Trend Radwandern Mit dem Rad auf großer Tour

In Zeiten von teuren Spritpreisen und mehr Klima-Bewusstsein ist Radwandern eine Urlaubsalternative, die sich immer größerer Nachfrage erfreut. Wir empfehlen Routen von kurz bis lang, von nah bis fern. Bei einer wartet am Ende die Aufnahme in eine „Heldengalerie“.

 Beim Radwandern gibt es immer mehr Angebote für jeden Fitnessgrad.

Beim Radwandern gibt es immer mehr Angebote für jeden Fitnessgrad.

Foto: dpa-tmn/Marcus Gloger

Ein Urlaub mit dem Fahrrad eröffnet zahlreiche Möglichkeiten und heißt keineswegs, auf Bequemlichkeit zu verzichten, sondern lediglich, unterschiedlichste Arten der Erholung auszuprobieren. Was dem einen sein vollgepacktes Rad samt Gepäck, Zelt und Gaskocher ist, ist dem anderen der bequeme Gepäcktransport in dem Wissen, nach einer erlebnisreichen Tour am Abend ein vorgebuchtes Hotel ansteuern zu können. Auch ob man lieber allein oder in einer Gruppe fährt, bleibt jedem überlassen – das Angebot an spezialisierten Radreiseveranstaltern ist vielfältig, bietet für jeden Geschmack etwas und ist leicht über das Internet zu recherchieren. Die Routenwahl lässt ebenfalls keine Wünsche offen und reicht vom Radfernweg, um in kurzer Zeit viele Ziele in unterschiedlichen Gegenden besuchen, bis zu Sternfahrten von einem Ort aus, um eine spezielle Landschaft intensiver kennenzulernen.

Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub ADFC hat zu Beginn der Saison 2022 wieder besondere Auszeichnungen für Radfernwege (ADFC-Qualitätsradrouten) und RadReiseRegionen im Rahmen einer Sternewertung vergeben. Bis zu fünf Sterne sind möglich, bei der Bewertung spielen u. a. Wegweisung, Oberfläche, Verkehrssituation und Serviceleistungen entlang der Strecke die zentrale Rolle. ADFC-Qualitätsradrouten müssen eine Länge von mindestens 100 Kilometern sowie eine zentrale Ansprechperson für das Qualitätsmanagement haben, ausgezeichnete RadReiseRegionen verfügen über mindestens zehn regionale Tagestouren. Neu für 2022 im Ranking sind zum Beispiel der Fulda-Radweg in Hessen (4 Sterne) und die Region Württembergisches Allgäu, daneben finden sich Klassiker wie der Radfernweg „Liebliches Taubertal“ (5 Sterne) oder der „RurUfer-Radweg“ in der Eifel (4 Sterne). Informationen und viele weitere Tourenvorschläge unter www.adfc.de.

 Vom Rheinland aus hat man natürlich das Glück, direkt in einer fahrradfreundlichen Region zu leben. 2-Land-Reisen ist der Reiseveranstalter der Region in Verbindung mit der Niederrhein-Tourismus GmbH, über die die mehrtägigen, zum Teil grenzüberschreitenden Radreisen am Niederrhein und in den benachbarten Niederlanden buchbar sind. „Eine besonders reizvolle Strecke ist zum Beispiel der gut 100 Kilometer lange Niers-Radweg“, erläutert Geschäftsführerin Martina Baumgärtner. „Hier kann man die typisch niederrheinische Landschaft direkt am Fluss erleben, aber auch bei einem kleinen Abstecher Städte wie Mönchengladbach oder das niederländische Gennep, wo die Niers in die Maas mündet, erkunden.“ Eine andere Route (Via Romana) führt sogar entlang eines Unesco-Weltkulturerbes: Der Niedergermanische Limes, eine ehemalige Heeresstraße der Römer, liegt zwischen Xanten und Nijmegen (NL) und wartet mit interessanten Einblicken in vergangene Zeiten auf, zum Beispiel im LVR-Archäologischen Park in Xanten oder dem Museum „Het Valkhof“ in Nijmegen. In den Reisepakten inklusive sind vorgebuchte Hotelübernachtungen, Gepäcktransport sowie ausführliches Karten- und Informationsmaterial für die Tour. Leihfahrräder können ebenfalls separat gebucht werden. (Infos und Preise unter www.niederrhein-tourismus.de/2-land-reisen)

