Baujahr 1994 Saab 900 S 2.3i

Saab 900 S 2.3i / Baujahr 1994

Saab 900 S 2.3i / Baujahr 1994

Autos aus Schweden hatten lange den Ruf von nordischen Exoten, dem Klima ihrer Heimat angepaßt, solide, rauh - aber zuverlässig. Vor allem Saab hat diesen Ruf gepflegt. Nach der Übernahme durch General Motors (GM) stellte sich die Frage, inwieweit die beiden europäischen GM-Töchter - außer Saab gehört noch Opel dazu - einander angeglichen würden. Nun sieht man es: Der 900 S ist zwar noch ein Saab, aber auch schon ein Opel. Wir fuhren den 2.3 i.

Ausstattung

Serienmäßig bietet der 900 S u.a. Fahrer-Airbag, ABS, elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber, asymmetrisch teil- und umlegbare Rücksitze sowie Scheinwerfer-Reinigungsanlage. Extra bezahlen läßt sich Saab integrierte Kindersitze (520 DM), Klimaanlage (3.265), Metallic-Lack (1.125), Lederausstattung (2.835), elektrisches Schiebedach (1.785) und Beifahrer-Airbag (855). Der Testwagen war gut verarbeitet.

Fahrleistung

Der vorne quer eingebaute Vierzylinder liefert aus 2,3 l Hubraum 150 PS (110 kW) bei 5.700 U/min, das maximale Drehmoment von 210 Nm liegt bei 4.300 Touren an. Damit läßt sich der bis zu 1,8 t schwere Wagen flott bewegen, wobei der Motor erst im oberen Drehzahlbereich brummig wird. Ansonsten gibt er sich antrittstark und drehfreudig, für weitgehend vibrationsfreien Lauf sorgen zwei schwingungstilgende Ausgleichswellen. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei etwas über 200 km/h, den Spurt auf Tempo 100 schafft der 900 S in 10 sek. Das Fünfgang-Getriebe ist gut auf die Maschine abgestimmt.

Fahrverhalten

Der Geradeauslauf des Fronttrieblers ist tadellos, auch Seitenwind beeindruckt ihn kaum. Im Kurvengrenzbereich untersteuert er zwar deutlich, bleibt aber auch bei Lastwechseln gut beherrschbar. Die recht straffe Servolenkung vermittelt viel Fahrbahn-Kontakt, läßt jedoch den Wagen sehr schwer wirken und schränkt damit die Handlichkeit (Wendekreis = 11 m) ein. Kräftig zupackende Bremsen halten den Schweden jederzeit fest im Griff.

Karosserie

Von außen wirkt der 4,6 m lange 900 S kompakter als er ist. Vor allem die keilförmige Seitenansicht zeigt deutlich die Herkunft des Fünftürers, der seinen Passagieren reichlich Platz gönnt. Vorne wie hinten gibt's genug Bein- und Kopffreiheit, weit öffnende Türen erleichtern das Einsteigen. Der Kofferraum ist gewaltig: 594 l schluckt das tiefe Gepäckabteil unter der großen Heckklappe; durch variabel umlegbare Rücksitzlehnen kann es bis 897 l (Fensterunterkante) ausgebaut werden. Maximal dürfen 551 kg zugeladen werden. Bemängelt werden muß die Übersichtlichkeit nach schräg hinten: Da die breite C-Säule das Blickfeld einengt, wird Einparken weitgehend zur Gefühlssache. Ob Saab-Fans das eher biedere Styling des neuen 900 akzeptieren, muß sich zeigen. Von schwedischer Individualität ist nämlich nicht viel geblieben: Die Frontpartie erinnert stark an einen Opel Vectra, das Heck an den Toyota Carina.

Komfort

Über den Zustand der Straße besteht im 900 S nie Unklarheit. Die straff abgestimmten Federn und Dämpfer geben vor allem Querrillen kaum gedämpft an die Passagiere weiter; bei rasch aufeinanderfolgenden Rillen neigt der Wagen sogar zum Stuckern. Pluspunkte verdienen einige Ausstattungsdetails: Die Rücksitzlehnen sind crashsicher verankert, die Kopfstützen der hinteren Sitze können weggeklappt werden. Und auch das Zündschloß zwischen den Vordersitzen macht Sinn: Dort kann es bei einem Unfall keinen Schaden am Knie des Fahrers anrichten. Alle Instrument und Schalter sind übersichtlich und in Reichweite angeordnet, die leistungsfähige Heizung ist spürbar auf nordische Winter eingestellt. Nicht befriedigen kann der Seitenhalt der Sitze, die Schaltung sollte weniger hakelig (Rückwärtsgang) sein. Bei hohem Tempo werden Motor- und Windgeräusche störend laut.

Wirtschaftlichkeit

Für 44.900 DM erhält der Kunde viel Auto. Ein vergleichbar ausgestatteter und motorisierter Mercedes C, VW Passat oder Opel Vectra ist für diesen Preis nicht zu haben. Der Verbrauch des Testwagens war mit durchschnittlich 10,3 l/100 km Super angemessen. Der Wiederverkaufswert läßt sich noch nicht abschätzen. Die Versicherer stufen den 900 S in die Typklasse 20 (Vollkasko) und 25 (Teilkasko) ein. Der Fiskus kassiert 303 DM pro Jahr.

Fazit

Der Erfolg des Saab 900 S wird davon abhängen, ob er alte Fans der Marke überzeugen und neue hinzugewinnen kann.

Bewertung

Karosserie: 0
Fahrleistung: +
Fahrverhalten: +
Komfort/Bedienung: 0
Ausstattung: ++
Wirtschaftlichkeit: +

(rp)
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