Baujahr 1994 Nissan Primera 2.0

Nissan Primera 2.0 / Baujahr 1994

Nissan Primera 2.0 / Baujahr 1994

Die Zeiten, da japanische Autohersteller alle vier Jahre ein neues Modell auf den Markt warfen, sind vorbei. Knapp fünf Jahre nach der Markteinführung beschränkte sich Nissan für die Mittelklasse-Limousine Primera auf ein Facelift. Wir fuhren den 2.0 SLX mit Stufenheck.

Ausstattung

Zum Serienumfang gehören Zentralverriegelung mit Fernbedienung, Wegfahrsperre, ABS, elektrische Fensterheber, elektrisch einstellbare und beheizte Außenspiegel, Radiavorbereitung mit Lautsprechern und Antenne, Gurtstraffer und Fahrer-Airbag. Ein elektrisehes Glas-Hubdach kostet 1.320, der Beifahrer-Airbag 600, ein Automatik-Getriebe 2.190 DM. Bis auf die offensichtlich überforderten Lautsprecher wies der Testwagen keine erkennbaren Mängel auf.

Fahrleistung

Die Leistungscharakteristik des 2-l-Vierzylinders würde auch einem sportlichen Wagen gut zu Gesicht stehen. In 9,9 sek beschleunigt der 115 PS (85 kW) starke Einspritzer das leer 1.221 kg wiegende Fahrzeug aus dem Stand auf 100 km/h, die Spitzengeschwindigkeit beträgt 200 km/h. Der sehr drehfreudige, dabei aber etwas brummige Motor erreicht sein höchstes Drehmoment von 166 Nm erst bei 4.800 U/min. Im unteren Drehzahlbereich muß man mit einer gewissen Durchzugsschwäche leben, also häufig schalten. Die sehr kurze Achsübersetzung (4,18) vermag diesen Elastizitätsmangel nicht ganz zu verstecken, vierter (0,93) und fünfter (0,73) Gang sind ziemlich lang übersetzt.

Fahrverhalten

Der Geradeauslauf des Primera ist einwandfrei, das Eigenlenkverhalten des Fronttrieblers mit aufwendiger Multilink-Vorderachse fast neutral, nur im Grenzbereich leicht untersteuernd ausgelegt. Auch beim plötzlichen Gaswegnehmen bleibt das Auto hier brav in der Spur. Die geschwindigkeitsabhängige Servolenkung wirkt bei hohen Autobahngeschwindigkeiten etwas gefühllos. Keinen Anlaß zur Beanstandung bietet das ABS-unterstützte Bremssystem. Leider schränkt der Wendekreis von 11,7 m die Handlichkeit des Mittelklässlers ein.

Karosserie

Auf der Straße wird sich gewiß niemand nach diesem bekannten und recht bieder wirkenden Auto umdrehen. Dezente Änderungen wie ein chromgefaßter Kühlergrill, Heckleuchten im Rauchglas-Look und ein Frontspoiler mit integrierten Nebellampen haben das Erscheinungsbild nicht wesentlich verändert. Geblieben sind die sachlichen Vorzüge: Trotz kompakter Außenmaße (4,40 m Länge, 2,55 m Radstand) ist der Primera ein vollwertiges Familienauto. Kofferraumvolumen (480 l), das durch Umklappen der asymmetrisch geteilten Rücksitzlehne erweiterbar ist, und Innenraummaße liegen auf Klassenniveau. Zu beanstanden ist allerdings die zu kurze Schiene des Fahrersitzes, die keine ausreichende Rückstellmöglichkeit erlaubt. Großgewachsene Heckpassagiere müssen beim Einstieg den Kopf einziehen. Der Fahrer hat nach allen Seiten freies Sichtfeld.

Komfort

Der bei der Markteinführung noch mit "gut" bewertete Federungskomfort verdient heute nur noch die Note "befriedigend" - nicht weil der Primera unkomfortabler geworden wäre, sondern weil der Klassenstandard inzwischen höher liegt. Besonders auf kurzen Wellen und Querrillen sprechen Federn und Dämpfer mäßig an, lange Bodenwellen dagegen werden problemlos geschluckt. Guten Seiten- und Rückenhalt bieten die Sitze. Unverändert präsentiert sich die Armaturentafel: übersichtlich, aber auch ziemlich öde im Design. Beim Testwagen hakelte die Schaltung zwischen viertem und fünftem Gang. Das Motorengeräusch ist zwar deutlich, bleibt aber auch bei hohen Geschwindigkeiten erträglich.

Wirtschaftlichkeit

Wer in diesem Jahr einen Primera gekauft und keinen satten Preisnachlaß herausgehandelt hat, wird sich schwarz ärgern: Der überarbeitete 2-l SLX steht mit 33.145 DM in der Liste und ist somit 1500 DM billiger als der Vorgänger. Damit liegt das Auto weiterhin deutlich unter seinen Konkurrenten (Mazda 626 2.0 GXE = 34.450, Renault Laguna RXE = 36.900, Ford Mondeo 1.8i GLX = 35.840, VW Passat 2.0 GL = 40.100 DM). Der Verbrauch lag zwischen 8,3 und 10, im Schnitt bei 9,5 l/100 km Super. Der Fiskus kassiert 264 DM im Jahr, die Versicherer stuften den Primera in die Typklassen 19 (Vollkasko) und 23 (Teilkasko) ein. Der Wertverlust wird höher als bei deutschen Modellen dieser Klasse sein.

Fazit

Der Primera ist ein ausgereiftes und zuverlässiges Mittelklasse-Auto zu einem attraktiven Preis. Wer auf Image und Design verzichten kann, wird kaum ein ähnliches Preis-Wertverhältnis finden.

Bewertung

Karosserie: 0
Fahrleistung: +
Fahrverhalten: +
Komfort/Bedienung: 0
Ausstattung: +
Wirtschaftlichkeit: +

(rp)
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