Preis, Ausstattung und Komfort Fahrradhelme – auf die richtige Schale kommt es an

Düsseldorf · Fahrradhelme gibt es in vielen Ausführungen und Preiskategorien. Worauf man beim Kauf achten kann, um für sich den passenden Kopfschutz zu finden. Und nichts geht übers Anprobieren. Zusätzliche Extras machen Sinn.

 Helme sind längst nicht mehr etwas nur für Kinder.

Helme sind längst nicht mehr etwas nur für Kinder.

Foto: dpa-tmn/Zacharie Scheurer

Ob man einen Fahrradhelm trägt oder nicht, ist jedem Radfahrer in Deutschland selbst überlassen, eine Helmpflicht wie beim Motorrad zum Beispiel gibt es nicht. Wer sich dafür entscheidet, steht vor einer großen Auswahl an Modellen in unterschiedlichen Preisklassen, für die aber eines auf jeden Fall gilt: „Alle in Deutschland verkauften Fahrradhelme, egal ob im Discounter oder im Fachhandel, müssen die europäische Norm EN1078 erfüllen, also entsprechende Material- und Funktionstests überstehen und somit eine Mindestsicherheit bieten“, erklärt René Filippek, Technikexperte beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club ADFC.

Ist teurer gleich besser?

Die Qual der Wahl liegt dann im Detail: „Bei günstigen Fahrradhelmen, wie sie zum Beispiel bei Discountern angeboten werden, gibt es oft nur eine Schalengröße, die natürlich nicht auf jedem Kopf optimal sitzt. Die Anpassung wird dann mittels eines Verstellsystems vorgenommen, was aber manchmal dazu führen kann, dass der Helm trotzdem verrutscht, weil die Schale nicht so gut anliegt. Auch kann es sein, dass man das Verstellsystem so fest einstellen muss, damit der Helm hält, dass es unnötigen Druckschmerz auf den Kopf ausübt. Ich vergleiche das gerne mit einem Schuh: Den kann man auch zwei Nummer größer kaufen und über die Schnürung zum Halten am Fuß bringen, aber passen tut er deswegen trotzdem nicht“, erläutert René Filippek ein Praxisbeispiel. „Bei höherwertigen Helmen gibt es oft zwei oder drei Schalengrößen, sodass man ein bisschen besser und individueller wählen kann, was auf den eigenen Kopf passt. Das muss jeder für sich entscheiden.“ Ein schlecht sitzender Helm, der verrutscht, nütze im Zweifelsfall bei einem Sturz gar nichts, im Gegenteil, er könne sogar noch zu einer zusätzlichen Gefahr werden, wenn er zum Beispiel in den Nacken rutsche und möglicherweise Verletzungen an der Wirbelsäule provoziere.

So sitzt der Helm richtig

Zum richtigen Tragen hat der Experte ebenfalls einen Tipp: „Die vordere Helmkante sollte ein bis zwei Fingerbreit über den Augenbrauen sitzen, sodass man den Helm sieht, wenn man nach oben schaut.“ Bei der Anprobe helfe es, den Kopf leicht zu schütteln und zu prüfen, ob der Helm dann auch noch sicher und fest sitzt. Man könne auch die Hand obendrauf legen und den Helm ein bisschen in verschiedene Richtungen bewegen, um festzustellen, ob er nicht schon bei der geringsten Krafteinwirkung verrutsche. Auch sei bei der Wahl des Helms wichtig, wofür man ihn einsetzen wolle – so brauche ein Rennradfahrer natürlich etwas leichtere, windschnittigere Modelle als ein Freizeitradler oder die Mountainbiker, die im unwegsameren Gelände unterwegs seien.

Machen Extras Sinn?

„Grundsätzlich ist es bei Fahrradhelmen tatsächlich so, dass ein höherer Preis auch eine höhere Qualität garantiert“, erläutert René Filippek ein weiteres wichtiges Auswahlkriterium. „In höherwertigen Helmen steckt einfach mehr Entwicklungsarbeit, zum Beispiel für Form und Material sowie ausgeklügelte Belüftungssysteme, die natürlich höhere Kosten und somit einen höheren Endpreis erzeugt. Im Fachhandel gibt es eine große Auswahl und die entsprechende Beratung, sodass man die für sich persönlich beste Entscheidung treffen kann.“ Dort kann man sich auch über zusätzliche Extras informieren, die am Helm durchaus Sinn machen können. „Ein integriertes Rücklicht kann vor allem in dunklen oder unübersichtlichen Situationen, wie zum Beispiel bei der Einfahrt auf eine Straße zwischen geparkten Autos ein Plus an Sicherheit, dass man auch gesehen wird, bieten“, weiß René Filippek aus eigener Erfahrung. Alternativ könne eine neonfarbene Helm-Hülle mit reflektierenden Elementen, die auch als Regenschutz dient, den Sichtbarkeits-Effekt verstärken. Grundsätzlich solle man sich im Klaren sein, dass zusätzliche Elemente das Gewicht des Helms leicht erhöhen und Elektronik auch störanfällig sein könne. Auch hier sei die individuelle Entscheidung gefragt, was einem persönlich wichtig sei.

Was tun mit dem Helm nach einem Sturz?

Kommt es trotz aller Vorsicht doch einmal zu einem Sturz, bei dem auch der Helm aufprallt, heißt es ohne Wenn und Aber: Neu kaufen! „Jeder Aufprall kann Schäden im Material bewirken, die man von außen nicht sieht, die aber die Funktion des Helms beeinträchtigen“, weiß René Filippek. Mit einem solchen Unfallhelm ist man nicht mehr sicher unterwegs.

Was ist das MIPS-System?

Eine noch relativ neue technische Entwicklung bei der Ausgestaltung von Helmen allgemein und eben auch Fahrradhelmen sind zusätzliche integrierte Schutzsysteme, die bei einem Sturz das Risiko für Kopf- und Hirnverletzungen noch mehr senken sollen. Ein Beispiel dafür ist das sogenannte MIPS-System (Multi-Directional Impact Protection System, www.mipsprotection.com/de/). Dabei befindet sich im Helm eine zweite, leicht bewegliche Schale, die sich bei einem Schrägaufprall leicht verschiebt und so die Rotationsenergie noch besser abfängt. Helme mit solchen und ähnlichen Systemen anderer Hersteller findet man im Fachhandel.

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