeitet. Die Grafik ist wirklich unglaublich detailgenau. Der virtuelle SLS ist von seinem Benzin-Vorbild kaum zu unterscheiden. Auch das optische und akustische Fahrerlebnis hat von der ersten Sekunde an Suchtcharakter.

Aber etwas fehlt hier doch, denn kein Videospiel kann die Beschleunigungs- und die Bremsbewegungen des eigenen Körpers wiedergeben. Lediglich das Lenkrad vibriert etwas, wenn man im Kiesbett gelandet ist, oder ein anderes Auto gerammt wurde.

Fazit: Die Entwicklung bei den Computerspielen ist wirklich atemberaubend und kommt der Realität immer näher. An das echte Fahrerlebnis kann aber auch die neueste Version von "Gran Turismo" nicht heranreichen. Das ist dann irgendwie auch schon wieder beruhigend, denn immerhin kostet der reale Sportwagen fast 184.000 Euro, das Spiel inklusive Basiskonsole dagegen nur wenige Hunderter.

(SP-X)
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