Fahrbericht des kleinen Franzosen Peugeot 308 — dem Golf auf der Spur

Eltville · Peugeot ist wieder da. Kämpferisch wie einst wollen die Franzosen verlorenes Terrain zurückerobern und mit dem neuen 308 dort Flagge zeigen, wo in Deutschland der Wimpel des VW Golf weht. Viel Platz, günstige Preise und ein cooles Cockpit für die Generation iPhone sollen es richten.

Das ist der neue Peugeot 308
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Es sind die kleinen Klassen, in denen Peugeot besonders groß war, aber zuletzt die meisten Marktanteile verloren hat. Die Mission für den neuen Peugeot 308 ist deshalb klar umrissen: Ab 21. September soll sich der Gallier dem Golf an die Fersen heften. Und zwar mit typisch deutschen Qualitäten, die aber um französische Finesse im Interieur bereichert wird. Vor allem jedoch setzt die fünftürige Steilhecklimousine bei den Preisen ein Signal: 16.450 Euro berechnet Peugeot für die Einstiegsversion des 308 mit 60 kW/82 PS starkem Dreizylinderbenziner.

Das sind 600 Euro weniger als für den bisherigen 308 und sogar 1.625 Euro weniger als für den fünftürigen VW Golf. Dennoch sind beim Basis-Peugeot wichtige Ausstattungen wie Radio und Klimaanlage Standard. Geringes Gewicht — der 4,25 Meter lange 308 wiegt 140 Kilogramm weniger als der Vorgänger — und Downsizing-Antriebe reduzieren zudem die laufenden Kosten. So bescheidet sich der Dreizylinder mit 5,0 Liter Benzin auf 100 Kilometer, was 114 Gramm CO2 pro Kilometer entspricht.

Sparaushängeschild ist jedoch der 1,6-Liter-Selbstzünder, der in zwei Leistungsstufen mit 68 kW/92 PS (Preise ab 19.550 Euro) und 85 kW/115 PS (ab 20.750 Euro) offeriert wird. Der Durchschnittsverbrauch liegt bei 3,6 beziehungsweise 3,7 Litern, was jeweils CO2-Emissionen von 95 Gramm entspricht. Außerdem im Angebot ist ein 1,6-Liter-Benziner mit 92 kW/125 PS (ab 20.850 Euro) oder als Turbo mit 115 kW/156 PS (ab 24.300 Euro). Weitere Motoren, darunter ein Dreizylinder-Turbobenziner sowie zwei stärkere Diesel, aber auch ein 147 kW/200 PS starker 308 GTi folgen nächstes Jahr. Besonders reizvoll sind bis dahin der von uns getestete Basis-Diesel und der starke Turbo-Benziner aus der Kooperation mit BMW.

Ungewöhnliches Cockpit

Noch bevor sich die beiden Motoren beweisen können, gibt es die erste Überraschung: Bequemes Einsteigen durch weit öffnende Türen, Sitze optional mit Massagefunktion und vorn das klassenbeste Raumgefühl. Zwar nehmen im Fond die abfallende Dachlinie und die winzige Heckscheibe Großgewachsenen etwas Kopffreiheit und Licht (optional gibt es allerdings ein Panorama-Glasdach), dafür ist das sogenannte i-Cockpit nicht nur für iPad-Liebhaber geradezu genial aufgeräumt. Ein kleines Lenkrad und die Instrumente darüber - was im Peugeot 208 noch irritierte, vermag im größeren Bruder zu überzeugen. Tatsächlich hat man so alles im Blick. Wer sich mit der unkonventionellen Anordnung arrangiert, für den wirken herkömmliche Lenkräder wie unhandliche Schiffssteuerräder. Noch entscheidender ist jedoch der ausbleibende Krieg mit den Knöpfen. Wo andere Hersteller den Piloten mit einem Gewirr an Schaltern und ausladenden Konsolen konfrontieren, bestimmt im Peugeot ein zentraler Monitor das Bild. Über diesen lassen sich alle wichtigen Funktionen fast selbsterklärend anwählen. Per UMTS-Stick geht es online und optional gibt es Apps für vieles, was die Reise angenehmer macht. Darunter auch Tipps anderer Net-Nutzer für die besten Adressen in der Stadt oder einen Parkplatzfinder.

Passen muss der Peugeot jedoch bei vielen anderen elektronischen Assistenten, die etwa im Golf das Leben längst leichter und sicherer machen. So fehlt es an einem automatischen Einparkassistenten ebenso wie an einem aktiven Notbremssystem. Wenigstens gibt es auf Wunsch wichtige Warner wie einen adaptiven Tempomat mit automatischer Verzögerung. Von neuer Liebe zum Detail künden die sorgfältiger verarbeiteten und fein wirkenden Materialien.

Familienfreundlichkeit und Fahrspaß vereint

Familienfreundlichkeit war für Franzosen schon immer Pflicht, weshalb der Peugeot 308 nun auch mit einem außergewöhnlich großen Gepäckraumvolumen aufwartet. Von bislang 348 auf jetzt 420 Liter stieg das Fassungsvermögen. Die Rolle des großen Kombis füllt nächstes Jahr ein neuer 308 SW aus. Zurück zum Komfort findet die erstmals ausschließlich fünftürig erhältliche Peugeot-Kompaktklasse auch bei der Fahrwerksabstimmung. Trotz großer Räder rollt der 308 sanft über Frostschäden, Querfugen und Schlaglöcher. Kein unangenehmes Poltern wie bei allzu vielen Wettbewerbern und keine lauten Wind- und Fahrgeräusche. Alles ist angenehm ruhig und sanft im Interieur. Und dennoch bleibt der Fahrspaß nicht auf der Strecke, weder auf kurvenreichen Landstraßen noch im Großstadtgezirkel, wo Handlichkeit gefragt ist.

Naturgemäß unterschiedlich ist die Leistungscharakteristik der von uns gefahrenen Motoren. Während der Turbo-Benziner nach Überwindung einer kleinen Anfahrschwäche seine 156 Pferdestärken bei durchgetretenem Gaspedal so spüren lässt, dass man sich in einem nominell weit stärkeren Kompakten glaubt, geht der Diesel vor allem auf der Autobahn betulicher zur Sache. Dafür bescheidet sich der laufruhige und durchzugsstarke Selbstzünder im Alltagsverkehr mit nur 4,0 bis 4,5 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer, wie unser Bordcomputer konstatierte. Beim drehfreudigen Benziner dürfen es gerne bis zu drei Liter mehr sein, wenn die volle Leistung abgerufen wird.

Die neuen Peugeot besitzen also all das, was Franzosen an deutschen Autos lieben und vieles von dem, was Deutsche an französischen Fahrzeugen mögen.

(sgo)
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