Luftiges Vergnügen für mehr Geld So fährt sich das neue BMW 4er Cabrio

Las Vegas · Im Frühjahr dürfen die ersten BMW-Kunden nach dem Coupé endlich auch das 4er-Cabrio in Empfang nehmen. Eine Revolution war nicht zu erwarten, der Münchener wird etwas größer, einen Tick komfortabler und natürlich ein wenig teurer. Wir waren mit dem Hingucker bereits unterwegs.

Das BMW 4er Cabrio im Test
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Foto: BMW

Nachdem die Kunden ja bereits ausgiebig Zeit hatten, sich das neue BMW 4er-Coupé bei den Händlern anzuschauen, konnte die entsprechende dachlose Variante natürlich keine große Überraschung mehr werden. Klar, dass sich das Design an die geschlossenen Vertreter anlehnen würde. Und klar war eigentlich auch, dass die Optik im Vergleich zum Vorgänger, der noch Dreier hieß, eher evolutionär statt radikal weiterentwickelt werden würde. Denn bei einem volumenträchtigen Modell wie einer Mittelklasse steht viel Geld auf dem Spiel im Falle einer riskanten Veränderung.

Die Käufer müssen etwas mehr Geld mitbringen als zu 3er-Zeiten, um in die luftige 4er-Welt einzusteigen: Statt 44.500 Euro für das ehemalige 320d Cabrio werden nun 46.300 Euro für die Nummer 420d (5,1 l/100 km) fällig. Sechszylinder-Turbo-Interessenten müssen glatte 54.000 Euro (früher 52.550) hinblättern und laut Werk bis zu 8,1 l Benzin je 100 km (Schaltgetriebe) akzeptieren. Dafür kommt statt der Klimaanlage nun eine Klimaautomatik frei Haus, und das elektrische Stahlverdeck kann bis 18 km/h geöffnet und auch wieder verschlossen werden, eine eher exotische Funktion bei den Metalldachcabrios.

Etwas mehr Auto

Das ist das BMW Concept M4 Coupe
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Und es gibt etwas mehr Auto beim künftigen Mittelklasse-Cabrio aus München. Denn der Radstand wuchs um fünf Zentimeter, um es den hinteren Insassen etwas geräumiger zu machen. Zwar kann keine Rede von verschwenderischem Platz sein, aber gut reisen lässt es sich durchaus. Vorn gilt das sowieso, das Gestühl gefällt mit seiner Konturierung.

In Sachen Fahrdynamik haben die Bayern wieder ein Quäntchen draufgelegt im Vergleich zum Dreier. Vorstand Dr. Herbert Diess weist auf 40 Prozent mehr Karosserie-Steifigkeit hin, außerdem tun ein niedrigerer Schwerpunkt sowie eine breitere Spur das ihre, damit der 4er auch offen schneller um die Ecke kommt. Die elektrische Servolenkung arbeitet exakt und auf Wunsch (300 Euro) auch mit variabler Übersetzung. Dadurch wird der Mittelklässler beim Rangieren in der City spürbar wendiger.

Vor allem die Topversion 435i verleiht dem Cruiser neben Sportlichkeit ebenso kommode Fahreigenschaften. Der hier etwas zurückhaltender als im 335i klingende Reihensechser sorgt für souveränes Fortkommen aus jeder Lebenslage heraus und kann auf Wunsch schwarze Striche auf den Asphalt malen. Er bleibt bis zum Begrenzer laufruhig und hebt seine Stimme selbst bei forcierter Gangart nur wenig an. Der geschmeidige Benziner harmoniert wunderbar mit der Achtgang-Wandlerautomatik von ZF. Überdies sorgen die gegen 1100 Euro Aufpreis lieferbaren adaptiven Dämpfer für guten Komfort auf Schlechtwegestrecken, ohne das Cabrio auch nur ansatzweise phlegmatisch wirken zu lassen.

Durchladefunktion gegen Aufpreis

Wer offen fährt, erlebt das Fahrgeschehen inklusive Sound naturgemäß intensiver, aber ein richtiger Sturm mag nicht aufkommen. Dafür muss man sich schon in die zweite Reihe setzen. Dort wird die Frisur unter Garantie zerstört. Fröstelnde Menschen dürfen ab sofort auf einen Nackenwärmer setzen, der gegen 400 Euro extra eingekauft werden kann. Bei aller Emotionalität, der gerade vom Sechszylinder ausgeht, haben die Verantwortlichen aber auch an die Alltagstauglichkeit gedacht. Erstmals kann das Verdeck per Knopfdruck angehoben werden, wenn es bereits gefaltet im Kofferraum liegt. Außerdem ist, analog zum Vorgänger, gegen 200 Euro Aufpreis eine Durchladefunktion lieferbar, dann darf das Cabrio auch mal kurz zum Baumarkt entführt werden. Aber bitte nicht die durchaus sauber verarbeiteten Innenraummaterialien verkratzen. In diesem Zusammenhang sei ein kleiner Hinweis angebracht: Sämtliche Versionen bis hin zum potenten 435i rollen serienmäßig mit Stoffsitzen vom Band. Wer sich die zur Fahrzeugkategorie passenden Exklusivität von Lederpolstern können will, wird mit 1820 Euro extra zur Kasse gebeten.

Dass der 4er wirklich moderner geworden ist, fällt erst auf den zweiten Blick auf. Die Infotainment-Einheit beinhaltet jetzt auch ein Headup-Display, sofern 980 Euro extra überwiesen werden. LED-Vollscheinwerfer statt dem serienmäßigen Xenonlicht sind inzwischen en vogue und wollen mit 1900 Euro abgegolten werden. Dann sind auch blendfreies Fernlicht sowie eine Kurvenlicht-Funktion enthalten.

Dass Navigationssysteme bei BMW schon immer teuer waren als bei anderen Marken und es auch noch sind, scheint die Interessenten in keiner Weise zu stören — jedenfalls hat der Hersteller bisher nicht eingelenkt und verlangt mindestens 2390 Euro für den Elektroniklotsen. Der Wettbewerb liefert mittlerweile auch schon für 500 Euro gute Geräte. An der Sicherheitsfront steht ein automatischer Bremsassistent parat, der neben zu dichtem Auffahren auch Fußgänger erkennt und bis 60 km/h einschreitet. In diesem Fall sind 520 Euro extra zu entrichten. Wenn man nicht gerade die Selbstzünder-Basis wählt, gibt es immerhin einen Tempomat kostenfrei dazu. Aber mal ehrlich: Dass das luftige 4er-Vergnügen nicht eben ein günstiges sein würde, hätte wohl niemand bezweifelt.

(sp-x)
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