Flutlicht statt Funzel Auf was man beim Fahrradlicht achten muss

Göttingen · Ob im Recht oder nicht - Fahrradfahrer ziehen bei einem Unfall immer den Kürzeren. Besonders in der dunklen Jahreszeit leben sie gefährlich. Umso wichtiger ist gerade dann eine gute Beleuchtung. Was ist hier vorgeschrieben? Was ist Stand der Technik? Und was lässt sich nachrüsten?

Fahrradbeleuchtung - was man wissen muss
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Foto: dpa, loe

Aus der Dunkelheit heraus düst plötzlich ein Radler in den Kegel der Autoscheinwerfer. Jetzt voll auf die Bremse - und durchatmen: Das war knapp! Der Radler ohne Licht verschwindet unbehelligt im Nichts. Situationen wie diese haben viele Menschen schon erlebt, und sie sind gefährlich - vor allem für den Radler.

"Der Radfahrer hat in Deutschland innerorts einen gesetzlich zugesicherten Schutzraum von mindestens drei Meter in der Breite", erklärt Charly Höß, Koordinator Verkehr im Bund Deutscher Radfahrer (BDR).

Beim Überholen muss man innerorts 1,50 Meter, ab Tempo 90 sogar zwei Meter Abstand halten. Gerade im Dunklen müssen Radler von weitem erkennbar sein, "damit sie diesen Schutzraum auch für sich behaupten können und nicht erst in letzter Sekunde erkannt werden."

Was müssen Fahrräder dazu mitbringen? Paragraf 67 der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) ist eindeutig: Räder müssen einen Scheinwerfer vorne mit weißem Licht und eine Schlussleuchte mit rotem Licht haben, sagt Jens Dötsch von der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht des Deutschen Anwaltvereins (DAV).

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Foto: Christoph Schroeter

Das Rücklicht muss mindestens 25 Zentimeter über der Straße montiert sein. Außerdem sind Reflektoren an Heck, Pedalen und Speichen anzubringen.

"Wir haben beim Licht eine Gesetzgebung, die noch auf dem technischen Stand der 1930er Jahre basiert", meint Gunnar Fehlau vom Pressedienst Fahrrad (pd-f). So definiere die StVZO seither 6 Volt als gemeinsamen Nenner bei der Spannung und mittlerweile 3 Watt als Mindestleistung. Weniger Leistung, so Fehlau, sei nur in der Ausnahme erlaubt.

Mit den alten, funzeligen Glühbirnen war es früher oft nicht möglich, genug Licht herauszuholen - das war mehr eine Positionsbeleuchtung, als dass es den Weg erhellte. Das Halogenlicht seit Anfang der 1990er Jahre war ein Schritt nach vorne: "Das konnte aus den Vorgaben mehr Lichtleistung, mehr Helligkeit herausholen", so Fehlau.

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Foto: Hersteller

Ein Manko aber blieb der Seitenlaufdynamo. Der produziert Strom durch ein am Reifen laufendes Rädchen, hat aber einen schlechten Wirkungsgrad wegen hoher Reibungsverluste. Außerdem ist das Radeln mit Dynamo am Reifen anstrengender, und er kann bei Nässe und Schnee durchrutschen.

Erst der witterungsunabhängige und immer mitlaufende Nabendynamo löste Ende der 1990er Jahre diese Probleme. Er setzte sich beim Gros der Fahrräder als Standard durch. Wer auf ihn umrüsten will, muss bei seinem Fahrrad einen Laufradwechsel vornehmen.

Den bieten viele Händler als Komplettset inklusive Dynamo, Vorder- und Rücklicht an. Komplettsets für 99 Euro laufen am unteren Qualitätsstandard, vernünftige Qualität kostet eher 200 Euro.

