Tausende Käufer Abwrackprämie: Aufatmen in Autohäusern

Mönchengladbach (RP). Nach der Datenpanne zu Wochenbeginn läuft das Antragsverfahren für die Abwrackprämie wieder. Binnen Minuten wurden am Mittwoch tausende Prämien reserviert. Die Regierung gewährleistet die Förderung nun bis zum Jahresende.

Wie man die Abwrackprämie online bekommt
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Foto: Screenshot www.ump.bafa.de

Seit Mittwochmittag hat Kathrin Schulik wieder gute Laune. Zuvor hatte die Disponentin des Neusser Autohauses Dresen im Fünf-Minuten-Takt für Käufer von Ford Kas und Fiestas Abwrackprämien beantragt. Reibungslos, über die Homepage des zuständigen Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) — so dass der Stapel mit etwa 100 Kunden-Mappen noch vor der Mittagspause abgearbeitet war. Endlich.

Vorher hatten sie und Dresen-Verkaufsleiter Klaus Behle bis zu neun Stunden für einen einzigen Antrag gebraucht. Schuld war eine Technikpanne beim Bafa, die Schulik, Behle und zig ihrer Kollegen bundesweit zu Nachtschichten gezwungen hatten. 600.000 Abwrackprämien in Höhe von jeweils 2500 Euro hatte die Bundesregierung zunächst zugesagt. Am Donnerstag wurde die Marke von einer Million Abwrackanträgen durchbrochen.

Am Montag — Tag eins des neuen Online-Anmeldeverfahrens für die Abwrackprämie — hatten die beiden Dresen-Mitarbeiter zwischen 8 und 16.30 Uhr gerade einmal einen Antrag übermitteln können. Aufgrund des Riesenandrangs — die Bafa zählte 150.000 Anträge in nur zwei Tagen — kamen die Autohändler entweder überhaupt nicht auf den Server, wurden, nachdem sie sich durch zwei Formularseiten getippt hatten, auf der dritten wieder an den Anfang zurückgeworfen. Die Folge: Heimarbeit.

Nachtschichten vorüber

Ähnlich ging es Friedhelm Zurmahr, Verkaufsleiter des Mönchengladbacher Ford-Autohauses Coenen. Zwei Mitarbeiter hatte er eigens dafür abgestellt, Anträge für die Abwrackprämie im Internet auszufüllen. Am Ende gab auch er ihnen die Anträge mit nach Hause. Beim Mazda-Händler Auto-Park Rath in Krefeld blieben Chef und Angestellte sogar bis Mitternacht im Büro. Seit Mittwoch hat die Regierung nun eine Aufstockung des Abwrack-Etats zugesagt — und der Bafa-Server läuft wieder. Für die Autohändler heißt das erstmal, dass die Nachtschichten vorbei sind.

Das Chaos beim Antragsverfahren aber geht wohl weiter. So wurden Antragsnummern in mehreren hundert Fällen doppelt vergeben, weil die Bafa den Datenverkehr auf nicht aufeinander abgestimmte Großrechner übertragen hatte. Andererseits rechnen die Autohändler damit, dass etliche Prämien auch doppelt beantragt wurden. "Viele Kunden vertrauen dem Online-Verfahren nicht. Wir füllen das Formular für sie aus. Und sie machen das Ganze noch einmal zuhause", berichtet Ford-Händler Zurmahr. Sein Kollege Klaus Behle befürchtet Mehrfachanträge auch wegen technischer Probleme. "Dass wir beim Ausfüllen mitunter in alte, vorher bearbeite Anträge zurückgeworfen wurden, könnte ebenfalls zu Dopplungen führen", sagt er.

Nun, wo die Regierung ihre Fördertöpfe geöffnet hat, scheinen solche Unsicherheiten zwar nebensächlich. Aber selbst bei einer Garantie bis Ende des Jahres sei bislang nicht geklärt, so Behle, ob dies für die Unterschrift unter dem Kaufvertrag gelte oder für die Auslieferung. Auf einen Ford Ka zum Beispiel, einen der Abwrack-Renner, müssten Kunden bereits zwölf Wochen warten. "Kunden sollten sich also trotz der ausgeweiteten Fristen schnell für einen neuen Wagen entscheiden", empfiehlt Behle.

Autohäuser übernehmen keine Garantie

Wer keinen Computer mit Internet-Anschluss besitzt, muss sich übrigens keine Sorgen machen, benachteiligt zu werden. Die Autohändler leisten Hilfestellung beim Ausfüllen der Anträge und übernehmen alle anstehenden Aufgaben. Aber ein anderer Aspekt muss bedacht werden. "Wir übernehmen keine Garantie für die Abwrackprämie", sagt Yvonne Peters, Vertriebsleiterin im Düsseldorfer Volkswagen-Autohaus Moll. Das heißt, der Käufer muss die 2500 Euro vorstrecken und bekommt das Geld irgendwann vom Staat, nicht vom Autohaus erstattet. "Das kann man mit dem Lohnsteuerjahresausgleich vergleichen", so Peters. Bei der hohen Zahl der Anträge kann dies einige Monate dauern.

Dresen räumt den Kunden aber ein, "bei Nicht-Gewährleistung der Prämie den Kaufvertrag aufzulösen", wie Behle sagt. Obwohl einige seiner Käufer durchaus am Limit kalkuliert hätten, hoffe er nicht, dass sie ihre Wagen tatsächlich zurückgeben. Allein 220 Fords wurden bei Dresen seit Januar unter Inanspruchnahme der Abwrackprämie bestellt. Kämen die zurück, ginge das Chaos weiter. Im Lager.

(RP)
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