Opels Cabrio im Test Das kann der neue Opel Cascada

Monaco · Er soll große Cabriolets bezahlbar und die Marke im Zeichen des Blitzes begehrenswerter machen. Der fein ausgestattete Opel Cascada will mit Kampfpreisen den Königsthron der viersitzigen Sonnenanbeter erobern und misst sich im Format sogar am Mercedes E-Klasse Cabrio. Seine Verwandtschaft mit einem anderen Opel-Modell kann der Cascada allerdings trotzdem nicht ganz verleugnen.

Der Opel Cascada im Test
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Einst war der Opel Kapitän König der deutschen Oberklasse. Erschwinglicher Luxus machte ihn zum beliebtesten Modell für Führungskräfte und Kaufleute. Genau dieser bezahlbare Premium-Schick soll die neue Nische sein, die Opel mit dem Cabriolet Cascada öffnet. Zu konkurrenzlos günstigen Preisen soll der Rüsselsheimer Open-Air-Star die Führungsrolle bei den familientauglichen Sonnencruisern übernehmen, wenn er ab 20. April zur Auslieferung kommt.

So lang wie eine E-Klasse

Zumindest was das Format angeht, dürfte dies dem geräumigen Viersitzer nicht schwer fallen. Nimmt er doch mit 4,70 Metern Maß am genauso langen Mercedes-E-Klasse-Cabrio. Geradezu klein im Vergleich wirken bereits Kompaktcabrios wie VW Golf, Renault Megane oder Peugeot 308.

Dabei stammt der Cascada doch vom Plattformbruder Astra ab, worauf sogar der Radstand von 2,70 Metern verweist. Aber auch die Motoren teilt sich das Stoffdachcabrio mit dem Astra. Als Preisbrecher fungiert ein 1,4-Liter-Turbobenziner mit 88 kW/120 PS der mit 25.945 Euro in der Liste steht. Damit ist der Cascada bis zu 20.000 Euro billiger als vergleichbar groß dimensionierte, allerdings stärker motorisierte viersitzige Mittelklassecabrios und immer noch bis zu 3.000 Euro günstiger als kompakte Rivalen mit Metallklappdach.

Die größten Kraftstoffknauserer

Auch mit anderen Motorisierungen ist der Cascada günstig. So startet der 103 kW/140 PS-Benziner bei 27.000 Euro, der 125 kW/170 PS starke 1,6-Liter-Benzindirekteinspritzer bei 28.245 Euro, ein 121 kW/165 PS-Diesel bei 29.805 Euro und die Biturbo-Diesel-Topmotorisierung mit 143 kW/195 PS bei 32.555 Euro. Abrunden soll die Motorenpalette zum nächsten Modelljahr ein noch stärkerer Benziner. Dies alles in Kombination mit manuellem Sechsganggetriebe oder aufpreispflichtiger Sechsgangautomatik für den stärksten Benziner bzw. den Einstiegsdiesel. Nicht verfügbar ist ein modernes Doppelkupplungsgetriebe. Dafür lässt sich mit dem manuell geschalteten Cascada auch beim Fahren sparen, denn ausgerechnet die Spitzenmotorisierungen sind die größten Kraftstoffknauserer in ihrer Leistungsklasse. So begnügt sich der 1,6-Liter-Benzindirekteinspritzer im Normzyklus mit 6,3 Liter auf 100 Kilometer und der Biturbo-Selbstzünder mit 5,3 Liter Diesel. Im Straßenalltag sind es beim Benziner zwar ein bis zwei Liter mehr wie unsere Testfahrten zeigten, aber immer noch weniger als bei Wettbewerbern.

Mehr bieten als die Konkurrenz will der offene Opel dagegen beim Raumangebot. So etwa ein Kofferraumvolumen, das mit 380 Litern bei geschlossenem und 280 Litern bei geöffnetem Dach zu den Besten zählt. Versenken lässt sich das Verdeck in nur 17 Sekunden, dies auch während der Fahrt bis Tempo 50. Praktisch platziert ist der serienmäßige Gute-Laune-Schalter, um den Sonnenschein hereinzulassen: Er liegt auf der Schlüsselfernbedienung. Freuen wird alle Frischluftenthusiasten, dass auch der Fahrer den Himmel im Blickfeld behält, trotzdem streicht der Wind dank weit zurückgezogener Frontscheibe nur sanft über die Köpfe der Vornesitzenden.

Premium-Stoffverdeckversion

Allein die Passagiere auf den kommoden Einzelsitzen im Fond müssen wie bei allen viersitzigen Luftikussen sturmfest sein, daran ändert auch die hohe Gürtellinie wenig. Linderung verschafft jedoch ein 290 Euro teures Windschottpaket für beide Sitzreihen, bei dem das hintere Schott zwischen den Fond-Kopfstützen befestigt wird. Ganz wie bei Mercedes gibt sich dagegen das dreilagige Textildach, das geschlossen einen Geräuschkomfort ermöglicht, der sich kaum von einem Coupe unterscheidet. Vorausgesetzt, der Kunde hat die aufpreispflichtige, sogenannte Premium-Stoffverdeckversion mit Akustikdämmung bestellt.

Gut platziert, aber doch nicht auf echter Premiumposition hat sich der neue Rüsselsheimer Sommersong bei den Assistenzsystemen. So gibt es für den Cascada die Optionen Parkassistent mit Parklückenerkennung und Rückfahrkamera, aber noch keinen automatischen Einparkvorgang. Eine weiterentwickelte Frontkamera mit Verkehrszeichenerkennung, Spurassistent und Abstandsanzeige zum Vordermann und Frontkollisionswarner ist zwar bestellbar, aber ein automatischer Notbremsassistent für den Stadtverkehr nicht vorhanden. Andererseits begeistert der Opel bei Fahrwerk und Federung. Keine unnötig harte Abstimmung wie sie die Passagiere in verschiedenen Wettbewerbern belästigt, stattdessen ein gelungener Kompromiss zwischen Komfort und Sportlichkeit. Alles also genau richtig für ein Cabrio, das zum Dahingleiten einlädt, auf Abruf jedoch anders kann. Dann reagiert der Cascada leichtfüßig und direkt auf Lenkbefehle des Fahrers und lässt sich weder durch zackige Kurvenfahrten noch durch Spurrillen und Seitenwind aus der Ruhe bringen. Auch konnten wir auf unseren Testfahrten kein Cabriokarosserie-Knacken oder Knirschen registrieren.

Unhandlicher Wendekreis

Kurz, der Cascada zählt zu den Freudenspendern unter den Mittelklasse-Cabriolets, sicher auch, weil die Vorderachstechnik vom Insignia entstammt. In Kauf nehmen muss der Cascada-Pilot nur den mit 12,2 Metern unhandlichen Wendekreis. Ansonsten ist Spaß angesagt, besonders wenn ein agiler Turbobenziner antreibt wie der 125 kW/170 PS starke 1,6-Liter-Vierzylinder. Eine automatische Overboost-Funktion erhöht das bereits ordentliche Drehmoment kurzzeitig von 260 Nm auf 280 Nm, nützlich besonders bei Überholvorgängen. Der Sound des Vierzylinders passt ebenso zum Wesen des großen Sonnenseglers, wie die bescheidenen 1.650 Umdrehungen, ab der die Maschine ihr maximales Drehmoment liefert.

Ob der Sprung vom früheren, kompakten Astra Cabrio zum neuen, größeren Cascada Dynamik in die Verkaufszahlen bringt, bleibt abzuwarten. Überzeugende Qualitäten besitzt der derzeit freizügigste Opel jedenfalls.

(SP-X/sgo/das)
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