Schweizer Autofriedhof vor dem Ende Der Krieg um 788 Oldtimer-Wracks

Düsseldorf · 788 Oldtimer-Wracks haben sich seit 1933 auf dem historischen Autofriedhof Kaufdorf im schweizerischen Gürbetal angesammelt. Jetzt müssen sie nach und nach von dort verschwinden. Der Jahrzehnte dauernde Kleinkrieg scheint zuende - oder doch nicht?

788 Oldtimer auf dem Schweizer Autofriedhof
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788 Oldtimer auf dem Schweizer Autofriedhof

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Der Autofriedhof Kaufdorf steht in der Schweiz für den zähen Kampf eines streitbaren Sammlers mit Gerichten und Behörden. Franz Messerli unterlag zum Schluss und soll seinen historischen Friedhof nun bis Ende November räumen.

Der Vater von Franz Messerli begann in den 30er Jahren, alte Autos auszuschlachten und auf dem Gelände abzustellen. Weil niemand Zutritt erhielt, blieben die Fahrzeuge unversehrt. Nur die Natur durfte sich im Laufe der Zeit das Gebiet zurückerobern. Im Jahr 1975 übernahm Franz Messerli selbst den elterlichen Betrieb und verschrieb sich ebenfalls mit Leib und Seele dem Handel mit Ersatzteilen.

"Bereits 1960 gab es eine erste Unterschriftenaktion gegen den Friedhof", erinnert sich Messerli an die Anfänge des beginnenden Kampfes. Nachbarn waren die Wracks ein Dorn im Auge. Es fanden sich aber auch immer wieder Liebhaber und Befürworter des Friedhofs. Noch 2008 richtete der Künstler Heinrich Gartenlaub eine Ausstellung aus dem Gelände aus.

Die Behörden schritten vor acht Jahren erstmals ein und schickten Messerli die erste Verfügung ins Haus. "Die Gesetze lassen uns keinen Spielraum. Ein Schrottplatz muss einen dichten Untergrund besitzen, damit Umweltgefahren durch auslaufendes Benzin, Öle oder Schmierstoffe ausgeschlossen sind", begründet Kaufdorfs Gemeindepräsident Markus Borer die Maßnahme.

Das Herz blutete

Franz Messerli ging durch alle Instanzen und unterlag 2006 vor dem Bundesgericht in Bern, das eine letzte Frist von drei Jahren setzte, die jetzt im November ausläuft. Mit blutendem Herzen willigte Messerli in eine Auktion ein, auf der im September wertvolle Oldtimer vom Plymouth bis zum Auto Union 1100, vom Renault Dauphine bis zum Chevrolet Impala, vom Opel Kapitän bis zum Lancia Flavia versteigert wurden. Messerli glaubt nicht an eine Gesundheitsgefahr: "Warum konnte man den in ganz Europa bekannten Friedhof nicht erhalten? Das Ganze ist eine einzige Katastrophe."

Während Gemeindepräsident Borer der Meinung ist, dass von den 788 Autos zwischen 400 und 500 mittlerweile abtransportiert sind, beharrt sein Gegenspieler Messerli auf einer Zahl um die 200. Der Zank geht offenbar in die nächste Runde: "Sobald das Wetter schlechter wird und die Autos einfrieren, können wir sie ja nicht einfach rausreißen. Das sind wir den Käufern schuldig", meint Messerli.

Markus Borer dagegen fährt einen unnachgiebigen Kurs: "Wenn die Autos Ende November nicht weg sind, werden wir uns an der hinterlegten Sicherheitsleistung von 50.000 Franken und den Versteigerungserlösen bedienen und dem Autofriedhof im Gürbetal selbst ein Ende machen."

(RPO)
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