Fotos Die deutschen Kanzlerkarossen

Kanzlerkarossen in Deutschland besitzen eine lange Tradition. Von Konrad Adenauer bis Angela Merkel hatte jeder Amtsinhaber sein Fahrzeug. Der Mercedes-Benz 300 gilt noch bis heute als „Adenauer-Mercedes“. Ursache ist, dass „der Alte“ besonderen Wert darauf legte, nur im 300er chauffiert zu werden und seinen Dienstwagen auch bei Auslandsreisen immer bei sich wissen wollte.

Während seiner bis 1963 dauernden Amtszeit als Bundeskanzler (und danach bis zu seinem Tod im Jahr 1967) benutzte Konrad Adenauer insgesamt sechs verschiedene 300er. Sein erster Mercedes-Dienstwagen von 1951 ist heute im „Haus der Geschichte“ in Bonn zu bewundern. Alle Modelle waren „von der Stange“ – besondere Schutzvorkehrungen gab es nicht.

Die Amtszeit von Ludwig Erhard dauerte von 1963 bis 1966. Er übernahm die Tradition seines Vorgängers und ließ sich ebenfalls im Mercedes-Benz 300 chauffieren. Erhard kam in den Genuss der Fortentwicklung der Baureihe bis zum Modell 300 d. Verschiedene Details (Schiebedach, Mittelwand, verlängerter Radstand) hatte sich zuvor schon Konrad Adenauer gewünscht.

Die Präsentation des Mercedes-Benz 600 auf der Frankfurter IAA im September 1963 war eine echte Sensation. Konzipiert als exklusives Repräsentationsfahrzeug für höchste Ansprüche, war das neue Spitzenmodell serienmäßig mit technischen Besonderheiten ausgestattet, die einzigartig waren und den damaligen Stand der Technik darstellten. Keine Frage, dass der dritte Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger (1966 bis 1969) sehr gerne auf ein solches Fahrzeug vertrauen wollte.

Ein Höchstmaß an Bedienungs- und Fahrkomfort gewährleistete die reichhaltige Grundausstattung des 600ers, zu der neben Luftfederung, Servolenkung und Zentralverriegelung auch eine elektronisch geregelte Heizungs-und Lüftungsanlage gehörte. Noch immer war das „Kanzler-Mobil“ zwar ein exklusives, aber letztlich ein Serienfahrzeug.

Eine Nummer kleiner fielen die Ansprüche von Bundeskanzler Willy Brandt aus. In seiner Zeit als Regierender Bürgermeister von Berlin ließ er sich in einem „Heckflossen“-Benz 300 SE chauffieren.

Als Willy Brandt Bundeskanzler war (1969 bis 1974) wurden die Heckflossen-Modelle von der Baureihe 108/109 abgelöst. Obwohl 1971 eine Sonderschutzausführung auf den Markt kam, verzichtete Kanzler Brandt auf Panzerglas.

Erst Brandts Nachfolger Helmut Schmidt (1974 bis 1982) sah sich angesichts des RAF-Terrors gezwungen, mit einem gepanzerten „Kanzler-Mobil“ durch die Gegend zu fahren. Dazu benutzte der SPD-Politiker die Sonderschutzausführung des Mercedes-Benz 350 SE.

Von den Achtzylindermodellen 350 SE, 350 SEL, 450 SE und 450 SEL wurden insgesamt 292 Stück als Sonderschutzfahrzeuge produziert und an ausgesuchte Kunden geliefert – darunter zahlreiche staatliche Institutionen in Europa und Übersee.

Der Mercedes 500 SEL von Einheitskanzler Helmut Kohl (1982 bis 1998) konnte bereits als rollende Festung bezeichnet werden. Die erste Serie, die unter der internen Bezeichnung V 126 E 50 lief, wurde von Januar 1981 bis September 1985 gefertigt.

Ab 1983 lief eine Version des 500 SEL mit verlängertem Radstand vom Band.

In der Zeit zwischen 1985 und 1992 brachte es Mercedes-Benz auf mehr als 1000 Ausführungen eines Sonderschutzmodells.

Als 1998 Gerhard Schröder Bundeskanzler wurde, schockte er Mercedes, indem er auf den Volkswagen Phaeton als Kanzlerkarosse umstieg. Die Erklärung lag nahe: Schröder kam als Landesfürst aus Niedersachsen, der Heimat des VW-Konzerns.

Andererseits zeigte sich Gerhard Schröder im Laufe seiner Amtszeit bis 2005 auch in anderen Fabrikaten – zum Beispiel in einem 7er BMW...

...oder in einem Audi A8 L 4.2 quattro.

Schließlich hatte der „Autokanzler“ auch ein Herz für Mercedes-Benz: Die gepanzerte S-Klasse war von 2000 bis 2005 immer wieder sein fahrbarer Untersatz.

Schröders Nachfolgerin Angela Merkel spielt nun mit dem Gedanken, komplett auf Audi umzusteigen. Das Bundeskriminalamt (BKA) hat die zwei Audi A8 Security-Modelle bestellt – zunächst zum Testen. Die mutmaßlichen neuen „Merkel-Mobile“ in der Lang-Version sind auf dem neuesten Stand der Hochsicherheitstechnik: gepanzerte Scheiben, Stahlplatten, Notausstieg, Blaulicht.

Angetrieben wird der Audi A8 Security von zwölf Zylindern, Allradantrieb, 450 PS, sechs Litern Hubraum und einem Drehmoment von stattlichen 580 Newtonmetern. Die geballte Kraft macht es möglich, dass die gepanzerte Luxuslimousine trotz ihres Gewichts von mehreren Tonnen noch flott vom Fleck kommt. Je nach Ausstattung kann der Wagen 200 bis 250 Stundenkilometer erreichen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel steigt im September 2012 zu einem Empfang der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in Berlin aus ihrem Dienst-Audi.
Kanzlerin Merkel steigt im Oktober 2013 aus ihrem Audi A8 Security.

Der Dienst-Audi fährt Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Roten Teppich der Bayreuther Festspiele im Juli 2019.

Manchmal ist die Kanzlerin auch im Mercedes S600 Guard...

... oder einem BMW 760Li High Security unterwegs.

Hier steigt Merkel beispielsweise im Mai 2019 für den EU-Gipfel in Rumänien aus einem Mercedes.

Zeitraffer Angela Merkel – herausragende Momente einer Kanzlerin

Fotos Sie lief der Besuch von Kanzlerin Merkel in Essen
