Ghibli und Quattroporte S Q4 Auch ein Maserati kann Allrad

Cervinia/Region Matterhorn · Maserati erlebt gerade eine Renaissance, die sich nicht zuletzt in einer ungeahnten Modellvielfalt widerspiegelt. Seit der italienische Edelhersteller mit dem Dreizack nach langer Pause wieder die obere Mittelklasse bedient, sind erstmalig auch Diesel im Rennen sowie natürlich Allradantrieb, denn der ist schließlich gerade en vogue.

Maserati setzt bei Ghibli & Quattroporte auf Allrad
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Maserati setzt bei Ghibli & Quattroporte auf Allrad

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Gutes Wetter ist immer relativ. In Deutschland ist der von vielen Menschen gehasste Schnee bisher ausgeblieben, zumindest in den meisten Regionen. Also mussten die Verantwortlichen der Edelschmiede Maserati höher gelegene Orte ins Visier nehmen, um die Vorzüge ihres auf den Namen Q4 getauften Allrad-Systems demonstrieren zu können.

Das Label mit dem Dreizack schickt sich gerade an, wieder deutlich in die Breite zu gehen, nachdem in den letzten Jahren ausschließlich die Oberklasse-Limousine Quattroporte sowie einige teure Sportler zu haben waren. Ghibli heißt das Zauberwort: Mit dem kleinen Bruder des ausladenden Fünfmeter-Liners Quattroporte hat man eine etwas preissensiblere Zielgruppe im Visier. Der ebenfalls mit vier Türen - nichts anderes bedeutet Quattroporte - ausgerüstete Ghibli startet bei immer noch sportlichen 64.980 Euro (S Q4 immerhin 82.470 Euro), während beim Quattroporte nicht mehr viel im fünfstelligen Bereich geht. Sein Einstiegspreis liegt bei 94.850 Euro, und der vierradgetriebene S Q4 mit ebenfalls 301 kW/410 PS verlangt dem Käufer 107.700 Euro ab.

Das Plus an Grip

Das ist der neue Maserati Ghibli
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Die Nachfrage nach den Versionen mit Allradantrieb ist rege. Selbst in Europa, wo man im automobilen Oberhaus eher auf Heckantrieb schwört, beziffert das Marketing den Anteil der Quattroporte Q4-Varianten auf beachtliche 42 Prozent. Zeit, endlich Platz zunehmen in den Limousinen mit dem von Magna zugelieferten Hightech-Antriebsstrang, bei dem per Lamellenkupplung der Frontantrieb zugeschalteten wird. Naturgemäß muss es dynamisch zugehen. Zwar dürften die Q4-Ausgaben auch für Kunden in wettergebeutelten Regionen mit häufigem Schneefall interessant sein, allerdings können das Plus an Grip und die damit zusammenhängenden Vorteile auch in zügig gefahrenen Kurven ausgespielt werden.

Auf den Landstraßen rund ums Matterhorn lassen sich sowohl der etwas leichtere (50 kg) Ghibli als auch das 1920 kg wiegende Dickschiff Quattroporte mit 5,26 m Länge kaum aus der Ruhe bringen in forciert gefahrenen Kehren. Bei beherztem Gaseinsatz schieben beide weitgehend neutral gen Kurvenaußenrand, wobei der Ghibli passend zu seinem kompakteren Auftritt etwas direkter und damit verbindlicher anmutet. Auf dem Zentraldisplay kann der Fahrer permanent beobachten, wie viel Prozent des Momentes gerade an welche Achse gelangt — ob diese Funktion nützlich ist, sei dahingestellt, interessant sind die Infos in jedem Fall.

Einige Runden auf dem denkbar glatten Eispfad beweisen, dass das Limousinen-Paar auch bei strengen winterlichen Verhältnissen keineswegs aufgeschmissen ist, während andere Fahrzeuge mit Front- oder Heckantrieb längst am Straßenrand hätten kapitulieren müssen.

Ambitionierte Sportlichkeit

Wer bei Maserati zwei angetriebene Achsen möchte, muss zwingend Sechszylinder-Benzinantrieb wählen und sollte nicht zu sehr auf den Verbrauch achten. Runde 10 Liter je 100 km gemittelt gibt das Werk an — nichts für Knauserer. Das unter Ferrari-Regie entwickelte Triebwerk mit typischem 60 Grad-Bankwinkel posaunt je nach Drehzahl die verschiedensten Höhenlagen auf der Tonleiter auf und ab; es klingt innen wie außen mächtig nach ambitionierter Sportlichkeit und macht demnach klar: Ein profaner fahrbarer Untersatz für besserverdienende Vertreter sind die beiden Dreizack-Offerten mitnichten. Spannend ist in diesem Zusammenhang die Frage, ob der Allradantrieb auch in die Selbstzünder Einzug halten wird — derzeit reine Spekulation.

Dem Verkauf könnte es jedenfalls nicht schaden, schließlich erwartet die Maserati-Mannschaft, dass die Hälfte aller in Europa ausgelieferten Quattroporte den drei Liter großen V6-Diesel unter der Haube tragen werden. Beim Ghibli sollen es gar 60 Prozent sein. Ohne Frage muss sich auch beim Händlernetz etwas tun, wie Karim Bouatra — Marketing-Experte von Maserati Deutschland und Österreich — erläutert. Man unternehme große Anstrengungen, um die Anzahl der Verkaufsstellen in die Höhe zu treiben. Es gibt derzeit 22 Autohäuser. Ganze 37 möchte man gerne realisieren in einer nicht näher bestimmten Zeit. Aber spätestens, wenn das Maserati-SUV Levante auf den Markt drängt, dürfte es viel zu tun geben für das Verkaufspersonal. Bis dahin müssen die Interessenten mit Ghibli und Quattroporte Q4 S Vorlieb nehmen.

(SP-X)
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