Baujahr 1993 Mitsubishi 3000GT

Mitsubishi 3000GT / Baujahr 1993

Mitsubishi 3000GT / Baujahr 1993

Japans Automobilhersteller scheinen Gefallen daran zu finden, High-Tech-Komponenten, die sonst über die gesamte Produktpalette verteilt sind, in einem Fahrzeug zu konzentrieren. Mitsubishi baut dafür als Beweis seiner Leistungskraft den Sportwagen

Ausstattung

Metallic-Lack kostet 790 DM Aufpreis, alles andere, was ein Auto zum Luxus-Fahrzeug macht, bringt der Mitsubishi 3.000 GT mit: elektrisch verstellbare Sitze, Fenster, Spiegel und Scheinwerfer, dazu Fahrer-Airbag, Alarmanlage, Servolenkung, ABS, Motorantenne, Tempomat und Klima-Automatik. Der Testwagen zeigte keine Verarbeitungsmängel.

Fahrleistung

In Mitsubishis Prestigemobil steckt vorne quer eingebaut ein V6 mit Vierventiltechnik, vier obenliegenden Nockenwellen, zwei Turboladern und vollelektronischem Motormanagement. Das 3-l-Triebwerk mobilisiert 286 PS (210 kW) bei 6.000 U/min, das maximale Drehmoment von 407 Nm liegt bereits bei 3.000 Touren an. Der leer 1,7 t wiegende Flitzer schafft den Spurt aus dem Stand auf Tempo 100 in 5,9 sek, die Spitzengeschwindigkeit wird bei 250 km/h abgeregelt. Doch im unteren Drehzahlbereich entwickelt das Triebwerk nicht den vermuteten Biß. Ladedruck setzt erst ab etwa 2.500 U/min, dann aber fast schlagartig ein. Vierter (0,82) und fünfter Gang (0,65) sind seht lang übersetzt, es muß also fleißig geschaltet werden. Dabei stört, daß die Kupplung einigen Kraftaufwand erfordert.

Fahrverhalten

Neben allen technischen Entwicklungen für exzellentes Fahrverhalten auch unter extremen Bedingungen verfügt der 3.000 GT noch über ein i-Tüpfelchen: Die Allradlenkung schaltet sich bei langsamer Fahrt, etwa beim Einparken, ab, Front- und Heckspoiler verändern bei mehr als 80 km/h ihren Anstellwinkel. Der permanente Allradantrieb mit einer Kraftverteilung von 45:55 % zwischen Vorder- und Hinterachse sorgt für exzellente Traktion. Doch all dieser Aufwand verhindert nicht, daß der Geradeauslauf wegen der Breitreifen viele Lenkkorrekturen erfordert, weil das Auto jeder Fahrbahn-Unebenheit nachläuft. Das Eigenlenkverhalten im Kurvengrenzbereich ist tadellos, auf Lastwechsel reagiert der 3000 GT jedoch deutlich. Die Servolenkung ist etwas zu indirekt, die Bremsanlage mit vier großdimensionierten Scheiben und ABS der enormen Motorkraft angemessen ausgelegt. Der mit 11,4 m üppige Wendekreis beeinträchtigt die Handlichkeit.

Karosserie

An optischen Signalen für den Auftritt als Platzhirsch, selbst auf den Boulevards der PS-Schau, besteht kein Mangel: Mächtige Spoiler vorn und hinten in Wagenfarbe, tief heruntergezogene Front, versenkte Scheinwerfer, Ausbeulungen in der Motorhaube für die Federbeine und Belüftungsgitter in den keilförmig aufstrebenden Flanken machen da sicher Eindruck. Der cw-Wert dieser Flunder (4,56 m lang, 1,84 m breit, 1,28 m hoch, Radstand = 2,47 m) liegt freilich mit 0,33 höher als die Optik vermuten läßt. Der 2+2-Sitzer schafft mit weit zurückfahrenden Sitzen viel Raum für Fahrer und Beifahrer, die Mulden im Fond lassen sich aber allenfalls als Ersatz für fehlende Ablagen nutzen. Zugeständnisse erfordert auch der knappe, flache Kofferraum (165 l), der nur bei umgeklappter Rückbank (554 l) einen Getränkekasten aufnehmen kann. Die rundum schlechte Übersicht wird zusätzlich durch den ausladenden Heckspoiler beeinträchtigt. Den Einstieg erleichtern breite, hoch angesetzte Türen.

Komfort

Wer im 3.000 GT die Stöße der Querrillen nicht im Kreuz spüren will, kann per Knopfdruck von der härteren Dämpfereinstellung "Sport" auf die komfortablere, aber etwas schaukelige Kennung "Tour" umstellen. In dieser Position wird die Fahrwerksabstimmung per Computer automatisch den Fahrbahn-Unebenheiten angepaßt. Sehr viel Komfort bieten die elektrisch einstellbaren Sitze. Im Blickfeld des Fahrers angeordnet sind Rundinstrumente und Bedienungsschalter. Der knufflige Schaltknüppel geht sehr kurze, präzise Wege. Für das Heizungs- und Lüftungssystem hat sich Mitsubishi ein Klima-Display ausgedacht: eine Spielerei, die eher ablenkt. Nicht beanstanden lassen sich Motor- und Windgeräusch, der Doppelturbo bleibt trotz sportlichen Sounds auch unter Vollast im akzeptablen Dezibel-Bereich.

Wirtschaftlichkeit

Für 98.500 DM gibt Mitsubishi dieses Resultat internationaler Ingenieurkunst" auf dem deutschen Markt ab. Porsche nimmt für das 968 Coupé 95.621, Nissan für den 300 ZX 90.784, Mazda für den RX-7 86.250 DM. Beim Verbrauch genehmigte sich der 3.000 GT mit 16,3 l/100 km Super den erwarteten, aber unzeitgemäßen Turbo-Zuschlag. Die Einstufung der Versicherer (Teil- und Vollkasko = Typklasse 39) kommt ähnlich teuer wie der zu erwartende Wertverlust.

Fazit

Dieser Sportwagen bewegt sich zwischen automobiler Passion und sozialem Protz. Seinem Hersteller gilt er als "Ausnahmeerscheinung" in einer breiten Angebotspalette. Das wird er bleiben.

Bewertung

Karosserie: 0
Fahrleistung: +
Fahrverhalten: +
Komfort/Bedienung: +
Ausstattung: ++
Wirtschaftlichkeit: -

(rp)
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