SUV im Test DS7 Crossback - auf die feine französische Art

Düsseldorf · Wem das Innenraum-Design bei Audi zu unterkühlt ist, bei Mercedes zu altväterlich und bei BMW zu glanzlos, der sollte einen Blick in den DS7 Crossback werfen. Unser Testbericht.

DS7 Crossback (2018) - sorgfältig veredelt
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DS7 Crossback (2018) - sorgfältig veredelt

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Foto: DS

SP-X/Köln. Sogenannte „Premiumautos“ kommen oft mit monströser Motorleistung und ähnlichen gelagerten Preisen daher. Dass es auch ohne PS-Protzerei geht, zeigt die französische Edelmarke DS mit ihrem ersten eigenständigen Modell. Dass der DS7 Crossback im Kern ein aufgepimpter Peugeot 3008 ist, merkt dank sorgfältigster Veredelung niemand mehr.

Gerade einmal 130 kW/177 PS aus vier Zylindern leistet die knapp 40.000 Euro teure Top-Dieselvariante des DS7 – keine Werte, bei denen Autoquartettspieler feuchte Hände bekämen. 215 km/h Höchstgeschwindigkeit und eine Spurtzeit von 9,4 Sekunden wecken ebenfalls keine Hoffnung auf den nächsten Stich am Kartentisch. Aber die Zahlenspielerei kann den DS auch gar nicht adäquat fassen: Bei ihm geht es nicht um Drehmoment, Leistungsgewicht und Hubraum, sondern vor allem um gutes Aussehen und entspanntes Fortkommen.

Volvo XC40 - Premium-SUV tritt gegen Audi Q3 an
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Foto: Volvo

Von außen gibt der Franzose das durchaus schicke, wenn auch recht generische SUV: Großer Kühler, hohe Schultern und wuchtige Stoßfänger. Wer will, erkennt eine Spur Audi Q5 im Gesamtbild. Innen jedoch löst sich der DS vom Ingolstädter Vorbild und zeigt seine ganz eigene Interpretation von „premium“:

So viel gestepptes Leder und gebürstetes Metall wie hier gibt es sonst nirgends diesseits der Luxusklasse. Die Materialien sind nicht nur hochwertig, sondern auch penibel verarbeitet und vor allem sehr wirkungsvoll in Szene gesetzt. Wo die deutsche Konkurrenz auf technoide Coolness setzt, herrscht im DS das warme Flair der Bourgeoisie, jedoch ohne jede Plüschigkeit und Opahaftigkeit. Stattdessen ist das Cockpit bis ins Detail geschmackvoll und eigenständig: Erdiges Leder statt kühlem Carbon, gesteppte Rauten statt minimierter Spaltmaße und eine Infotainment-Grafik, die Ablesbarkeit eher als Nebenaspekt guten Aussehens wertet. Womit wir bei einem möglichen Kritikpunkt wären:

Im DS folgt die Funktion ganz klar der Form, wie sich an der unpraktischen Infotainment-Bedienung ebenso zeigt wie am gut versteckten Startknopf und dem nur schwer erreichbaren Warnblinkanlagen-Schalter. Wer an solchen Nebensächlichkeiten herummäkelt, fühlt sich jedoch, als würde er der Mona Lisa im Louvre vorwerfen, beim Lächeln nicht die Zähe zu zeigen. Wie jemand also, der weder das Bild noch das Auto richtig verstanden hat.

Die Premiumhaftigkeit beschränkt sich bei DS7 glücklicherweise nicht auf die Cockpit-Möblierung. Rund um das Auto merkt man zahlreichen Details an, wie sehr die Entwickler bemüht waren, die eigentlich profane PSA-Plattform, die in leicht modifizierter Form auch bei Brot-und-Butter-Modellen wie Peugeot 3008/5008 und Opel Grandland zum Einsatz kommt, zu einem Premiummodell zu veredeln. Angefangen bei der wirkungsvollen Lärmdämmung und nicht aufgehört bei den Dämpfern, die die Motorhaube bei Bedarf geöffnet halten. An einer profanen Drahtstütze würde man sich nur die Hände schmutzig machen und anschließend möglicherweise auch noch den Innenraum verunreinigen.

Vergleichsweise unspektakulär ist der DS7 auf der Straße. Die hochherrschaftliche Sitzposition gefällt nicht nur Fahren mit empfindlichem Rücken, die gute Lärmdämmung und das dezidiert komfortabel abgestimmte Fahrwerk machen Langstrecken zum Kinderspiel. Der Franzose ist im besten Sinne eine Sänfte, die adaptiven Dämpfer schlucken vor allem bei Reisetempo wirkungsvoll jede Unebenheit.

Im Gegenzug tendiert die Karosserie in stärkerem Maße zum Wanken und Neigen als bei vielen Wettbewerbern, die in erster Linie auf Dynamik gebürstet sind. So lässt man es im DS eben etwas ruhiger angehen. Der unauffällige, aber ausreichend kräftige 2,0-Liter-Vierzylinderdiesel passt sich da gut ein und ermöglicht zügiges Mitschwimmen im Autobahnverkehr. Lediglich ehrgeizige Zwischensprints sollte man sich sparen; und auch Beschleunigungsduelle mit den V6-Dieseln von Audi, BMW und Mercedes winkt man besser entspannt ab.

BMW X5 (2018) - SUV neu aufgelegt
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BMW X5 (2018) - SUV neu aufgelegt

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Foto: BMW

Der DS7 ist sowieso mehr ein Auto für Genießer als für Raser. Trotzdem zählt das wuchtige SUV nicht zu den sparsamsten Modellen seiner Klasse. Vor allem auf der Autobahn genehmigt er sich mit rund acht Litern einen guten Schluck Diesel. Im Gesamtschnitt lag er im Test bei knapp sieben Litern.

Generell dürfte sich der reisende Individualist von dem feinen Franzosen eher angesprochen fühlen als der eilige Dienstwagenfahrer. Für großartige Zulassungszahlen wird das zumindest in Deutschland zwar nicht reichen, Abwechslung in den gleichförmig-konservativen Premiummarkt hat DS aber auf jeden Fall schon einmal gebracht. Der ein oder andere frankophile SUV-Kunde sollte also einen Blick riskieren. Vor allem ins Innere.

Viertüriges, fünfsitziges SUV, Länge: 4,57 Meter, Breite: 1,91 Meter (Breite mit Außenspiegeln: 2,10 Meter), Höhe: 1,63 Meter. Radstand: 2,74 Meter, Kofferraumvolumen: 555 Liter

DS7 Crossback Blue-HDi 180 Automatik: 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel, 130 kW/177 PS, maximales Drehmoment: 400 Nm bei 2.000 U/min, Achtgang-Automatik, Vorderradantrieb, Vmax: 215 km/h, 0-100 km/h: 9,4 s, Durchschnittsverbrauch: 4,9 l/100 km, CO2-Ausstoß: 128 g/km, Abgasnorm: Euro 6d-Temp, Effizienzklasse C, Testverbrauch: 6,8 Liter/100 km,

Preis: ab 39.790 Euro

(csr/SP-X)
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