Baujahr 1994 Opel Tigra 1.4 16V

Opel Tigra 1.4 16V / Baujahr 1994

Opel Tigra 1.4 16V / Baujahr 1994

Neue Marktnischen zu besetzen, war bisher die Domäne der Japaner. Coupés auf Kleinwagen-Basis bieten sie freilich vorzugweise daheim an, für Europa gibt es nur die etwas größeren Kompaktmodelle im Maßanzug. Mit dem Tigra bringt Opel nun einen Trendsetter, der junge Leute ansprechen soll.

Ausstattung

Schon das Basismodell ist mit zwei Airbags, Servolenkung, Wegfahrsperre, Drehzahlmesser, Wärmeschutzglas, Fahrersitz-Höhenverstellung, elektrischen Fensterhebern und Cassettenradio (!) keineswegs karg ausgestattet, beim 1,6-l sind auch ABS (1.470 DM) und Leichtmetall-Räder (1.355) inklusive. Extras: Zentralverriegelung (545), Spiegel-Elektrik (312), Metallic-Lack (535), elektrisches Schiebedach (1.500), Klimaanlage (1.888) und Automatikgetriebe (2.003, nur 1,4-l). Der Testwagen war einwandfrei verarbeitet.

Fahrleistung

Brandneu ist auch der 1,4-l-Vierventiler mit zwei obenliegenden Nockenwellen, der 90 PS (66 kW) bei 6.000 U/min mobilisiert. Er tut dies sehr drehfreudig, antrittsstark und mit angesichts des Hubraums durchaus sportlichem Biß, aber ziemlich lautstark. Die versprochenen Fahrleistungen (11,5 sek für den Spurt auf Tempo 100 und 190 km/h Spitze) schaffte der "kleine" Tigra glatt - wer mehr will, muß den in der Charakteristik ähnlichen 1,6-l (106 PS/78 kW, 203 km/h) wählen. Doch schon der 1400er liefert für ein knapp 1 t wiegendes Auto ordentliche Durchzugskraft, die Drehmoment-Kurve verläuft sehr flach bis zum Maximalwert von 125 Nm bei 4.000 Touren. Und das sportlich abgestufte Getriebe mit nicht zu langem (0,89) fünftem Gang paßt zu diesem Motor.

Fahrverhalten

Das vom Corsa stammende Fahrwerk sorgt für einwandfreien Geradeauslauf und leicht untersteuerndes Eigenlenkverhalten auch auf Lastwechsel im Kurvengrenzbereich zeigt der sehr fahrsichere Fronttriebler keine Reaktion. Relativ stramm gibt sich die
Servolenkung, doch nach einer bereits in den Serienanlauf eingegangenen Korrektur ist das Ansprechverhalten auch um die Mittellage exakt. Die Bremsanlage (1,4-l= ohne ABS) liefert ordentliche Verzögerung, die Handlichkeit ist angesichts von 3,92 m Wagenlänge und 10,4 m Wendekreis natürlich eine Tigra-Stärke.

Karosserie

Selten hat ein Testwagen so viel Aufsehen erregt: Der Tigra ist ein echter Hingucker, nach dem nicht nur Jungvolk den Kopf dreht. Dabei sind die von den Rüsselsheimern gewählten Coupe-Proportionen - hoch und schmal statt fIach und gestreckt - durchaus gewöhnungsbedürftig. Doch der Gegenschwung von B-Säule und Türausschnitt hat ebenso Pfiff und Originalität wie das hohe Heck mit scharfer Abrißkante und die eigenwilligen Leuchten. Leider korrespondiert die Styling-Bestnote nicht ganz mit den inneren Werten: Vorne engt die sehr schräg stehende Frontscheibe das Raumgefühl ein, die knappe Innenbreite bringt Tuchfühlung zwischen den Passagieren, und die Metallzunge des weit hinten angebrachten Gurts muß zwischen Türverkleidung und Sitzlehne hindurchgefummelt werden. Die beiden Sitzmulden unter der Glaskuppel im Heck sind allenfalls hitzefesten Kleinkindern zumutbar - am besten klappt man die Lehnen um und vergrößert so den kargen Gepäckraum von 215 auf 425 l. Die Übersichtlichkeit leidet unter flacher Fronthaube und breiter B-Säule, doch der Einstieg in das 1,34 m hohe Coupéchen erfordert nur mäßiges Rumpfbeugen. Vorbildlich wie bei allen Opel: Zwei Fullsize-Airbags gehören zur Grundausstattung.

Komfort

Federn und Dämpfer sind straff, aber nicht beinhart abgestimmt, bieten meist akzeptablen Komfort. Lediglich starke Schlaglöcher fahren den Passagieren ins Rückgrat, auf Querrillen in rascher Folge neigt die Hinterachse zum Stuckern. Die bequemen Sitze haben gute Seitenführung, Schalter und Instrumente sind so funktionell wie in der Corsa-Sportversion, spiegeln sich aber nachts zum Teil in der Frontscheibe. Vom äußeren Pfiff des Tigra fehlt beim Interieur leider jede Spur, auch die Schaltung geriet unsportlich-hakelig. Das Motorbrummen ist stets präsent, wird die angepeilte Kundschaft aber wohl nicht stören.

Wirtschaftlichkeit

25.980 DM sind für dieses Auto ein ebenso starkes Argument wie 29.950 für den 1,6-l. Da bieten die Japaner nichts Vergleichbares: Honda liegt mit dem Civic 1.5 Coupé (27.180) und dem CRX (35.980) ebenso höher wie Mazda mit dem NIX-3 (32.950 / 29.950) und Nissan mit dem 100 NX (32.245 / 29.995). An der Tankstelle genehmigte sich der meist stramm bewegte Tigra 7 - 8,4, im Durchschnitt 8,1 l/100 km Super. Die Jahressteuer beträgt 184,80 DM, die Versicherer stufen das kleine Coupé in die Typklassen 20 (Vollkasko) und 33 (Teilkasko) ein. Der Wertverlust läßt sich noch nicht abschätzen.

Fazit

Dem Opel-Image wird dieses Auto gut tun. Und mancherorts wird man sich schwarz ärgern, daß man nicht selbst darauf gekommen ist.

Bewertung

Karosserie: +
Fahrleistung: +
Fahrverhalten: +
Komfort/Bedienung: 0
Ausstattung: +
Wirtschaftlichkeit: +

(rp)
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