Neue Vorwürfe gegen den ADAC Auch Reifentests sind möglicherweise unglaubwürdig

Köln · Neben der Wahl zum "Lieblingsauto der Deutschen" sind möglicherweise auch die Reifentests des ADAC nicht sauber abgelaufen. Wie mehrere Medien berichten, sollen einige Hersteller vorab gewusst haben, welche Modelle geprüft werden. Sie hätten so die Möglichkeit erhalten, die entsprechenden Reifen nachzurüsten. Der ADAC weist die Vorwürfe zurück.

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Foto: dpa, Arno Burgi

Das berichten die "Süddeutsche Zeitung" und WDR-"Servicezeit". Ein ehemaliger hochrangiger Mitarbeiter eines Reifenherstellers habe eine Erklärung an Eides statt abgegeben, in der er erkläre, dass große Reifenhersteller vorab über die genauen Testkriterien informiert gewesen seien. Sie hätten zum Bespiel erfahren, welches Reifenmodell genau geprüft werde und welche Kriterien sich im Vergleich zum Vorjahr verändert hätten.

Dadurch hätten einige Hersteller Gelegenheit gehabt, ihre Reifen gezielt auf die Testkriterien hin zu verbessern - am Serienmodell würden diesen Verbesserungen unter Umständen gar nicht vorgenommen werden. Anschließend seien diese Reifen an die Verkaufsstellen geliefert worden, von denen der ADAC seine Testreifen bezieht und die den Herstellern ebenfalls vorab bekannt seien.

So seien die großen europäischen Reifenmarken immer unter den Testsiegern gewesen, die der ADAC damit gegen billigere Konkurrenz aus Asien geschützt habe. Wenn die Vorwürfe stimmen, wäre das ein gravierender Eingriff in einen Milliardenmarkt - denn weil Autobesitzer kaum eine Möglichkeit haben, die Qualität von Reifen selbst zu bewerten, sind Empfehlungen wie die des ADAC für viele ausschlaggebend.

ADAC weist Vorwürfe zurück

Der ADAC bestreitet die Vorwürfe nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" vehehment. Die Reifen würden bei verschiedenen Herstellern bestellt. Um Manipulationen vorzubeugen, würden kurz vor Ende des Tests noch einmal neue Reifen bestellt. Dass die Herstellern von all diesen Verkaufsstellen erfahren könnten, sei sehr unwahrscheinlich.

Allerdings sei es richtig, dass die Hersteller über das sogenannte Testdesign informiert seien, weil diese Kriterien von mehreren Kooperationspartnern, darunter die Stiftung Warentest und andere europäische Automobilclubs, festgelegt würden. Um Manipulationen auszuschließen, erführen sie jedoch nicht, welche Reifengröße genau getestet werde.

Nächste Woche Details zu Manipulationen beim "Gelben Engel"

Der ADAC will nächste Woche erste Ergebnisse einer externen Kontrolle zu Manipulationen beim Autopreis "Gelber Engel" bekanntgeben. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte überprüft unter anderem mögliche Manipulationen bei der Platzierung bei der Wahl zum Lieblingsauto der Deutschen. Anfangs hatte es geheißen, der zurückgetretene Kommunikationschef Michael Ramstetter habe nur die Stimmenzahl nach oben frisiert, die Reihenfolge der Fahrzeuge sei aber nicht betroffen.

Die Untersuchungsergebnisse zum "Lieblingsauto 2014" sollen nun am Montag oder Dienstag veröffentlicht werden, wie der ADAC am Mittwoch mitteilte. Die Ergebnisse zum "Lieblingsauto" für die Jahre 2005 bis 2013 sollen voraussichtlich am 17. oder 18. Februar folgen, die übrigen Kategorien des Autopreises "Gelber Engel" eine Woche später.

Der ADAC hatte Deloitte nach dem Bekanntwerden der Manipulationsvorwürfe bei den Stimmenzahlen mit der Untersuchung sämtlicher Verleihungen des Preises "Gelber Engel" beauftragt.

(ots)
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