Zuschuss statt Zubrot Autobanken müssen Milliarden abschreiben

Düsseldorf (RP). Bei Gebrauchtwagenhändlern hängt die Wirtschaftskrise schon in den Windschutzscheiben. "Die Preise liegen derzeit fünf bis zehn Prozent unter Vorjahr", hat das Car-Institut des Gelsenkirchener Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer ermittelt. Auch der Neuwagenverkauf bricht ein.

Aktuelle Rabatte der Autobranche
13 Bilder

Aktuelle Rabatte der Autobranche

13 Bilder

In diesem Jahr werden die europäischen Hersteller voraussichtlich eine Million Autos weniger als im Vorjahr absetzen. Für das nächste Jahr erwarten sie einen noch stärkeren Rückgang.

Damit geraten die Autobauer in eine gefährliche Zange. Während sie auf die Überproduktion noch mit Produktionsstopps und Stellenstreichungen reagieren können, sind sie gegen den Preisverfall machtlos. Die Autobanken, auf deren bisher meist dreistellige Millionen-Gewinne die Autobauer wie nie zuvor angewiesen sind, brechen ein. So stark, dass das hübsche Zubrot von einst sich gerade in ein kostspieliges Zuschussgeschäft verwandelt.

Nach Berechnungen der Unternehmensberatung Booz & Company dürften allein die deutschen Hersteller in diesem Jahr eine Milliarde Euro verlieren. Hintergrund ist das Leasing-Geschäft, mit dem in Deutschland inzwischen ein Drittel aller Neufahrzeuge finanziert wird. Denn mit den einbrechenden Preisen für Gebrauchte sind jetzt auch die geleasten Autos, die in der Regel nach drei Jahren wieder in den Besitz der Hersteller übergehen, deutlich weniger wert als in den Bilanzen verbucht.

Problemfall Leasing

So musste BMW für nicht gedeckte Leasing-Restwerte bereits 700 Millionen Euro zurückstellen. Daimler bezifferte die bisher bekannte Belastung auf 450 Millionen Euro. Bei den US-Müttern von Opel und Ford gehen die Leasing-Verluste sogar in die Milliarden. Denn deren Leasing-Rückkehrer leiden nicht nur unter dem allgemeinen Preisverfall. Viel schwerer wiegt, dass den Amerikanern nach der Ölkrise der Spaß an Spritschluckern vergangen ist. Folge: Die Millionen von SUVs, Pickups und Vans, die General Motors, Chrysler und Ford dieser Tage zusätzlich zu ihrer aktuellen Überproduktion wieder auf den Hof gestellt bekommen, sind beinahe unverkäuflich.

Die deutschen Premium-Hersteller Mercedes und BMW trifft der Leasing-Bumerang besonders hart. Stärker noch als andere haben sie in den vergangenen Jahren so manche Absatzschwäche mit günstigen Leasingraten ausgebügelt, die Restwerte der zurücklaufenden Gebrauchtwagen aber sehr hoch angesetzt. Vor allem die Restwerte der großvolumigen Rückläufer geraten im Schatten der Krise und der CO2-Debatte jetzt gewaltig unter Druck. Das Leasing-Problem dürfte sich erheblich auf die Konzernbilanzen auswirken. Nach einer Studie der Credit Suisse steuerte im vergangenen Jahr bei VW die Bank noch 16 Prozent des operativen Konzerngewinns bei, bei Daimler waren es rund sieben und bei BMW sogar 19 Prozent. Stattliche Gewinnbeiträge also, aus denen nun parallel zum wegbrechenden Kerngeschäft Verluste werden.

Wie groß diese werden, weiß noch niemand. Aber eine Zahl lässt Schlimmes ahnen: Im vergangenen Jahr schloss die Branche in Deutschland neue Leasingverträge über 23 Milliarden Euro ab .

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort