Gut geputzt ist halb poliert Glanzkur für den Autolack

Essen · Endlich Schluss mit dem Winter. Jetzt soll auch das Auto wieder glänzen. Doch wer den Lack seines Wagens zum Strahlen bringen will, sollte nicht einfach drauflospolieren.

 Die richtige Technik ist wichtig für eine gute Autopolitur.

Die richtige Technik ist wichtig für eine gute Autopolitur.

Foto: dpa, cw

Nach dem langen Winter kommt endlich die Sonne raus. Jetzt wollen viele Autofahrer Salzspuren und kleine Schäden an ihren Autos wegpolieren und den Lack wieder auf Hochglanz bringen.

Die erste und wichtigste Regel dafür: Den Wagen gründlich waschen, bevor man mit Poliermittel, Schwamm und Tüchern loslegt.

"Dreck, Staub und Teerreste müssen vor dem Polieren gründlich entfernt werden", sagt der Hamburger Autoaufbereiter Dennis Buchmann. "Sonst reiben Sie auf den Anhaftungen herum und richten mehr Schaden als Nutzen an." Erst wenn der Wagen wirklich sauber ist, beginnt die Polierarbeit. Bei strahlender Sommersonne ist kein vernünftiges Ergebnis zu erzielen, weil sich der Lack aufheizt und die Politur zu schnell antrocknet, erklärt der Experte.

Es muss nicht das teuerste sein

Buchmann ist Vorsitzender des Bundesverbandes für innovative Fahrzeugpflege. Nach mehr als 15 Jahren Berufserfahrung räumt er mit einem Mythos auf: "Es gibt kein Wunder-Poliermittel - egal welcher Hersteller das behauptet." Es komme immer auf das Zusammenspiel von Lackoberfläche und der Chemie im Produkt an. "Und da funktionieren günstige Produkte bei manchen Autos wunderbar - sogar besser als deutlich teurere." Normale Poliermittel für den Endverbraucher gibt es in guter Qualität von knapp 10 bis 15 Euro pro Flasche, Spitzenprodukte für 30 bis 50 Euro.

Eine Politur bearbeitet die obere Klarlackschicht eines Autos. Die ist bei guten Lacken durchschnittlich 30 Mikrometer (tausendstel Millimeter) dick. Bei einer intensiven Anwendung in Handarbeit könnten maximal 0,3 Mikrometer des Klarlacks abgeschliffen werden, berichtet der umsatzstärkste deutsche Pflegemittelhersteller Sonax.
Das bedeutet, dass ein neuwertiger Lack viele Polituren übersteht. Der Hersteller rät Laien zur Vorsicht mit Poliermaschinen: Vor allem an Kanten und Falzen könne zu starker Druck die Lackschicht komplett abtragen. Dann wird eine teure Neulackierung beim Fachmann fällig.

Wer eine Poliermaschine benutzen will, lässt sie am besten auf der langsamsten Stufe laufen. Polieraufsätze für die Bohrmaschine sollten Laien gar nicht anfassen, warnt Buchmann. Die Maschinen drehen viel zu schnell und können in ungeübter Hand den Lack beschädigen. Idealerweise solle man vor dem Maschineneinsatz die Lackdicke mit einem Messgerät feststellen, das man in Lackierbetrieben und manchen Autohäusern leihen kann. Teilweise variiert nämlich auch bei neueren Wagen die Lackdicke deutlich.

Es kommt auf das Alter an

Die Wahl des Poliermittels hängt maßgeblich vom Zustand des Lacks ab: Bei neuen oder gerade grundgereinigten Lacken empfehlen Fachleute einen reinen Hartwachs, der den Lack schützt und für tiefen Glanz sorgt. Für etwas ältere und schon leicht matte Lacke empfiehlt sich eine milde Politur mit geringem Schleifanteil. Je verwitterter der Lack ist, desto höher sollte der Schleifanteil sein. Nach einer Politur mit stark schleifenden Mitteln sollte man nachwachsen, um den Glanzeffekt dauerhaft zu sichern, rät Franz Fischer.

Poliert wird das gründlich vorgereinigte Auto mit Polierschwämmen aus dem Handel und in Teilflächen von etwa 50 mal 50 Zentimeter. Üblicherweise beginne man dabei auf dem Dach und arbeite sich langsam nach unten vor, raten die Fachleute. Die Politur dürfe nur kurz antrocknen und müsse dann sofort mit einem Mikrofasertuch abgewischt werden, sagt Fischer. Die früher übliche Polierwatte werde kaum mehr genutzt - unter anderem, weil auf dem Fahrzeug immer Wattefasern zurückbleiben. Kunststoffteile wie Fenstergummis oder Stoßstangen sollte man vor der Politur mit Kreppband abkleben oder vorab mit einem Pflegemittel behandeln, damit sich ungewollte Politurspuren auf dem Kunststoff leichter entfernen lassen.

Viele Fachleute schwören vor der Politur auf eine Vorbehandlung des gewaschenen Wagens mit Lack-Reinigungsknete (etwa 10 Euro). Zu ihnen zählt Autoaufbereiter und Autor Christian Petzoldt. Die Knete entfernt hartnäckigen Schmutz und auch unsichtbare Anhaftungen. Dazu jeweils einen kleinen Bereich des Autos mit einer Sprühflasche, die Wasser mit einem Spritzer Seife oder Autoshampoo enthält, benetzen und die Reinigungsknete leicht und ohne Druck über die Stelle schieben, rät Petzoldt in "Das große Buch der Fahrzeugpflege".

Die richtige Technik

Generell gilt für die Politur per Hand oder mit der Maschine: Mit kreisenden Bewegungen, Geduld und ohne Druck auf den Lack arbeiten. Besonders wichtig seien hochwertige Mikrofasertücher, betont Dennis Buchmann. Eine sorgfältige Politur pro Jahr reiche aus. "Mehr mache ich bei meinem Auto auch nicht", sagt er. Bares Geld einbringen kann die Lackbehandlung vor dem Verkauf eines Autos.

Die ganze Aktion nützt nicht nur dem Auto, sondern auch der eigenen Fitness - denn polieren ist anstrengend. Wer keine Lust dazu hat, kann seinen Wagen auch zum Aufbereiter bringen. Eine Politur mit vorheriger Außenreinigung kostet dort zwischen 100 und 150 Euro.

(dpa)
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