Fahrbericht: Toyota Auris Touring Sports Hybrid Selbstbewusster Saubermann

Düsseldorf · Bislang leistete es sich Toyota, 30 Prozent der Kompaktklassekunden links liegen zu lassen. Das soll nun anders werden. Als Ausgleich für die bisherige Vernachlässig gibt es eine bislang nicht bekannte Kombination.

Der Toyota Auris Touring Sports Hybrid
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Der Toyota Auris Touring Sports Hybrid

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Für Bankräuber ist der neue Auris Touring ein denkbar ungeeignetes Fahrzeug. Der Gepäckraum bietet wohl ausreichend Platz für einen richtig großen "Bruch".

Doch im Gegensatz zu seinem unscheinbaren Vorgänger, der noch auf den Namen Corolla hörte und sich wegen seines dezenten Auftritts bestens als Fluchtauto eignete, gehört der geliftete Auris auch als Kombi in der Kompaktklasse zu den auffälligeren Erscheinungen.

Von den optischen Qualitäten können sich die Kunden ab 15. Juli selbst überzeugen. Für einen Kauf sollten sie ohne Raubzüge in der Lage sein, mindestens 17.150 Euro auf den Tisch des Händlers zu legen. Die Langeweile, die der erste Auris ausstrahlte, ist Vergangenheit: Die zweite Generation kommt mit dem neuen Markengesicht im "Keen Look" auf den Markt und strahlt das bisher vermisste Selbstbewusstsein aus.

Bisher hat Toyota als einziger Großserienhersteller im Kompaktsegment auf eine Kombiversion verzichtet, obwohl der Anteil der praktischen und mehr oder weniger zeitgeistigen Transporteure bei rund 30 Prozent liegt.

Noch mehr Platz für das Feriengepäck

Nun will der im britischen Burnaston produzierte Auris Touring Sports das Feld von hinten aufmischen. Im Vergleich zum Fließheckmodell legte der Kombi um 28,5 cm zu, was allein dem Gepäckraum zugutekommt. Trotzdem ist die Silhouette des Touring Sports harmonisch geblieben und wirkt durchaus dynamisch.

Der Radstand blieb mit 2,6 Metern gegenüber dem Fließheckmodell unverändert, entsprechend liegen auch die Raumverhältnisse für Fahrer und Passagiere auf dem bekannten Niveau. Weil nun noch mehr Platz für das Feriengepäck zur Verfügung steht, kann sich der Auris als Familientransporter bewähren.

Und das umso mehr, weil die Designer dem Kombi einen neuen hinteren Stoßfänger spendierten, der die Ladekante um zehn Zentimeter absenkte. Mit einem Ladevolumen von maximal 1658 Litern (bei hochgestellter Rückbank 530 Liter) ist der Auris Bester seiner Klasse und übertrifft auch den neuen Golf Variant (1620 Liter).

Außerdem bietet er noch weitere zusätzliche Ablagen, zu denen auch ein doppelter Boden gehört. Praktisches Detail in diesem Bereich ist auch das aufrollbare Gepäcknetz.

Während der Toyota sich also beim Gepäck als Schluckspecht präsentiert, erweist er sich beim Verbrauch als Kostverächter — vor allem wenn man die Vollhybridversion wählt.

Als einziges Modell im Kompaktsegment besitzt der Auris diese Motorisierung. Der aus dem Prius stammende Antrieb (100 kW/136 PS) begnügt sich mit 3,7 bis 3,9 Liter auf 100 Kilometer, was sich auf 85 bis 92 Gramm CO2 je Kilometer übersetzt. Damit ist der Lademeister gleichzeitig auch der Saubermann im Segment.

Übermäßige akustische Reize bleiben draußen

Die Nickel-Metallhydrid-Batterie wurde so unter den Fondsitzen platziert, dass der Gepäckraum nicht beeinträchtigt wird. Der Antrieb wechselt ständig zwischen Verbrennungs- und Elektromotor, und dank des neu abgestimmten CVT-Getriebes bleibt die Geräuschentwicklung beim Beschleunigen in dezenten Bahnen.

Allerdings ist der je nach Ausstattung zwischen 1,1 und 1,4 Tonnen wiegende Touring kein auf dynamische Fortbewegung ausgelegtes Kraftpaket. Das Leistungsangebot reicht von 73 kW/99 PS beim 1,3-Liter-Benziner über 97 kW/132 PS (1,6-Liter-Benziner) bis zu 66 kW/90 PS (1,4-Liter-Diesel) und 91 kW/124 PS (2,0-Liter-Diesel).

Der Verbrauch liegt bei zeitgemäßen 4,4 bis 5,9 Liter auf 100 Kilometer. Am schnellsten unterwegs ist der Zweiliter-Diesel, der es auf maximal 195 km/h bringt.

