Steigender Rohölpreis und sinkender Euro Benzinpreis nähert sich Rekordniveau

Düsseldorf · Deutschlands Autofahrer ächzen unter hohen Spritpreisen, die Mineralölkonzerne reiben sich genussvoll die Hände: Still und heimlich sind Benzin und Diesel teurer geworden. Ein Blick auf die Anzeigetafeln verrät: Der Kraftstoff-Preis nähert sich wieder der Rekordmarke aus dem Frühjahr.

2012: Was treibt den Spritpreis nach oben?
Infos

2012: Was treibt den Spritpreis nach oben?

Infos
Foto: ADAC

Die Zeit des Durchschnaufens für Autofahrer ist vorbei. Nachdem die Spritpreise - auch bedingt durch sinkende Barrel-Preise bei den Notierungen für Rohöl - in den vergangenen drei Monaten kontinuierlich zurück gegangen waren, zeigt die Entwicklung der letzten Tage und Wochen wieder deutlich nach oben.

Die Autofahrer merken die Preissteigerungen oft erst an der Zapfsäule, spätestens aber an der Kasse, wenn die zu bezahlende Summe aufleuchtet. Preise von 1,60 Euro für einen Liter Diesel im Großraum Düsseldorf sind mittlerweile keine Seltenheit mehr. Super E5 kratzt an der Marke von 1,70 Euro. Zwar variieren die Preise nach Stadt, Region oder Bundesland, der ADAC bestätigte in seiner letzten Wochenzusammenfassung aber die ansteigende Tendenz.

Ganz gleich ob NRW oder Sachsen - die Benzinpreise nähern sich erneut der Rekordmarke von Ostern 2012. Damals war Sprit so teuer wie nie - 1,71 Euro kostete der Liter Superbenzin flächendeckend am 2. April. Ein Jahr zuvor war Super noch für 1,50 Euro zu haben. Innerhalb von nur zwölf Monaten war der Preis für Kraftstoff bis zum April damit um 20 Cent teurer geworden.

Teures Rohöl, schwacher Euro

Zwei Gründe führen Marktexperten für den neuerlichen Höhenflug an den Zapfsäulen an: Nachdem das Barrel Rohöl der Nordseesorte Brent im April noch an der Marke von 130 Dollar kratzte und zwischenzeitlich auf 90 Euro gefallen war und damit auch Sprit günstiger war, wird Rohöl am Montag wieder mit knapp 114 Dollar gehandelt. Steigen die Preise für Rohöl, steigen auch die Ausgaben für den Liter Ottokraftstoff und Selbstzünder.

Ein weiterer, entscheidender Faktor dürfte auch die Zuspitzung der Euro- und Finanz-Krise und die damit verbundene Schwäche des Euro sein.

Rohöl wird am Rotterdamer Markt in Dollar eingekauft. Da der Euro seit August 2011 (1,44 Dollar) kontinuierlich an Wert verloren hat — aktuell ist er 1,22 Dollar wert -, wirkt sich das auch auf die Preise im Großhandel aus. Im Einkauf wird Rohöl teurer, zur Kostendeckung geben die Öl-Multis die Differenz weiter. Die Leidtragenden sind wieder einmal die Autofahrer.

Dass der Preis für Rohöl schwankenden Entwicklungen unterlegen ist, ist nicht neu. Neu ist hingegen, dass die strukturelle Schwäche der europäischen Gemeinschaftswährung die steigenden Ölpreise aktuell nicht ausgleichen kann.

Streit um die Markttransparenz

Und was ist mit der von der Bundesregierung geplanten Markttransparenzstelle zur Eindämmung der Benzinpreissteigerungen? Offenbar streitet die Berliner Bundesregierung über Feinheiten der Umsetzung. Es besteht Diskussionsbedarf über Änderungen im Gesetzesentwurf.

Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) hatte die Markttransparenzstelle im Frühjahr angekündigt. Sie sollte an das von Andreas Mundt geleitete Bundeskartellamt angedockt sein und den Verbrauchern eine Vergleichsmöglichkeit zu den aktuellen Preisentwicklungen in Echtzeit liefern.

So können die Autofahrer aktuell nicht mehr tun, als die Preise im Internet zu vergleichen, die etwas preisgünstigeren freien Tankstellen anzusteuern - oder auf das Auto ganz zu verzichten.

(nbe)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort