Automobilclub ADAC-Vizepräsident Reimer nimmt seinen Hut

München · Der ADAC kommt nicht zur Ruhe. Nach den Manipulationen beim "Gelben Engel" und dem Abgang von Präsident Meyer wirft jetzt der Schatzmeister hin. Er soll Aufträge an einen Bekannten vergeben haben.

 ADAC-Vizepräsident und Schatzmeister Klaus-Peter Reimer ist überraschend von allen Ämtern zurückgetreten.

ADAC-Vizepräsident und Schatzmeister Klaus-Peter Reimer ist überraschend von allen Ämtern zurückgetreten.

Foto: dpa, kne shp cul

Anderthalb Jahre nach dem Skandal um den Autopreis "Gelber Engel" erschüttert eine neue Affäre die ADAC-Spitze. Der ADAC-Vizepräsident und Schatzmeister Klaus-Peter Reimer trat am Mittwoch überraschend von allen Ämtern zurück. Der 62-jährige Chef des großen ADAC-Regionalclubs Westfalen soll millionenschwere Bauaufträge in seiner Heimat nicht korrekt vergeben haben. Reimer wollte sich nach Angaben des ADAC Westfalen zunächst nicht äußern.

Mit dem Rücktritt reagiere Reimer "auf derzeit laufende Untersuchungen des Compliance-Ausschusses des Automobilclubs", erklärte der ADAC in München. Damit "will Reimer nach eigener Aussage Schaden vom ADAC Westfalen abwenden". Die Untersuchungen seien im Auftrag von ADAC-Präsident August Markl erfolgt.

Reimer soll laut "Süddeutscher Zeitung" Anfang 2014 ADAC-Aufträge für ein Wohn- und Geschäftshaus und ein Seniorenheim in seinem Heimatort Gelsenkirchen sowie in Hagen ohne Ausschreibung an einen Architekten vergeben haben. Reimer und der Architekt seien häufig gemeinsam bei Oldtimer-Rallyes mitgefahren.

ADAC-Sprecherin Marion-Maxi Hartung bestätigte, bei den Vorwürfen gehe es um die Vergabe von Bauvorhaben in einer Größenordnung von 15 Millionen Euro in diesen beiden Städten. Es habe einen Hinweis gegeben. Ein Sprecher des ADAC Westfalen betonte grundsätzlich, dass wichtige Entscheidungen in einem Verein vom gesamten Vorstand getroffen würden. Bei Reimers Wiederwahl zum ADAC-Vizepräsidenten und Schatzmeister auf der Hauptversammlung im Mai seien die Untersuchungen bereits gelaufen, aber es hätten noch nicht alle Gutachten vorgelegen.

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Der pensionierte Steueramtsrat war seit 2010 Vorsitzender des mit 1,3 Millionen Mitgliedern mächtigen ADAC-Regionalclubs Westfalen und seit 2012 ADAC-Vizepräsident für Finanzen. Auf der ADAC-Hauptversammlung im Mai setzte er sich gegen den württembergischen Gegenkandidaten Volker Schwarz durch und wurde mit 130 zu 80 Stimmen für vier weitere Jahre bestätigt.

Im Januar 2014 hatte der Skandal um Fälschungen beim Autopreis "Gelber Engel" die Glaubwürdigkeit des ADAC erschüttert - Präsident Peter Meyer nahm seinen Hut, dies mussten auch Geschäftsführer Karl Obermair und Sprecher Michael Ramstetter. Meyer ist aber weiterhin Präsident des ADAC Nordrhein. Unter dem neuen Präsidenten Markl hat der Autoclub ein umfassendes Reformprogramm mit mehr Transparenz sowie der Trennung von Verein und den diversen Wirtschaftsunternehmen gestartet.

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Der Compliance-Ausschuss hatte im Juni damit begonnen, mögliche Unregelmäßigkeiten von ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern zu überprüfen. Bisher seien 103 Hinweise eingegangen - darunter auch einer zu Reimer, wie ADAC-Sprecherin Hartung sagte. Bei vier Hinweisen seien kleinere Rechtsverstöße festgestellt worden, 16 Hinweise seien noch in Bearbeitung - darunter der von Reimer. Eine weitere laufende Ermittlung betreffe einen hauptamtlichen Mitarbeiter, der nach Hinweisen auf private Einkäufe auf ADAC-Rechnung und gesponserten Spanien-Urlauben seit Februar suspendiert sei.

Reimers Nachfolger als ADAC-Schatzmeister soll auf der nächsten Hauptversammlung im Mai 2016 gewählt werden. Beim ADAC Westfalen gibt es einige, die Präsident werden wollen, wie der Sprecher des Regionalclubs sagte. Die Entscheidung dort dürfte aber einige Monate dauern.

(dpa)
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