Automobilclub will ein Verein bleiben 290.000 ADAC-Mitglieder haben gekündigt

Köln · Nach Auffliegen der jahrelangen Manipulationen beim Autopreis Gelber Engel haben 290.000 ADAC-Mitglieder gekündigt. Trotzdem ist der zweitgrößte Automobilclub der Welt weiter gewachsen. Und am Vereinstatus will man in München trotz Milliardenumsätzen nicht rütteln. Es wird aber weiter Kritik laut, auch aus den eigenen Reihen.

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Im neu gegründeten Beirat des krisengeschüttelten ADAC sind Forderungen nach mehr Transparenz hinsichtlich der Finanzlage des Vereins laut geworden.

Der ADAC habe dem Beirat in den bisherigen Sitzungen seine Vermögensverhältnisse nicht ausreichend offen gelegt, kritisierte Beiratsmitglied Edda Müller am Mittwoch im Deutschlandfunk. "Ich muss deutlich sagen, dass - auch nach der zweiten Sitzung - ich noch keinen hundertprozentigen Überblick darüber habe, wie eigentlich die Finanzsituation des Vereins aussieht", sagte Müller, die Vorsitzende von Transparency International in Deutschland ist.

"Also hier ist absolut mehr Transparenz notwendig", unterstrich die Politikwissenschaftlerin. "Und das muss jetzt in dem Arbeitsprozess, der angestoßen worden ist, im Einzelnen und sehr konkret und sehr detailliert dargelegt werden."

Der externe Beirat des ADAC hatte im März seine Arbeit aufgenommen. Das Gremium, dem unter anderem auch Unicef-Chef Jürgen Heraeus angehört, soll den nach mehreren Affären in die Kritik geratenen Automobilclub bei seinen Reformen unterstützen.

Der "Spiegel" hatte am Wochenende unter Berufung auf interne ADAC-Papiere berichtet, dass sich die Bilanzsumme das Automobilclubs im Jahr 2012 auf 3,49 Milliarden Euro belaufen habe. Allein über 1,7 Milliarden Euro habe der Verein zum Stichtag an Wertpapieren besessen.

404 Millionen Euro lagen demnach bei der Postbank und anderen Kreditunternehmen, weitere 755 Millionen Euro stecken dem Bericht zufolge in Immobilien, oft in bester Innenstadtlage.

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Foto: tmn

Der ADAC-Interimschef August Markl bekräftigte unterdessen, dass der Club am Vereinsstatus festhalten wolle. "Wir sind seit 111 Jahren ein Verein und möchten es bleiben", sagte Markl der Wochenzeitung "Die Zeit" laut Vorabmeldung.

"Wir sind eine Mitgliedergemeinschaft." Künftig sollten "Mitgliederinteressen wieder vor kommerziellen Interessen kommen". Markl zufolge verlor der Autoclub seit Jahresbeginn knapp 290.000 Mitglieder. In den ersten vier Monaten hätten "etwa 1,5 Prozent der Mitglieder gekündigt", sagte er der Zeitung.

Unter dem Strich ist der Autoclub aber trotzdem weiter gewachsen: Am 30. April zählte er 18.960.216 Mitglieder - das sind 17.415 mehr als zu Jahresanfang.

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Zugleich bestätigte Markl einen Bericht der "Wirtschaftswoche" vom Wochenende, wonach der ADAC derzeit sein Engagement im Fernbusmarkt überprüft. "Unser Markteintritt ist in unterschiedlichen Phasen angelegt. Wir werden in den kommenden Wochen für uns eine Entscheidung treffen und dann mit der Deutschen Post das weitere Vorgehen besprechen."

Der Automobilclub betreibt gemeinsam mit der Deutschen Post seit dem vergangenen Herbst den ADAC-Postbus.

Kurz vor der ADAC-Hauptversammlung am Samstag in Saarbrücken bekräftigte der seit Februar kommissarisch amtierende Markl, dass er "nach wie vor keine Ambitionen" auf das ADAC-Präsidentenamt habe.

"Bisher konnten wir aber leider keinen geeigneten Kandidaten finden", sagte Markl. "Deshalb wird der Hauptversammlung vorgeschlagen, die Wahl zu verschieben, bis unser Reformprogramm abgeschlossen ist." Spätestens zur Hauptversammlung im nächsten Jahr werde das Amt des Präsidenten in neue Hände gehen.

(AFP/dpa)
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