Das LED-Licht brachte etwa zur Jahrtausendwende einen weiteren großen Sprung nach vorn und viel mehr Lichtleistung. Um das Jahr 2007 kamen Fahrradscheinwerfer bereits auf 40 Lux - "in etwa so viel wie ein Autoscheinwerfer der 1960er Jahre", schätzt Fehlau. Die neuesten erreichen mehr als 100 Lux und brennen etwa 100.000 Stunden lang. Bei Halogenleuchten seien es nur 50 bis 100 Stunden.

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Foto: dpa, kjh gfh frk

Außerdem bieten sie schon beim Anfahren mit geringerer Stromzufuhr frühzeitig eine hohe Lichtausbeute - das ist ein Sicherheitsvorteil, etwa bei Kreuzungen, um nach der Ampel rasch von abbiegendem Verkehr gesehen zu werden.

Moderne Anlagen haben inzwischen einen Komfort fast wie beim Auto - zum Beispiel eine Abstrahlung zur Seite und Standlicht vorne und hinten. Oder eine Sensorautomatik: Das Licht schaltet sich bei Dunkelheit oder im Tunnel automatisch ein und später auch wieder aus.
Top-Modelle besitzen sogar eine Aufblendfunktion.

Auch Tagfahrlicht mit separaten, diffus leuchtenden LEDs ist zu bekommen. Einige Scheinwerfer können per USB-Anschluss unterwegs das Handy oder Navi mit Dynamostrom laden. Scheinwerfer, die das alles können, kosten etwa 180 Euro. Es geht aber günstiger, sagt Fehlau: "Gute Rücklichter mit LED-Technik beginnen bei circa 20, Scheinwerfer bei 35 Euro."

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Foto: Haveltec

Seit August 2013 sind Dynamos nicht mehr Pflicht am Fahrrad, was auch Akku-Beleuchtung zulässt. "Die Beleuchtung muss nicht mehr ständig am Fahrrad angebracht sein, sondern nur dann, wenn es erforderlich ist", erläutert Höß. Das ist vor allem für Rennradler oder Mountainbiker interessant.

Laut StVZO dürfen Räder mit weniger als elf Kilogramm Gewicht zwar auf zusätzliche Reflektoren etwa an den Pedalen oder Speichen verzichten, aber eine Beleuchtung müssen auch sie immer dabei haben.

"Da gibt es ganz einfache LED-Sets für vorne und hinten zum Anklemmen für unter zehn Euro, die sich Radler in die Jacke oder das Trikot stecken können." Die seien wasserdicht und zugelassen. Radler mit schwereren Rädern können zwar ebenfalls klemm- und steckbare Akku-Beleuchtungen nutzen, müssen auf öffentlichen Straßen aber auch alle vorgeschriebenen Reflektoren vorweisen können.

"Sollte selbst tagsüber diese Beleuchtung nicht am Rad sein oder nicht funktionieren, drohen 20 Euro Bußgeld", erklärt Dötsch. Bei Gefährdung anderer erhöhe sich die Summe auf 25 Euro und bei damit einhergehender Sachbeschädigung auf 35 Euro.

Für selbst verursachte Schäden aufgrund fehlender Beleuchtung komme die Privathaftpflicht auf. Diese müsse nur dann nicht regulieren, wenn der verursachte Schaden vorsätzlich herbeigeführt wurde, "wenn ich also absichtlich ohne Licht fahre, absichtlich jemanden umfahren und ebenso absichtlich dessen Verletzung wollte", erläutert Dötsch.

Noch nicht alle Radler verhalten sich vorbildlich: Er sei "noch nicht ganz zufrieden mit den sportlichen Fahrern", sagt BDR-Experte Höß. "Das ist schade, denn ähnlich wie beim Helm-Aufsetzen hat es Vorbildcharakter, wenn gerade sie in der Dämmerung mit Beleuchtung fahren. Ein gutes Rennrad zum Beispiel beginnt bei etwa 3000 Euro. Da sollte man nicht an den paar Euros für die Beleuchtung sparen."

(csr/dpa)
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