 Apropos Niederlande: Das Nachbarland ist in Sachen Radtourismus und Radwegenetz bestens aufgestellt und lädt zum Beispiel mit einem einfach zu verstehenden und bestens ausgeschilderten Knotenpunktnetz dazu ein, es vom Rad aus zu erkunden. Besondere Herausforderung: Die „Ronde van Nederland“, eine 1385 Kilometer lange Fahrradtour rund um die Niederlande, die verschiedene Radfernwege miteinander verknüpft und diejenigen Radler, die sie komplett „erfahren“ haben, mit einer Urkunde und der Aufnahme in die „Heldengalerie“ belohnt. Das geht übrigens auch, wenn man sich nach und nach Teilabschnitte vornimmt und an vorgegebenen Stellen Beweisfotos macht. Infos und Streckenverlauf unter www.hollandfahrradland.de/radfernwege/ronde-van-nederland

 Auch Frankreich ist ein Klassiker unter den Radreise-Zielen. Neben der bekannten Schlösser-Route an der Loire locken in fast allen Departements spannende Landschaften und außergewöhnliche Themenrouten. Eine besondere Genießerreise führt zum Beispiel auf der 2020 initiierten „La Voie Bleue“ entlang der Mosel, des Vogesen-Kanals und der Saône von der luxemburgischen Grenze über Metz und Nancy bis nach Lyon. Insgesamt beträgt die Strecke 700 Kilometer, auf denen man Moselwein oder Beaujolais probieren, Macarons aus Nancy naschen oder sich an einer „Tarte aux Brimbelles“, einer Heidelbeertarte aus den Vogesen, gütlich tun kann. Infos und Streckenbeschreibung auch auf Deutsch unter www.lavoiebleue.com. Allgemeine Informationen auf Deutsch zu zahlreichen weiteren Radreisen in Frankreich unter https://de.france.fr/de (Französische Zentrale für Tourismus).

 Damit die Radreise auch wirklich ein erholsamer Urlaub wird, ist schon beim Packen gute Planung gefragt. Wer eine Tour mit Gepäcktransport gebucht hat, tut sich da natürlich etwas leichter, aber auch für Tagesetappen sollten selbstverständlich Wechselkleidung, Badezeug für Schwimmpausen, Regenjacke, kleines Pannenwerkzeug und ein Notfall-Erste-Hilfe-Paket immer dabei sein. Wer Kleidung, Zelt samt Zubehör sowie Kochwerkzeug mitnimmt, findet im Fachhandel eine riesige Auswahl an Packtaschen, die vor allem eines sein sollten: wasserdicht. Das meiste Gepäck wird standardmäßig hinten auf beiden Seiten des Gepäckträgers befestigt, es gibt auch Modelle mit einer zusätzlich aufsetzbaren Tasche, die oben auf den Gepäckträger kommt. Alternativ befestigt man hier mit einem Spanngurt leichteres Gepäck wie das Zelt oder einen Tagesrucksack. Wichtig ist, dass beide Seiten des Rades ungefähr gleich schwer beladen sein sollten, damit es unterwegs nicht zu Balance-Problemen kommt. Auch zu beachten: Schwere Dinge wie Schuhe nach unten und möglichst zur Radmitte hin packen, das unterstützt ebenfalls ein sicheres Fahrgefühl. Ausgleich kann auch ein zusätzlicher Gepäckträger vorne, ein sogenannter Lowrider schaffen. Weitere wertvolle Tipps und eine durchdachte Packliste findet man auf den Internet-Seiten des ADFC unter www.adfc-radtourismus.de/service/richtig-packen.

 Der Erholung zuträglich ist auch die maßvolle Einteilung der Tagesetappen, so sie nicht bereits bei einer pauschal gebuchten Reise vorgegeben sind. Dafür ist neben dem persönlichen Konditions- und Fitnesslevel natürlich auch der Umstand entscheidend, ob man mit einem „normalen“ Tourenrad oder einem E-Bike unterwegs ist, mit dem man leichter mehr Kilometer am Stück schaffen kann. Auf jeden Fall sollte genug Zeit für Pausen, Sehenswürdigkeiten und Übernachtungen eingeplant werden, schließlich will man ja die neue Umgebung nicht nur im „Vorbeifahren“ kennenlernen. Vorgebuchte Hotels ersparen den Stress einer Unterkunftssuche am Abend, „müssen“ dann andererseits aber natürlich auch erreicht werden, auch wenn man entlang der Strecke lieber woanders geblieben wäre. Gut ist auch die Vorab-Information über das Reiseziel, welche Alternativen sich bieten, wenn vielleicht an einem Tag aufgrund der Wetterlage nicht mit dem Rad gefahren werden kann: Gibt es zum Beispiel eine Bahnverbindung zur nächsten Etappe, kann man in der Gegend auch bei Regen interessante Ausflugsziele ansteuern? Gutes Kartenmaterial erspart ebenfalls eine Menge Ärger, sollte es unterwegs mal aufgrund fehlender Beschilderung oder Ähnlichem zu Unstimmigkeiten kommen. Dabei schadet auch eine „echte“ Karte nicht, sollte der Handy-Akku mal leer oder kein Netz zur Verfügung sein.

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