Pkw-Maut 80 Euro pro Monat für Düsseldorf - Köln

Düsseldorf (RP). Das deutsche Autobahnnetz soll 127 Milliarden Euro wert sein. Kein Wunder, dass Politiker mit der Privatisierung liebäugeln. Schon hoffen Investoren darauf, auf den Vielfahrerstrecken in NRW mit einer Pkw-Maut Millionengeschäfte machen zu können.

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Foto: AP

Klaus Schober ist selbstständiger Vertreter der Firma Speck-Pumpen in Düsseldorf. Der 42-Jährige ist mit seinem schwarzen Volvo-Kombi viel unterwegs. "Ich fahre etwa 40.000 Kilometer im Jahr", sagt der Düsseldorfer. "Und zwar überwiegend auf den Autobahnen." Sollte dafür Maut erhoben werden, kämen auf Schober erhebliche Kosten zu. "Dabei zahle doch schon Kfz-Steuer und Mineralölsteuer", sagt der Unternehmer. "Eine Zusatz-Belastung wäre ungerecht."

Kommt nach der Lkw-Maut jetzt auch die Autobahngebühr für Otto-Normalverbraucher? Der designierte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) denkt daran, die leere Staatskasse durch den Verkauf von Autobahnen aufzufüllen. "Das kommt der Einführung der Pkw-Maut durch die Hintertür gleich", sagt Jürgen Albrecht, Referent für Verkehrspolitik beim ADAC.

Das Geld liegt auf der Straße. Nach Berechnungen des Prognos-Instituts hat das 12.000 Kilometer lange deutsche Autobahnnetz einen Wert von 127 Milliarden Euro. Die Versuchung, die Pisten zu verkaufen, ist groß. Marcus Hover, Verkehrsreferent des Verbandes Güterkraftverkehr und Logistik Nordrhein in Düsseldorf, ist sich sicher: "Die Pkw-Maut kommt. Das wird nicht lange auf sich warten lassen."

Fünf Cent pro Kilometer

Mit einer in Branchenkreisen als realistisch diskutierten Pkw-Maut von fünf Cent pro Kilometer könnten die Eigentümer jährlich neun Milliarden Euro einnehmen, betont Hans-Jörg Niemeck vom Verband Unabhängig beratender Ingenieure und Consultants (Vubic). Hinzu kommt: "Als Monopolisten könnten die Betreiber quasi beliebig die Maut erhöhen", sagt Professor Herbert Baum vom Institut für Verkehrswissenschaft in Köln.

Der lukrativste Marktplatz für solche Gedankenspiele ist NRW. Schließlich sind in dem bevölkerungsreichsten Bundesland auch die meisten Autobahnen zu finden. "Einige Autobahnen wären regelrechte kleine Öl-Quellen", sagt Vubic-Experte Niemeck.

A57 Köln-Düsseldorf: Täglich nutzen Zehntausende die Regionalverbindung alleine zwischen den Städten Düsseldorf und Köln, Nach 40 Jahren erhält die vierspurige Asphaltstrecke derzeit einen neuen Belag. "Ein echtes Filetstück für potenzielle Käufer", sagt Baum. Auf der rund 40 Kilometer langen Strecke würde ein Pendler, der montags bis freitags die Strecke fährt, insgesamt 80 Euro pro Monat zahlen. A52 Mönchengladbach-Düsseldorf: Die 30-Kilometer Strecke zwischen Gladbach und Düsseldorf-Innenstadt ist eine typische "Pendler-Autobahn" und wäre daher für private Betreiber eine "sichere Einnahmequelle", so Baum. Nach dem Pkw-Mautmodell mit fünf Cent pro Kilometer zahlt ein Pendler für jede Hin- und Rückfahrt drei Euro.

A46 Düsseldorf-Wuppertal: Die 35-Kilometer-Strecke ist dicht befahren. "Auch sie wäre für Investoren sicher interessant", sagt Baum. Das gelte für fast alle Autobahnen zwischen Ruhrgebiet und Rheinland, zum Beispiel auch die A3 Köln-Düsseldorf. Auch die "Holland-Strecke" A61 (Köln-Venlo) wird bei Investoren auf Interesse stoßen. "Bis 2010 wird der Pkw-Verkehr um 20 Prozent zunehmen", hat Herbert Baum errechnet.

Verlagerung auf die Landstraßen

Der Blick nach Frankreich, wo Autobahnen in privater Hand sind, belegt jedoch, dass eine Privatisierung nicht nur für den Geldbeutel der Pendler fatale Auswirkungen haben kann. "Die Hälfte der Autofahrer weicht auf Landstraßen aus, die meist wesentlich schlechter ausgebaut sind", sagt Baum.

Negative Folgen für die Verkehrssicherheit fürchtet auch der ADAC. "Bei einer Verlagerung von 20 Prozent des privaten Pkw-Verkehrs auf die Landstraßen müsste man mit jährlich rund 600 Verkehrstoten zusätzlich rechnen", warnt ADAC-Sprecher Jürgen Albrecht. Autobahnen seien die sichersten Straßen in Deutschland. "Obwohl 30 Prozent des gesamten Straßenverkehrs über die Autobahnen laufen, passieren unterdurchschnittlich wenig schwere Unfälle."

Die Autofahrer in Deutschland zahlen bereits heute jährlich rund 51 Milliarden Euro an spezifischen Abgaben wie Kfz-Steuer oder Mineralölsteuer. "Für Straßenbau und Unterhalt werden aber lediglich 17 Milliarden Euro ausgegeben", kritisiert ADAC-Experte Albrecht. "Es ist auch ohne Pkw-Maut genug Geld für die Straßenbau vorhanden."

(Rheinische Post)
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