Baujahr 1993 VW Golf 16 V

VW Golf 16 V / Baujahr 1993

VW Golf 16 V / Baujahr 1993

Mit dem Vierventiler im Golf III hat VW sich Zeit gelassen: Ein neuer Motor mußte her, weil die Konkurrenten dem Vorgänger mittlerweile klar das Heck zeigten. In Preis und Leistung wurde der erstarkte 16V zwischen dem biederen Zweiventiler-GTI und dem komfortablen VR6 plaziert. Ist er nur ein Lückenfüller?

Ausstattung

Zum Serienstandard des 16V gehören ABS, EDS, Zentralverriegelung mit Safesicherung, Servolenkung, Nebelscheinwerfer, Wärmeschutzglas, Sportlenkrad und -sitze mit Höhenverstellung, Dachantenne und Leichtmetall-Räder. Aufpreis kosten neben den Airbags elektrische Fensterheber (680/1.140 DM), Lenkrad-Höhenverstellung (215), elektrisches Schiebedach (1.290) und Metallic-Lack (610). Der Testwagen war einwandfrei verarbeitet.

Fahrleistung

Mit 2 l Hubraum, 150 PS (110 kW) bei 6.000 U/min und 180 Nm Drehmoment bei 4000 Touren kann der weiterentwickelte Vierventiler in der Leistung nun der Konkurrenz Paroli bieten - in der Art, wie er das tut, übertrifft er sie deutlich. Für einen Sportmotor ist die Laufkultur beeindruckend; ungewöhnlich vibrationsarm, enorm drehfreudig und mit akzeptabler Lautstärke werden bis zu 7.000 U/min erreicht. Auch im unteren Drehzahlbereich hat diese Maschine schon Biß, tritt spontan an. Die gute Durchzugskraft des Langhubers ist einer sehr flachen Drehmomentkurve zu danken, die schon bei 2.000 Touren 160 Nm ausweist. Der Spurt auf Tempo 100 gelingt in rund 8,5 sek, die angegebene Spitze von 215 km/h übertraf der Testwagen deutlich. Vierter (1,03) und fünfer Gang (0,84) sind zur Drehzahlsenkung etwas länger übersetzt als beim Vorgänger, doch das schadet dem Antritt aus Autobahn-Richtgeschwindigkeit nicht.

Fahrverhalten

Das 20 mm tiefergelegte Fahrwerk hat die Verbundlenker-Hinterachse des Basis-Golf und die "Plus"-Vorderachse der Sportmodelle. Beim Fahrwerkabstimmen hat Wolfsburg schon lange eine glückliche Hand, diese Mischung galang besonders gut. Der Geradeauslauf ist makellos und vermittelt auch bei sehr hohen Geschwindigkeiten ein Gefühl uneingeschränkter Sicherheit. Im Kurvengrenzbereich weist der leicht untersteuernde 16V kaum Lastwechsel-Reaktion auf, bleibt stets gutmütig und fahrsicher. Die Elektronische Differentialsperre (EDS) unterbindet einseitiges Durchdrehen der Antriebsräder, bringt die Kraft problemlos auf die Fahrbahn. Wesentlich leichtgängiger als früher, exakt und frei von Antriebsanflößen arbeitet die Servolenkung, die mitverantwortlich für die vorzügliche Handlichkeit zeichnet. Die ABS-Bremsanlage verzögert wirkungsvoll, ist gut dosierbar und standfest.

Karosserie

Nur das Typenschild am Heck unterscheidet den Neuen von seinen Modellnachbarn, wie diese verzichtet er mit dezenten Schwellern und Kotflügel-Verbreiterungen auf Halbstarken-Look. Von der Solidität der Karosse kündet das satte Schließgeräusch der Türen, mit Flankenschutz, Gurtklemmern und Doppelairbag-Sonderangebot (1.210 DM) gibt auch dieser Golf ein Beispiel an passiver Sicherheit. Die Platzverhältnisse reichen für vier Erwachsene voll aus, der variable Kofferraum faßt 330 bis 1.162 l. Am Einstieg ist nichts zu beanstanden, doch die Übersichtlichkeit leidet unter der abfallenden Motorhaube und der breiten C-Säule.

Komfort

Die erfreulichste Überraschung: Dieser 16V ist in Federn und Dämpfern zwar straff, aber keineswegs knüppelhart und wesentlich komfortabler abgestimmt als früher. Lange wie kurze Wellen werden gut weggesteckt, auch der Abrollkomfort bei Langsamfahrt ist abnehmbar. Die etwas breiter gewordenen Sportsitze bieten guten Halt. Funktionell und übersichtlich wie bei den Grundmodellen geben sich Instrumente und Schalter. Die früher sehr einstellungsempfindliche Seilzugschaltung ist mittlerweile den Kinderschuhen entwachsen, nur die Schaltwege sind für ein sportliches Auto etwas lang. Wind- und Motorgeräusche bleiben erträglich.

Wirtschaftlichkeit

Mit einem Preis von 37.930 DM liegt der Golf 16V zwischen seinen Konkurrenten Astra GSi (38.230) und Escort RS (36.224), auch zwischen dem Wolfsburger Normal-GTI(32.580) und dem VR6 (42.100). Preiswerter sind Nissan Sunny GTI (31.973), Renault 19 16V (32.490) und Citroen ZX 16V (35.206). Beim Verbrauch gab sich der Sprinter mit 9,1 - 11,5, im Durchschnitt 10,6 l/100 km sparsam. Kräftiger als die Steuer (264 DM) schlägt sich die hohe Versicherungseinstufung (VK = 29, TK = 40) zu Buch. Der Wiederverkaufswert wird ordentlich sein.

Fazit

16 Jahre GTI-Erfahrung zahlen sich aus: Die in Wolfsburg geschaffene Klasse hat einen neuen König.

Bewertung

Karosserie: +
Fahrleistung: ++
Fahrverhalten: ++
Komfort/Bedienung: +
Ausstattung: +
Wirtschaftlichkeit: 0

(rp)
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