Die Hybridversion hat bei 175 km/h ihr maximales Tempo erreicht und zeigt sich im Fahrbetrieb von ihrer angenehmen Seite. Dank der ausführlichen Dämmung werden Fahrer und Passagiere von übermäßigen akustischen Reizen verschont. Erst jenseits der 130-km/h-Marke machen sich Windgeräusche bemerkbar, ohne dabei lästig zu werden.

Auch die Abrollgeräusche beschränken sich auf ein Minimum. Das auf Komfort ausgelegte Fahrwerk bietet, ohne zur Sänfte zu mutieren, eine gute Abstimmung zwischen Dämpfung und Federung, sodass sich der Auris bei Bedarf auch dynamisch über kurvenreiche Strecken steuern lässt.

Der Innenraum wirkt dank der verwendeten Materialien und deren Verarbeitung hochwertig. Vor allem in der Executive-Version fühlen sich die Insassen mindestens eine Klasse besser untergebracht als erwartet.

Kein Schnickschnack

Derweil freut sich der Fahrer über seinen aufgeräumten Arbeitsplatz, der auf jeden Schnickschnack verzichtet. Die beiden Rundinstrumente lassen sich gut ablesen und ansonsten sind alle Schalter und Hebel dort, wo man sie intuitiv vermutet. Außerdem bieten die Sitze einen sehr guten Seitenhalt.

Der Auris Touring Sports rollt in fünf Ausstattungsversionen auf den Markt. Bereits in der Basisversion ab 17.150 Euro gehört die Zentralverriegelung, Berganfahrassistent und Dachreling zur Serie. Beim Sports Cool (ab 19.150 Euro) kommen Audiosystem und die Klimaautomatik hinzu.

Sports Life bietet zusätzlich ab 20.750 Euro Leichtmetallfelgen, Start-Stopp-Automatik sowie das Multimedia-Audiosystem Toyota Touch. Bei Sports Life Plus (ab 21.050 Euro) kommen unter anderem Chromleisten am Fensterrahmen sowie sechs Lautsprecher hinzu. Die Variante Executive (23.900 Euro) bringt Teilledersitze, Einparkhilfe und einen Tempomat in den Kombi.

Toyota Auris Touruing Sports — Technische Daten:
Fünftüriger Kombi in der Kompaktklasse; Länge: 4,56 Meter, Breite: 1,76 Meter, Höhe: 1,480 Meter (16 Zoll-Felgen), Radstand: 2,6 Meter, Kofferraumvolumen: 530 Liter bis 1658 Liter.
1,3-Liter-Benzinmotor, 73 kW/99 PS, maximales Drehmoment: 128 Newtonmeter bei 3800 U/min, 0-100 km/h: 13,2 sek., Vmax: 175 km/h, Durchschnittsverbrauch: 5,4 bis 5,7 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 127 bis 132 g/km.
Preis: ab 17.150 Euro
1,6-Liter-Benzinmotor, 97 kW/132 PS, maximales Drehmoment: 160 Newtonmeter bei 4400 U/min, 0-100 km/h: 10,5 sek., Vmax: 195 km/h, Durchschnittsverbrauch: 6,1 bis 6,2 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 140 bis 143 g/km. Preis: ab 21.350 Euro
1,4-Liter-Dieselmotor, 66 kW/90 PS, maximales Drehmoment: 205 Newtonmeter bei 1800 bis 2800 U/min, 0-100 km/h: 13,0 sek., Vmax: 175 km/h, Durchschnittsverbrauch: 4,3 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 110 bis 113 g/km. Preis: ab 19.100 Euro
2,0-Liter-Dieselmotor, 91 kW/124 PS, maximales Drehmoment: 310 Newtonmeter bei 1600 bis 2400 U/min, 0-100 km/h: 10,5 sek., Vmax: 195 km/h, Durchschnittsverbrauch: 4,4 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 115 bis 119 g/km. Preis: ab 24.550 Euro
1,8-Liter-Hybrid, 100 kW/136 PS Systemleistung, maximales Drehmoment (Verbrennungsmotor): 142 Newtonmeter bei 4000 U/min, 0-100 km/h: 11,2 sek., Vmax: 175 km/h, Durchschnittsverbrauch: 3,7 bis 4,0 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 85 bis 92 g/km. Preis: ab 24.400 Euro

Kurzcharakteristik:
Alternative zu: Golf Variant, Ford Focus Turnier, Opel Astra Caravan, Renault Megane, Skoda Octavia Combi
Passt zu: Zeitgenossen, die Umwelt und Design kombinieren wollen
Sieht gut aus: nicht nur neben seinen Vorgängern
Wann kommt er: am 15. Juli

(SP-X)
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