Baujahr 1994 Mercedes S 350TD

Mercedes S 350TD / Baujahr 1994

Mercedes S 350TD / Baujahr 1994

Drei Jahre ist die S-Klasse von Mercedes auf dem Markt, und trotz aller Anfeindungen wegen Masse und Maßen findet sie hierzulande monatlich rund 1.700 Käufer. Dennoch sahen die Schwaben Anlaß zu Änderungen an Design und Ausstattung. Wir fuhren die King-Size-Limousine mit dem treibstoffsparenden 3,5-l-Turbodiesel.

Ausstattung

Für die jüngste Anhebung des Serienstandards wurden die Kunden nur mäßig zur Kasse gebeten. Neben zwei Airbags, Getriebeautomatik, Fenster- und Spiegelelektrik, Tempomat und Wärmeschutzglas gehören nun auch automatisches Sperrdifferential, Wegfahrsperre und Klimaautomatik zur Grundausstattung. Extras gehen, wie gewohnt, ins Geld. Eine Auswahl: Metallic-Lack (2.012,50 DM), Leichtmetall-Räder (ab 1.696), elektrisches Schiebedach (2.392), elektrische Sitzverstellung vorn (1.955), Ledersitze (3.979). Der Testwagen war vorzüglich verarbeitet.

Fahrleistung

Der mit 0,9 bar aufgeladene 3,5-l-Sechszylinder ist dank Motorkapselung wohl der leiseste Seriendiesel. Nach ganz kurzem Kaltstart-Nageln läuft er vibrationsarm und so leise, daß Laien ihn meist nicht als Selbstzünder ausmachen; auch bei Vollast bis zum Drehzahllimit wird er nicht Unangenehm laut. Das ist gut, denn gefordert wird dieses Triebwerk mächtig: Die bei 4.000 U/min zur Verfügung stehenden 150 PS (110 kW) müssen schließlich mindestens 2 t bewegen. Ab 2.000 Touren, wo 310 Nm Drehmoment anliegen, tun sie das mit fühlbarem Nachdruck, doch mit den Fahrleistungen der S-Benziner kann der Diesel naturgemäß nicht mithalten: Beim Spurt auf Tempo 100 vergehen rund 13 sek, die Spitze beträgt "nur" 185 km/h. Zwar bietet das Triebwerk nach kurzem "Turboloch" ansprechenden Durchzug. Doch trotz der gut abgestuften (und gewohnt sanft schaltenden) Getriebeautomatik mit direktem (1,0) 4. Gang wünscht man sich an Autobahnsteigungen mitunter mehr power, zumal wenn das Auto voll beladen ist und das Leistungsgewicht 17,2 kg/PS erreicht.

Fahrverhalten

Hier unterscheidet sich der Diesel in nichts von seinen Benziner-Brüdern: Unbeirrbarer Geradeauslauf, denn "Länge läuft" bekanntlich, im Kurvengrenzbereich beträchtliche Querneigung und untersteuerndes Eigenlenkverhalten, aber keinerlei Reaktion auf Lastwechsel, gute Traktion dank automatischem Sperrdifferential, wirkungsvolle und standfeste Bremsanlage sowie leichtgängige, direkte (14:1) Servolenkung. Ihr wünscht man jedoch mehr Rückstellkraft, damit nach Kurven nicht so bewußt zurückgelenkt werden muß. Angesichts der Maße und eines Wendekreises von über 12 m können auch die zahlreichen Fahrhilfen bei der Handlichkeit keine Wunder bewirken: In der Agilität kommt die S-Klasse nicht an die neue 7er-Reihe von BMW heran.

Karosserie

Geänderte Stoßfänger, neue Blink-, Front- und Heckleuchten, vor allem die seitliche Stoßleiste statt der Kunststoffplanken machen die 5,11 m lange "Kurzversion" scheinbar schlanker. Doch trotz abgerundeter Kofferraumecken wirkt das Heck noch immer massig. Im Innenraum sind die Platzverhältnisse so großzügig wie nirgends. Der Kofferraum faßt 525 l, doch die Zuladung beträgt nur dann 650 kg, wenn Verzicht auf Extras das Leergewicht bei 1.940 kg hält - nachwiegen empfehlenswert. Am Einstieg läßt sich bis auf die breiten Seitenschweller nichts bemäkeln, die Übersicht ist vor allem nach hinten mäßig, wo die Peilstäbe beim Rückwärtsfahren meist von den Fondkopfstützen verdeckt werden.

Komfort

Im Fahrkomfort ist's umgekehrt - da ist dieses Auto auch nach drei Jahren unerreicht: Die Abstimmung von Federn und Dämpfern ist das Optimum, denn Straßenunebenheiten sind fast nicht fühlbar. Ähnliches gilt für das vielfältig verstellbare und straff gepolsterte Gestühl. Das Interieur mag manchem (zu) schlicht erscheinen, doch es ist ungeheuer funktionell. Wind- und Motorgeräusch bleiben auch bei hohem Tempo dezent - das Lauteste, was man bei mittleren Geschwindigkeiten hört, ist das Gebläse der Klimatisierungsautomatik.

Wirtschaftlichkeit

88.837,50 DM fordert Mercedes-Benz für den Turbodiesel in der S-Klasse. Konkurrenz kommt, da es den aufgeladenen Selbstzünder von BMW zunächst im 7er nicht gibt, vor allem aus dem eigenen Stall: Der deutlich leistungsstärkere S 280 (193 PS/142 kW) kostet 4.370 DM weniger, was auch in dieser Klasse Geld" ist. Der Verbrauch lag zwar nur zwischen 10 und 13, im Mittel bei 12,2 l/100 km, doch den Mehrpreis "hereinzufahren", erfordert sehr viele Kilometer, zumal auch 1.298,50 DM Jahressteuer fällig sind. Die Versicherer stufen das Auto in die Typklassen 34 (Vollkasko) und 33 (Teilkasko) ein. Beim Wiederverkauf wird es einen gehörigen Teil des Neupreises zurückgeben.

Fazit

Sparen läßt sich mit dem Turbodiesel in der S-Klasse nicht viel. Aber es mag wohl sein, daß er das Umweltgewissen ein wenig beruhigt.

Bewertung

Karosserie: +
Fahrleistung: 0
Fahrverhalten: +
Komfort/Bedienung: ++
Ausstattung: +
Wirtschaftlichkeit: -

(rp)
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