Baujahr 1994 Subaru Libero SDX

Subaru Libero SDX / Baujahr 1994

Subaru Libero SDX / Baujahr 1994

"Normalerweise kommt keiner auf die Idee, solch ein verrücktes Auto zu bauen", warnt der Prospekt. Subaru tat's doch - und fand Lösungen für scheinbar Unlösbares: Ein Sechssitzer auf der Verkehrsfläche eines Kleinwagens, ein Allradbus für weniger als 25.000 DM - geht das? Es gehts. Wir müssen nur unsere Vorstellungen vom stadtgerechten Auto überdenken.

Ausstattung

Libero-Serienstandard ist alles, was ein Auto braucht (sogar ein vollwertiges Reserverad). Für 2000 DM Aufpreis gibt es beim SR-Modell vorne ein ausstellbares Hub- und mittschiffs ein riesiges, elektrisches Panorama-Schiebedach, beides aus Glas. Auf der Extra-Liste stehen daneben nur Metallic-Lack (490 DM) und schwenkbare Frontsitze (500). Der Testwagen war ordentlich verarbeitet.

Fahrleistung

Die Suche nach dem Motor stellt Laien vor Rätsel: Vorn steckt er nicht, unter dem Fahrersitz auch nicht, der Kofferraumboden ist eben. Erst wenn man die Heckstoßstange zur Seite klappt, wird der 1,2-l-Dreizylinder sichtbar - Frischluft bezieht er über ein Unterboden-Kühlsystem von vorn. Das drehfreudige, antrittsstarke, relativ vibrationsarme und keineswegs laute Motörchen leistet 54 PS (40 kW) bei 4.600 U/min. Das reicht zum Mitschwimmen im Verkehr (128 km/h Spitze), nur vollbeladen wünscht man sich beim Überholen an Autobahnsteigungen etwas mehr "Dampf". Das Durchzugsvermögen ist trotz bescheidener 97 Nm Drehmoment bei 3.000 Touren ordentlich, denn da hilft die kurze (3,90) Gesamtübersetzung.

Fahrverhalten

Das Fahrwerk mit Einzelrad-Aufhängung rundum meistert normale Fahrbahnverhältnisse akzeptabel, zumal sich bei Glätte Front- zum Heckantrieb zuschalten läßt. Doch angesichts des knappen Radstands ist der Geradeauslauf zwangsläufig mäßig, bei Seitenwind hat der Fahrer alle Hände voll zu tun, um den hohen und entsprechend windanfälligen Bus in der Spur zu halten. Das Eigenlenkverhalten ist fast neutral ausgelegt, Lastwechsel-Reaktionen halten sich in Grenzen. Präzise arbeitet die ohne Servo ausreichend leichtgängige Zahnstangen-Lenkung, die gemischte Bremsanlage liefert auch bei voller Zuladung gute Verzögerung. Und Handlichkeit ist angesichts von 9,5 m Wendekreis eine ausgesprochene Libero-Stärke.

Karosserie

Auf 3,52 m Länge und 1,43 m Breite reist es sich in gängigen Kleinwagen schon zu viert nicht übermäßig komfortabel. Der Libero bringt auf dieser Fläche in drei Sitzreihen sechs Erwachsene unter, die - zugegeben etwas aufrecht, aber keineswegs unbequem sitzen, sofern sie nicht deutlich über 1,80 m groß und zu beleibt sind. Das Gepäckabteil im Heck faßt auch dann noch sechs Köfferchen. Und der Innenraum dieses Riesen unter den automobilen Zwergen ist ungemein variabel: Mittlere und hintere Sitzbank lassen sich vor- oder zurückklappen, zum Klapptisch oder in ein Doppelbett für zwei umbauen; das 1.030 kg wiegende Auto kann Viersitzer mit ferientauglichem Kofferraum oder Zweisitzer mit Umzugsladefläche sein. Sie faßt dann 2.500 l, zuladen darf man 570, anhängen 850 kg. Daß im Innern Platzangst aufkommt, verhindern 1,92 m Bauhöhe - mehr als der Radstand von 1,88 m. Der Einstieg ist dank zweier (!) seitlicher Schiebetüren sehr bequem, die Übersichtlichkeit durch hohe Sitzposition und Rundumverglasung sehr gut. Sogar das Styling mit dem tiefgezogenen dritten Fenster geriet pfiffig - man guckt sich um nach diesem Auto. Die Bestnote in dieser Rubrik verhindern freilich Bedenken wegen der passiven Sicherheit: Es gibt keine Airbags oder Gurtstraffer, und man sitzt nahe am von anderen bedrohten Blech. Da heißt es defensiv fahren.

Komfort

Die Federung mit ausreichend langen Wegen spricht ordentlich an, doch auch hier setzt der Radstand Grenzen, läßt das Autochen auf schlechter Wegstrecke wippen und schaukeln. Einschränkungen sind beim Sitzkomfort hinzunehmen: Vorne läßt sich der Fahrersitz nicht weit genug zurückstellen, in der Mitte und hinten sitzt man allenfalls auf Mittelstrecken annehmbar. Der Tacho mit großen Zahlen läßt sich gut ablesen, Motortemperatur- und (die sehr ungenaue) Tankanzeige fielen zu klein aus. Die Schaltung arbeitet leicht und mit kurzen Wegen, Motor und Fahrtwind machen wenig Geräusch.

Wirtschaftlichkeit

24.490 DM für den sechssitzigen Allrad-Mini sind ein Wort - bei der Konkurrenz gibt's nichts Vergleichbares. Der Verbrauch ist naturgemäß stark von Zuladung und Fahrweise abhängig. Der Testwagen ließ sich leer mit 7,3 l/100 km flott bewegen, genehmigte sich voll ausgelastet bis zu 10,7, im Mittel 9,5 l/100 km Normalbenzin - nicht viel für sechs Passagiere. Die Jahressteuer beträgt nur 158,40 DM, auch die Versicherungseinstufung (Typklasse 14 für Voll- und Teilkasko) ist günstig. Der Wertverlust wird sich in Grenzen halten.

Fazit

Im Stadt- und Ausflugsverkehr sind junge, kinderreiche Familien mit diesem Auto ebenso topmotorisiert wie Handwerker-Serviceteams. Nur für Fernreisen muß man einen "richtigen" Van kaufen - und das Doppelte anlegen.

Bewertung

Karosserie: +
Fahrleistung: 0
Fahrverhalten: 0
Komfort/Bedienung: 0
Ausstattung: 0
Wirtschaftlichkeit: +

(rp)
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