Ab Januar an den Zapfsäulen Beim Bio-Benzin E10 droht ein Flop

Berlin (RPO). Es heißt schlicht E10 und soll das Autofahren klimaverträglicher machen. Ab Januar gibt es an allen Tankstellen den neuen Biokraftstoff. Ob die Verbraucher diesen allerdings wirklich nutzen, ist kurz vor dem Start fraglich. Zumal noch immer nicht alle Fahrzeuge ihn vertragen.

Checkliste: Fragen und Antworten zu E10
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Foto: AP

"Normal E10" oder "Super E10" — diese Bezeichnungen werden Autofahrer ab Januar an den deutschen Zapfsäulen finden. Und nach und nach wohl auch an allen europäischen Tankstellen. Denn nach einer Richtlinie der Europäischen Union sollen die Mitgliedsstaaten den Anteil an Ethanol in ihren Benzin-Mischungen erhöhen. Deutschland hat dies im November in einer Biospritverordnung beschlossen und wird es nun umsetzen.

Hintergrund ist die Umweltpolitik der EU. Die Staaten hatten sich darauf geeinigt, den Kohlendioxidausstoß bis 2020 erheblich zu verringern. Und so soll eben auch der Biospritanteil im Benzin erhöht werden. E10 bedeutet, dass der Sprit bis zu zehn Prozent Ethanol enthalten soll. Bisher waren es nur fünf Prozent.

Preise noch nicht bekannt

Wie viel der neue Sprit kosten wird, ist noch immer nicht bekannt, auch wenn es nur noch wenige Tage bis zum Start sind. Die Bundesregierung geht davon aus, dass die Preise höher als beim herkömmlichen Sprit liegen könnten, weil die Herstellung teurer ist. Doch genau darin liegt auch ein Problem.

Denn auch das "normale" E5 soll es in einer Übergangszeit weiterhin geben. Und so wird der Verbraucher, der sowieso genervt ist von ständig steigenden Spritpreisen, wohl nur in wenigen Fällen zum möglicherweise teureren Bio-Sprit greifen.

Hinzu kommt eine gewisse Unsicherheit, denn nur etwa 90 Prozent der deutschen Modelle vertragen den Biosprit. Gerade ältere Fahrzeuge mit Direkteinspritzung stehen vor Problemen. Sogar ein Motorschaden ist möglich, betankt man ein ungeeignetes Fahrzeug mit dem Sprit. Die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) hat daher im Internet eine Liste veröffentlicht, aus der ersichtlich ist, wer den Sprit verträgt und wer nicht.

Weniger Kohlendioxid oder nicht?

Der Umwelt-Vorteil des neuen Benzins soll übrigens darin liegen, dass Ethanol aus Pflanzen hergestellt wird. Schon allein dadurch wird der Ausstoß von Kohlendioxid verringert. Zum zweiten werden durch die Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen die Erdölreserven geschont.

Doch nicht jeder Wissenschaftler ist von der neuen Maßnahme begeistert. So hatte der "Spiegel" Anfang November unter Berufung auf eine Studie des Londoner Instituts für europäische Umweltpolitik IEEP berichtet, dass der Biosprit gar nicht so sehr Bio ist.

Vielmehr würde noch mehr Kohlendioxid verbraucht, weil für die Produktion weltweit bedeutende Flächen in Ackerland umgewandelt werden müssen. Hersteller aber weisen die Ergebnisse dieser Studie vehement zurück.

Auch stoßen solche Maßnahmen im Allgemeinen immer wieder auf Kritik. Denn mehr Ackerflächen für Sprit bedeutet weniger Fläche für den Anbau von Nahrungsmitteln, was gerade in Entwicklungsländern zu Problemen führen kann.

Und so lässt sich schon jetzt vermuten, dass die Geschichte von E10 an den Tankstellen nicht von Beginn an eine Erfolgsgeschichte sein wird. Die Regierung jedenfalls muss sich wohl einiges einfallen lassen müssen, um das zu ändern. Tut sie das nicht, wird sie sich spätestens dann Kritik gefallen lassen müssen, wenn es nur noch E10 gibt und die Preise für Benzin mal wieder steigen.

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