Baujahr 1994 Opel Omega 2.0 16V

Opel Omega 2.0 16V / Baujahr 1994

Opel Omega 2.0 16V / Baujahr 1994

Mit dem neuen Omega glaubt Opel "das zeitgerechte Maß für Größe" gefunden zu haben: kürzer als die Oberklasse-Konkurrenz von Mercedes und BMW, aber geräumiger als die gehobene Mittelklasse. Was kann die Reiselimousine, die über die Jahrtausendwende hinweg von den Bändern rollen wird?

Ausstattung

Schon das Basismodell bietet mit zwei Airbags, ABS, Servolenkung, Reinluftfilter, Infrarot-Zentralverriegelung samt Wegfahrsperre, elektrischer Spiegel- und Sitzhöhenverstellung viel Ausstattung. Aufpreis kosten Wärmeschutzglas (502 DM), Metallic-Lack (880), elektrisches Schiebedach (1.420), Klimaanlage (2.800), Automatikgetriebe (3015) und elektrische Fensterheber (648/1.253). Der Testwagen war einwandfrei verarbeitet und absolut klapperfrei.

Fahrleistung

Opels bisheriger 2-l-Vierventiler war mit 150 PS (110 kW) zwar leistungsstark, aber in der Laufkultur ein sehr ruppiges Triebwerk. Mit dem neuen Zylinderkopf, der im Herbst schon wieder überarbeitet werden soll, ist das zwar etwas besser geworden, doch manierlich läuft dieser Motor noch immer nicht: Aus unstabilem Leerlauf heraus ist der Antritt zunächst zäh, mit steigender Tourenzanl stellt sich zwar Drehfreudigkeit, allerdings auch lautstarkes Brummen ein. Die Leistung von nun 136 PS (100 kW) bei 5.600 U/min ermöglicht 210 km/h Spitze und den Spurt auf Tempo 100 in 11 sek. Weil die Durchzugskraft unterhalb von 4.000 Touren, bei denen 185 Nm Drehmoment anliegen, nicht berauschend ist, wurde eine ziemlich kurze (3,9) Gesamtübersetzung gewählt. Der 4. Gang ist direkt (1,0), der 5. nicht zu langausgeIegt (0,85).

Fahrverhalten

Hier haben die Omega-Konstrukteure den größten Fortschritt erzielt. Die neue Mehrlenker-Hinterachse sorgt fur einwandfreien Geradeauslauf und mäßig untersteuerndes Eigenlenkverhalten - auch in sehr schnellen Kurven wirkt der Hecktriebler trotz erheblicher Querneigung absolut fahrsicher, nimmt Lastwechsel nahezu ohne Reaktion hin. Die leichtgängige und direkte (14,8:1) Servolenkung könnte um die Mittellage präziser sein und mehr Rückstellkraft haben. Ein "Gedicht" ist die gut dosierbare ABS-Bremsanlage, deren vier Scheiben sehr wirkungsvoll verzögern und auch bei Mehrfachbetätigung kaum nachlassen. Mit 11 m Wendekreis ist die Handlichkeit noch annehmbar.

Karosserie

Gerundet, wie es die Gesetze der Aerodynamik erfordern, hebt sich das Omega-Kleid kaum vom weltweiten Design-Einerlei ab, für das Eigenständigkeit im Erscheinungsbild nicht mehr erstrebenswert erscheint. Auch in diesem Fall geht das zu Lasten der Übersichtlichkeit: Vom Fahrersitz aus lassen sich Front und Heck nur erahnen. Nach hinten schränkt außerdem eine gegen Aufpreis lieferbare mittlere Fondkopfstütze die Sicht ein; so löblich sie ist, wenn sie nicht benötigt wird, sollte man sie abnehmen. Mit zwei Full-Size-Airbags, massivem Flankenschutz, Gurtklemmern und -straffern scheint die passive Sicherheit der 1425 kg wiegenden Karosse auf modernstem Stand. Im Innenraum gibt es üppige Platzverhältnisse nun auch im Fond: eine Folge der um 18 cm nach vorne gerückten Frontscheibe. Das Gepäckabteil (530 kg Zuladung) faßt 530 l, ist variabel und hat eine zusätzliche Durchlademöglichkeit.

Komfort

Federn und Dämpfer sind relativ weich abgestimmt, sprechen auf Querfugen und kleine Unebenheiten geschmeidig an, quittieren grobe Schlaglöcher ohne Poltern und zu große Aufbaubewegungen. Komfortnote 1 auch für die Sitze mit üppiger Tiefe und gutem Seitenhalt. Die vergrößerten Instrumente sind sehr gut ablesbar, ein Extralob verdient die im unteren Bereich gespreizte Tachoskala, was die Einhaltung innerstädtischer Limits erleichtert. Zu bemängeln sind die bei 160 km/h abhebenden Scheibenwischer, die Schaltung mit langen Wegen und unpräziser Führung sowie die zu tiefe Plazierung der Fensterheberschalter auf der Mittelkonsole. Bei schneller Autobahnfahrt übertönt der Motor die Windgeräusche.

Wirtschaftlichkeit

Mit dem 2-l-Vierventiler kostet der Omega 40.700, mit dem bewährten Zweiventiler (115 PS/ 85 kW) 39.550, als 2,5-l-V6 45.815 DM - fast genau soviel wie mit dem 2,5-l- BMW-Turbodiesel (45.580). Das ist in dieser Klasse, vom vor der Ablösung stehenden Ford Scorpio abgesehen, ein konkurrenzloses Preis-/Leistungsverhältnis: Mercedes E 200, BMW 518i, VW Passat 2.0 16V und Audi 100 2.3 E sind bis zu elf Tausender teurer; ähnliches gilt für Citroen XM 2.0i, Peugeot 605 SRi, Renault Safrane 2.2 Si, Volvo 850 und Toyota Camry 2.2 GL. Auch die Unterhaltskosten sind günstig: Der Testwagen war mit einem Verbrauch von 8,2 bis 10, im Mittel 9,3 l/100 km ausgesprochen sparsam; die Jahressteuer beträgt 264 DM, die Versicherer stufen das Auto in die Typklasse 19 (Vollkasko) und 24 (Teilkasko) ein. Der Wertverlust wird im Rahmen bleiben.

Fazit

Dieser komfortable und wirtschaftliche Reisewagen ist der beste Opel, der je in Rüsselsheim gebaut wurde.

Bewertung

Karosserie: +
Fahrleistung: 0
Fahrverhalten: +
Komfort/Bedienung: +
Ausstattung: +
Wirtschaftlichkeit: +

(rp)
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