Das Rad feiert 200. Geburtstag Zum Fahrrad, zur Freiheit

Vor 200 Jahren stieg Karl Freiherr von Drais zum ersten Mal auf ein Gerät, das später Fahrrad heißen sollte. Ob er dieselbe Freiheit verspürte wie unser Autor? Eine Hymne auf das beste Verkehrsmittel der Welt.

Die Evolution des Fahrrads
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Foto: Technoseum

Sollen die Leute doch darüber sprechen, dass Fahrradfahren Kalorien verbrennt. Dass es gute Laune macht, durch die Natur zu radeln, an der frischen Luft. Dass es umweltfreundlicher ist, als sich ins Auto zu setzen. Das ist mir alles vielleicht nicht egal, aber von nachrangiger Bedeutung. Dass ich mich immer wieder fürs Fahrrad entscheide, hat einen ganz anderen Grund.

Vor 200 Jahren, am 12. Juni 1817, setzte sich der badische Erfinder Karl Freiherr von Drais zum ersten Mal auf ein Gerät, aus dem später das Fahrrad werden sollte. Es fehlten bloß die Pedale. Und so musste sich von Drais noch mit den Füßen abstoßen. Doch auch so war er schneller als die Postkutsche. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 15 Stundenkilometern fuhr er von Mannheim nach Schwetzingen und zurück.

Ich bin mir sicher, er hat damals dasselbe gespürt wie alle, die sich später aufs Fahrrad setzten: Freiheit. Er hatte seine Draisine überhaupt nur deshalb erfunden, um unabhängig zu sein vom Pferd, dem damals üblichen Fortbewegungsmittel. Der Haferpreis war derart angestiegen, dass die Leute nach Alternativen suchten. Und der Freiherr fand sie. Bevor sich die Menschheit 1886 mit der Erfindung des Autos wieder in Abhängigkeit von Rohstoffen begab.

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Foto: dpa, loe zeh

Lieber Fahrrad als vollgestopfter Schulbus

Ob es die Sehnsucht nach Freiheit war, die mich als Kind aufs Fahrrad trieb — ich weiß es nicht. Aber es war die Freiheit, die mich nicht mehr absteigen ließ. Schon mit vier Jahren lernte ich, mit dem Gerät Distanzen zu überwinden.

Eine meiner frühesten Erinnerungen ist, wie ich noch lange vor meiner Einschulung mit meinem Opa 20 Kilometer mit dem Rad zurücklegte, um eine Kirmes zu besuchen. Später unternahm meine Familie in den Sommerferien mehrtägige Radtouren von Jugendherberge zu Jugendherberge. Niemals beneidete ich Mitschüler, die auf eine Insel mit Sonne und Strand flogen.

Ich muss 14 gewesen sein, als mein Vater und ich mit dem Rad tausend Kilometer bis an die österreichische Grenze fuhren. Meine letzten drei Schuljahre fuhr ich mit dem Rad zum Gymnasium — das zehn Kilometer entfernt im nächsten Ort lag. Die Fahrten im vollgestopften Schulbus waren mir unerträglich geworden.

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Foto: dpa, loe

Heute fahre ich weniger Fahrrad, ich gebe es zu, sogar zur Arbeit nehme ich meistens das Auto. Aber sobald ich auch nur zwei Minuten im Stau stehe, wächst die Sehnsucht nach dem Fahrrad.

Fahrradfahrer stehen nicht im Stau. Fahrradfahrer müssen nicht tanken. Fahrradfahrer können über die schmalsten Feldwege fahren. Fahrradfahrer können losfahren, wann sie wollen. Das macht das Fahrrad sogar dem Zug und dem Flugzeug überlegen. Fahrradfahrer können so ziemlich alles.

Und wenn sie ein Loch im Reifen selbst flicken können — wozu sogar ich in der Lage bin — dann müssen sie ihr Rad nicht einmal in eine Werkstatt schieben. Kein Fortbewegungsmittel macht den Menschen freier als das Fahrrad.

Moment, wird nun der Wanderer rufen, er sei noch nicht einmal auf das Funktionieren von Mechanik angewiesen. Jaja, lieber Wanderer, aber ankommen will man auch irgendwann.

(seda)
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