Der 20-Zoll-Underdog Welche Vorteile Kompaktfahrräder haben

Berlin · Sie sind meist robust gebaut und damit belastbar: Kompakträder eignen sich wie kaum eine andere Gattung für alltägliche Wege. Aber sie punkten noch mit weiteren Vorteilen. Ein Überblick.

 Viele Hersteller bauen Kompakträder gleich als Pedelec, also als Elektrofahrrad (Symbolbild).

Viele Hersteller bauen Kompakträder gleich als Pedelec, also als Elektrofahrrad (Symbolbild).

Foto: dpa-tmn/Winora

Im Vergleich zu den beliebten Trekking- oder Cityrädern, die seit Jahren die Verkaufscharts anführen, nehmen sie zudem viel weniger Platz ein. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) führt die Kompakten auf seiner Website „als unterschätzte Gattung“ zwischen herkömmlichen Fahrrädern und Falträdern. „Kompakträder kombinieren Vorteile beider Welten und sind prädestiniert für den Stadtverkehr“, heißt es dort. Auch David Eisenberger vom Zweirad Industrie Verband (ZIV) betrachtet die Gattung als ideal zum Pendeln oder den Weg zum Einkaufen.

Konstruktiv unterscheiden sich Kompakträder in vielen Punkten von anderen Fahrräder: So rollen sie in der Regel auf 20 Zoll großen Rädern. Diese sind kleiner als bei Trekkingbikes, Rennrädern oder auch Mountainbikes. Die kleinen Räder ermöglichen eine „agile Fahrdynamik“, sagt David Koßmann vom Pressedienst Fahrrad (pd-f). Das heißt, das Fahrverhalten lässt sich leichter kontrollieren als bei größeren Rädern.

Zugleich ist ihr Radstand, also der Abstand zwischen den Achsen, ähnlich lang wie bei einem 28er Cityrad. Kleine Räder, langer Radstand - auf diese Weise schaffe man es, „die eigentlich miteinander unvereinbaren Eigenschaften Geradeauslauf-Stabilität und Wendigkeit zu kombinieren“, sagt Marc Burger vom Hersteller i:SY.

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Foto: Hersteller

Übersichtliches Angebot

Das Marktangebot an Kompakträdern ist verglichen mit Boomsegmenten wie E-Mountainbikes oder etablierten Evergreens wie Trekkingrädern übersichtlich. Der ZIV führt sie in seiner Absatzstatistik unspezifisch in der Kategorie „Sonstige“, konkrete Verkaufszahlen nennt der Verband nicht. Gleichwohl gibt es eine Tendenz: „In den letzten Jahren hat sich die Modellgruppe der Kompakträder immer deutlicher am Markt behaupten können“, sagt Sprecher Eisenberger.

Einige Hersteller bauen Kompakträder, wobei die meisten unter ihnen das Segment mit E-Bikes bedienen: Patria, Orbea, Tern, Winora, Prophete, Cube, Riese & Müller oder auch kleinere oder unbekanntere Firmen wie Bernds oder Bike Friday. Zu kaufen gibt es neben der Urform Lastenradversionen, Tandems oder Singlespeed-Kompakte mit Rennlenker und hohem Sattel. Federgabeln finden sich auch, oft setzt man aber auf den Dämpfungskomfort der typischen Ballonreifen.

Nicht zum falten - aber dennoch kompakt

Das Kompaktrad verzichtet auf einen Faltmechanismus. Um es dennoch besser verstaubar zu machen, bauen die Hersteller den Fahrrädern Lenker und Pedale an, die man querstellen, ab- oder einklappen kann. Sie passen nicht nur gut in einen Hausflur, sondern auch in manchen Kofferraum eines Vans oder Kombis. Zahlreiche Modelle sind mit Gepäckträgern oder Körben an Heck und Front gerüstet.

Der Schwerpunkt des Fahrrads ist niedrig. Das kommt der Laufruhe zugute - vor allem, wenn man das Rad bepackt fährt. Fährt das Zusatzgewicht weiter unten mit, liegt das Velo satter auf der Straße. Aufgrund der robusten Konstruktionsweise sind Kompakträder insgesamt nicht so leicht. Schon ohne Elektrifizierung kommen da mal schnell 15 Kilo zusammen.

Trotzdem sind es keine Alleskönner, sie gehen Kompromisse ein: Kleine Laufräder rollen weniger gut über Hindernisse als große. Auch die Auswahl an Ersatzteilen für 20-Zoll- oder auch kleineren Rädern ist vergleichsweise eingeschränkt.

Kein ganz billiger Spaß

Preislich sind die Kompakten keine ganz billige Sache: Das Einstiegs-i:SY Lite S8 kostet 1399 Euro, und als E-Bikes sind die Kompaktem eh teurer. Angefangen vom einfacher ausgestatteten Prophete Urbanicer City E-Bike für rund 2200 Euro über das Orbea Katu-e 30 (2399 Euro), das Cube Compact Hybrid (2549 Euro), das Winora Radius Tour (2999 Euro) bis zum Tern HSD P9 (3499 Euro) oder dem Riese und Müller Tinker (4199 Euro) spielen sie in mehreren Preisligen mit.

(felt/dpa)
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